Eine Thermoskanne hätte ich noch machen können, aber ich wollte es nicht überfrachten.
Das ist für mich die Kernaussage, deshalb würde ich so weit abblenden das deine Lieblingskamera von vorne bis hinten scharf abgebildet wird, der Rest darf verschwimmen.
Ich würde also weder für Blende 1.4 noch für Blende 11 plädieren, sondern Blende 2.0 oder 2.8 verwenden.
Anders, wie die Forenkollegen hier schon geschrieben haben, wenn du die Situation darstellen willst: Wanderung mit der Kamera, Pause ....
Dann fehlen Hinweise auf die Situation, z.B.: die erwähnte Thermoskanne, Rucksack etc. und diese sollten zumindest noch so (un)scharf sein das man erahnen kann was
da noch im Hintergrund ist und zur Situation gehört.
Aber auch hier kann man wieder sehen, das jeder Fotograf das Bild mit seinen Augen sieht und die Schwierigkeit darin liegt die Situation so zu vermitteln, das ein dritter,
neutraler Betrachter, den Inhalt so erfasst wie der Fotograf ihn vermitteln wollte.
Ich finde die Diskussion sehr interessant, auch oder gerade weil hier auch Kritik an dem Bild geäussert wird! Mein Fazit bisher ist etwas folgendes: ein zusätzlicher Hinweis auf eine Wanderpause, z.B. Thermoskanne würde die Bildaussage steigern. Das ließe sich waohl auch noch machen ohne das Bild zu überfrachten. Ein bisschen mehr Tiefenschärfe als bei Blende 1,4 hätte vielleicht auch positive Auswirkungen. Vielleicht probiere ich das mal bei Gelegenheit aus.
Mich würde interessieren, ob dem TO wirklich ein (nahezu) perfekt komponiertes Bild vorschwebte, egal ob mit Schärfe oder Unschärfe (ich kann beiden Grundideen einiges abgewinnen), oder ob es sich
um einen situationsbedingten Schnappschuss handelt, wie er sich jedem Wanderer immer wieder bietet. Denn das ist für mich eine alltägliche Situation, man sieht ein reizvolles Motiv und versucht erstmal,
es irgendwie zu erfassen. Sowas ist sicher nie perfekt, kann aber einen ganz authentischen Reiz haben. Die Version mit Blende 11 behagt mir durchaus als quasi Stilleben. Ich persölich gehe auch gern
mal auf einem Foto"spazieren" und verweile mal auf einem, mal auf einem anderen Teilmotiv. Wie haben es denn die alten Meister der Landschaftsmalerei gehalten? Man kann Stunden vor ihren Bildern
verbringen und immer neue Feinheiten entdecken. Darf ein Foto so etwas nicht auch einmal haben?
Gruß
Lutz
Dazu kann ich mich ja mal äußern. Das Bild ist durchaus geplant gewesen und nicht beim Wandern zufällig entstanden. Es sollte ein Stillleben mit genau diesen drei Komponenten werden. Den Kompass habe ich sogar extra für dieses Bild gekauft. Weiter ging die Planung allerdings nicht. Als die Sachen bei mir auf dem Tisch standen, habe ich einfach etwas herumexperimentiert. Mit unterschiedlichen Positionen der drei "Akteure" (Kamera, Kompass, karte) und unterschiedlichen Blenden. Ich hoffe, damit ist deine Frage beantwortet.
Tatsächlich hat sich ja die Fotografie der Stil-und Gestaltungsmittel der alten Malermeister angenommen, das Auge geschickt zu führen gehört natürlich auch dazu.
Stilleben hatte einst übrigens einen sehr ausgeprägten Symbolismus, und es gab da sehr starre und klerikale Vorgaben.
Davon konnte sich die Fotografie glücklicherweise lösen.
Ich fände es auch sehr begrüssenswert, wenn a) man sich mehr Zeit zum intensiven Betrachten nehmen würde und b) ein Foto wirklich soviel hergibt, dass man stundenlang davorstehen könnte.
Da Ralf eine klare Intention hatte, vermute ich, dass das Bild über einen Schnappschuss deutlich hinausging und er sich mit dem Arrangement auseinandergesetzt hat.
Die Hinwendung zum monochromen Abbild ist auch kein zufälliges Ergebnis, sondern eine bewusste Entscheidung, auch hin zum Grafischen.
VG,
Ritchie