So, nun zum Thema Messsucher:
Die Super-Ikonta hat einen Mischbild-Entfernungsmesser, der eine erstaunlich präzise Fokussierung ermöglicht. Für diejenigen, die noch nie mit so etwas fotografiert haben, möchte ich kurz erklären wie das funktioniert:
Von vorne betrachtet links oben auf dem Objektiv sitzt ein weiteres "Mini-Objektiv". Dieses wirft ein Bild durch ein kleines Fenster am Kamerabody oberhalb des Balgens. Von dort wird das Bild über ein Prismensystem in den eigentlichen Sucher eingespiegelt. Wenn man durch den Sucher schaut, sieht man also einerseits das Sucherbild und andererseits in einem kleinen runden Feld in Bildmitte zusätzlich das eingespiegelte Bild. Solange diese beiden nicht übereinander liegen, sieht man in diesem runden Feld alle Konturen doppelt.
Nun verschiebt man über das Fokussierrad die Position des Objektivs* und damit auch die Position des "Mini-Objektivs" so lange bis die Konturen des Motivs im Sucher exakt übereinanderliegen. Bei korrekter Justierung passt der Fokus nun für das anvisierte Motiv
Die damit erreichbare Präzision ist bei exakter Justierung des Systems verblüffend. Bei dem ersten Film habe ich tatsächlich auch mit dem lichtstarken Tessar bei Offenblende den Fokus auf 5-10 cm genau getroffen. Das schaffe ich mit meiner Mittelformat SLR nur mit Sucherlupe und viel Glück.
Einziger Nachteil: Die Naheinstellgrenze ist durch dieses Fokussiersystem auf ca. 1,5 m begrenzt, was ich schon als erhebliche Einschränkung empfinde. Damit sind z.B. Portraitaufnahmen im engeren Sinne nicht möglich. Aber auch für den Nahbereich gibt es eine Lösung von Zeiss Ikon: Das sogenannte "Contameter" mit den zugehörigen Nahlinsen und Aufstecksuchern. Das stelle ich dann demnächst hier vor...
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* Es wird genau genommen nicht das ganze Objektiv verschoben, sondern nur die Frontgruppe des Tessars.