Nun zum vierten und letzten Teil meiner Vorstellung des Rodenstock Apo Rodagon 4/90mm
Nachdem sich der Hochnebel heute lichtete und sich die Sonne langsam zeigte, bin ich schnell raus und habe unter diesen guten Lichtverhältnissen ein paar Fotos geschossen. Diesmal ohne zusätzlichen Zwischenring, also die "normale" Einstellung für Naheinstellgrenze bis Unendlich.
Wie immer alles an der Sony A7 und ISO 100, alle RAW ooc, Crops 1:1 und ohne Schärfe aus Lightroom exportiert, Gesamtansichten verkleinert in Photoshop.
Gestern spät abends geschossen: Offenblende bei Kunstlicht, ca. 1.5m Entfernung
Im Nahbereich ist das Rodagon sehr scharf auch bei Offenblende.
Heute bei einfallendem Tageslicht (Jalousien aber unten), Blende 5.6
Was sich auch durch die andere Fotos bestätigt: leicht abgeblendet ist das Objektiv im Nahbereich knackscharf.
Blümchenfraktion bei Blende 4, Abstand ca. 2m
Hundehaartest bei Blende 5.6, Abstand ca. 3m
Katzentest bei Blende 5.6, Naheinstellung, Abstand ca. 80cm
Belichtungsreihe: Blende 4 bis Blende 11
Offenblende 4:
Hier zeigt sich erstens ein warmer grünlicher Ton, der mir auch schon bei den anderen Fotos aufgefallen und bei Einstellung auf Unendlichkeit deutlich sichtbar ist. Zweitens zeigt sich, dass das Vergrößerungsobjektiv nicht "auf Unendlichkeit gerechnet" wurde. Das Ergebnis ist ok, Kontraste sind gut, aber gute 85er bringen diese Leistungen eben schon bei Blenden um 2. Im Vergleich sind Fotos mit Naheinstellung dagegen eindeutig schärfer (siehe Hundehaartest), auch im Vergleich zu den erwähnten 85ern bei Naheinstellung.
Blende 5.6
Leichtes Abblenden um eine Stufe, das erwähnte ich bereits zum Ateliertest, verbessert die Schärfe erheblich, der Unterschied ist derart gravierend, dass ich diesen Test nochmal wiederholte, da ich einen derartigen Qualitätssprung bei klassischen SLR-Objektiven nur mit mindestens 2 Blendenstufen so deutlich generieren kann. Auffällig sind auch die kältere Farben, das setzt sich in den folgenden Bildern fort.
Blende 8
Hier haben wir nicht nur eine natürliche Farbtemperatur, bei Blende 8 erreicht das Rodagon auch die Spitze der Schärfe. Mehr geht allerdings auch nicht, die Grenze des Sensors ist erreicht. Natürlich sind die meisten guten Portraitbrennweiten bei Blende 8 augenscheinlich scharf und das Digitar (ich muss es mal vergleichen) schafft das schon bei Offenblende, spätestens bei Blende 5.6. Trotzdem ist das, was das Rodagon hier leistet, fantastisch.
Blende 11
Hier verbessert sich nur noch die Tiefenschärfe und der Farbton ist noch etwas kälter.
Fazit:
Wie bei jedem Objektiv sollte man wissen, wofür es sich am besten eignet. Das Apo Rodagon ist hervorragend im Nahbereich oder als Bokeh-Objektiv bei Offenblende, auch die Makro-Ergebnisse, bei denen man ohnehin abblendet, sind erstklassig. Ich bin sicher, dass es auch als Portraitobjektiv bei Offenblende geeignet ist. Als leichtes Tele für Landschaftsaufnahmen oder ähnliche Situationen mit Unendlichkeitseinstellung sollte man unbedingt abblenden, Blende 8 liefert dann aber auch hervorragende Ergebnisse. Negativ fällt in Verbindung zu den leichten Schwächen bei Offenblende die sichtbar schlechte Behandlung von CAs und OOF-CAs in extremen Lichtsituationen auf, abblenden auf 5.6 oder besser 8 ist hier notwendig, ansonsten hilft EBV.
Grundsätzlich ein tolles Objektiv, das ich als Alternative zum Digitar sehe und durch die VNEX-Schnittstelle auch noch eine Fototasche erspart, will man zusätzlich eine kürzere Brennweite mitnehmen.
Grüße
Nils