Es war hier von mir nicht die Rede von Chargen... wenn ein Auftrag von einem Handelshaus platziert wurde, so ist sicherlich innerhalb des Auftrages mit einer "Kontinuität" zu rechnen, was produktionstechnisch anders auch keinen Sinn machen würde.
Gleichwohl musst Du mir auch nur ein einziges Objektiv nennen, das einem eigenen Design einer solchen Hinterhof Manufaktur entsprang und in der Herstellung nicht gekupfert oder angelehnt an Vorbilder der Premium Hersteller war.
Zumeist waren dies - entgegen Deiner Behauptung - nämlich keine "Eigenentwicklungen" sondern vielmehr Ableger der Auftragsproduktionen von Kameraherstellern, die entsprechende eigene Entwicklungsabteilungen unterhielten und lediglich die Fertigung nach Vorgaben an diese Werke vergaben.
Das durch "Niedergang" einiger Kamerahersteller wie Kowa oder Topcon oder andere namhafte Lizenzgeber dann auch mal alte Rechnungen von der jeweiligen Manufaktur aus der Konkurs/Insolvenzmasse erworben wurden um so die Handelsketten zu beliefern, steht ausser Frage.
Ein typisches Beispiel für die Auftragsfertigung seinerzeit war Vivitar als Drittanbieter - Marke.
Ponder & Bess unterhielt eine eigene Abteilung für die Rechnung von Objektiven... wovon etliche auf Ponder & Bess eingetragene Patenten in den USA zeugen. Gleichwohl hat Vivitar diese eigentliche Herstellung an Cosina bzw. Tokina übergeben und dort fertigen lassen nach den eigenen Vorgaben und abschließenden Prüfungen auf Einhaltung der Vorgaben.
Erst durch derartige Vorgaben und Prüfungen in der Auftragsfertigung konnte sich Vivitar spätestens mit den Objektiven der Series 1 überhaupt seinen exzellenten Ruf zur Analogen Filmzeit erwerben...
Wenn Du nun daherkommst und behauptest, dass die Handelshäuser, für die gefertigt wurden, eigene Rechnungen anstellten und über geeignete Prüfmittel verfügten, so halte ich das eher für ein Gerücht...
Hier griff man eben auf irgendwelche in den Schubladen schlummernden "Alt-Rechnungen" zurück, warf die Maschinen an und konnte von Glück sagen, wenn die letzte Revision des optischen Designs auch in den technischen Zeichnungen eingearbeitet war.
Leztlich interessierte es niemanden, ob hier bei den Massenmarkt Objektiven nun hier oder da chromatische Aberationen auftraten, ob die Objektive tatsächlich das angegebene Öffnungsverhältnis erreichten, ob der Unendlichkeitspunkt stimmte etc...
Kurzum es wurden.. auch wenn einige Rechnungen von namhaften Hersteller im Ursprung aus abgelaufenen oder erworbenen Patenten stammen könnten ... zunächst die günstigsten Herstellungsprozesse eingeleitet, damit überhaupt im Markt "Fuß gefasst werden konnte", denn die zu bedienende Klientel bestand eben rein in den weniger Qualitätsorientierten Käuferschichten.
Vorzugsweise waren es damals Kunden, die viel Geld in die finanziell erreichbare "beste Kamera" steckten, sich bei den Objektiven dann aber bei Porst, Revue, Hanimex, Universum/Universa, Berolina/Beroflex und wie sie alle hießen das möglichst günstigste Glas kauften, weil ein gutes 135er damals fast nochmal das Geld für eine Kamera "aufgefressen" hätte.
Schon damals ein absoluter Wahnsinn über 1.000 DM für eine Pentax oder sonstige M42 Kamera auszugeben, um dann Porst - Billigobjektive davor zu schnallen. DAvon zeugen auch heute noch die auf Ebay angebotenen Kameraausrüstungen, wo damals durchaus sehr gute Kameras dann mit eben diesen "Billy Billig" Objektiven verscherbelt werden... man findet sie zu tausenden.
