Ursprünglich bin ich auf das FD 28-85 mm f/4 über einen Vergleichstest aufmerksam geworden, der in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre im französischen Fotomagazin “Chasseur d’images” veröffentlicht wurde. Den Test hat das Objektiv gegen die Konkurrenz von Nikon, Minolta, Tokina, Tamron und Objektive von anderen Anbietern haushoch gewonnen und “Chasseur d’images” bescheinigte ihm sowohl sehr gute als auch gleichmässige Abbildungsleistungen über den ganzen Brennweitenbereich und das schon bei offener Blende. Die Suche nach “meinem” Idealstandardzoom” wurde aber zu einem mehrere Jahre währenden Hindernislauf. Das erste von mir gekaufte Exemplar des FD 28-85 mm f/4 war zwar in hervorragendem Zustand, stellte sich aber nach mehrmonatigem Gebrauch doch als defekt heraus : der Gummibelag der sechs für die Brennweitenverstellung verantwortlichen Messingrollen löste sich nach und nach auf und verwandelte sich in eine klebrige Pampe, die die Bedienung des Zoomrings immer schwieriger machte und diesen schliesslich völlig ausser Gefecht setzte. Kürzlich habe ich dann noch ein als defekt bezeichnetes Exemplar erstanden und zur Generalüberholung völlig zerlegt und wieder zusammengebaut. Es ist jetzt sowohl mechanisch als auch optisch ohne Beanstandung und kann damit für den vorliegenden Test dienen.
Die folgende Série habe ich kürzlich über den Dächern von Arles in der Provence gemacht. Die Aufnahmebedingungen waren alles andere als ideal (Gegenlicht, Taschenstativ), aber die Fotos zeigen zumindest das Potential des Objektivs, und das nicht nur bei “Blende 8, Sonne lacht”. Die Fotos wurden in Camera Raw mit Standardeinstellungen für die Schärfung und mit desaktivierter Korrektur von chromatischen Aberrationen konvertiert. Ich zeige hier das gesamte Bild und Ausschnitte aus der Bildmitte und einer Bildecke, mit f/4, f/5,6, f/8 und f/11. Bei kleineren Blenden wird die Beugungsunschärfe wirksam und zerstört den Schärfeneindruck wieder.
28 mm
f/4
f/5,6
f/8
f/11
35 mm
f/4
f/5,6
f/8
f/11
50 mm
f/4
f/5,6
f/8
f/11
85 mm
f/4
f/5,6
f/8
f/11
Bei allen Brennweiten ist die Schärfe im Zentrum schon bei Offenblende völlig brauchbar (gut), obwohl sie bei längeren Brennweiten von einer leichten Unschärfe überlagert wird (sphärische Aberration). Am Bildrand ist die Schärfe bei Brennweiten zwischen 35 und 85 mm schon bei Offenblende zufriedenstellend. Bei mittleren Blenden (f/8) wird die Bildqualität über die ganze Bildfläche sehr gut (Ecken) oder hervorragend (Mitte), jedoch bleiben die Ecken bei der kürzesten Brennweite auch bei Abblendung weich. Insgesamt ist das ein beeindruckendes Ergebnis für ein so altes Objektiv, zumal es auch nicht zur Luxury-Serie mit Sondergläsern gehört. Mit den L-Zooms 20-35 mm f/3,5 und 80-200 mm f/4 müsste es aber ein perfektes Trio bilden können (bis jetzt habe ich nur das 80-200 L).
Fortsetzung folgt…