Dabei war die Kamera dann das "Renommier-Objekt" und das verwendete Objektiv war eigentlich egal, denn der Qualitätsanspruch dieser Leute an ihre Objektive (die ja schließlich über die Qualität des fertigen Bildes entschieden), eher nebensächlicher Natur.
Damals wie heute eine aus meiner Sicht "irre Logik", nur das wir heute teilweise sündhaft teuere Digitalkameras besitzen und dann im Fischteich der schon damals maximal nur durchschnittlichen Objektiv-Leichen herumfischen wollen.
Ausser der schon erwähnten "Grundlagen-Forschung" welche Manufakturen mit wem in Japan nun kooperierten, welche Patente von wem erworben wurden, welche Objektivtypen dann auch als Auftragsarbeiten davon in den Handelsketten - Kreislauf kamen, sehe ich schon aus diesem Grund keinen höheren Sinn darin, sich mit diesen Objektiven zu befassen, sondern allenfalls die japanische Kamerageschichte selbst etwas mehr zu durchschauen.
Das aber wiederum kann nur gelingen, wenn man entsprechende Berichte von den damals an den Vorgängen beteiligten Personen aus erster Hand erfährt und zudem noch verifizierbar quasi ein "who ist who" des Japanischen Marktes abbildet, aus der sich entsprechende Erkenntnisse ergeben.
Hier mit den Objektiven anzufangen, ist aus meiner Sicht ziemlich sinnlos, denn da ich selbst Sachen fertige, weiß ich schon seit längerem um Produktionsprozesse, auftretende Schwierigkeiten in der Produktion und um Mittel der 'Beseitigung" von Produktionsfehlern, insbesondere dort, wo es um Fehler geht, die einmal funktional problematisch sind, und solche wo es nur um Design Angelegenheiten geht.
GErade im Bereich der Kombination Mechanik und Optik können so grundlegende Fehler passieren, das eine komplette Serie wieder eingestampft werden muss, oder man eben die Serie durch Nachbearbeitung zu retten versucht.
DAbei bleibt festzuhalten, dass es sich kleine Hinterhof-Schmieden, die Auftragsproduktionen übernehmen, es sich - anders als ein Großkonzern - wohl kaum leisten können, eine Serie zu verwerfen, sondern zur Rettung in die Nachbearbeitung einsteigen, so diese im Bereich des Fehlers liegen.
All dies sind Dinge, auf die man sich in dieser damaligen "Billig-Nische" schon einstellen musste und es auch tat, da sich ein jeder sagte... "ist ja kein Canon oder Nikon, da muss man halt mit Abstrichen leben".....
Und so war das schon damals eine "Never ending Story"... und genauso ist es letztlich auch heute... wenn man die alten Dinger unbekannter Herkunft und Produktionszusammenhänge untersuchen möchte...
Der eine kennt jemanden, der jemanden kennt, dessen berennteter Vater mal dort gearbeitet hat... Spekulatius, Spekulatius.. und wofür das alles?
Klar recherchierbare Fakten über die wirtschaftlichen Verflechtungen und involvierten Firmen verschließe ich mich nicht und sie sind sicher ein wertvoller Beitrag im Verständnis der Zusammenhänge. Aber daraus eine "Perlenfischerei" zu machen, eher sinnlos aus meiner Sicht.
Und für Beiträge zu den Herstellern haben wir eine eigene Rubrik im Forum, die sich "Hersteller - Infos" nennt, wo man durchaus schon seit sehr langer Zeit Informationen zu Herstellern... eben auch denen der japanischen Kameraindustrie - veröffentlichen kann. Ihr seid herzlich eingeladen, dort geschichtliche Firmenportraits und Bezüge/Verpflechtungen zu anderen Manufakturen dort einzustellen, wenn es sich um gesicherte Erkenntnisse handelt. Dafür wurde die Unterrubrik geschaffen. So kann dort eben ein "Who is who" in der japanischen Kamera-Industrie seit.... entstehen. Null Problemo...
LG
Henry



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