Ich wundere mich immer, wie selten in diesen Diskussionen die Frage des "Ausgabemediums" thematisiert wird. Letztendlich sind Bilder doch dazu da, betrachtet zu werden. Und dafür müssen zumindest digitale Fotos - mal ganz allgemein gesprochen - über ein Ausgabemedium an das Auge des Betrachters gebracht werden.
In 99% der Fälle ist dieses Medium ein Bildschirm (oder ein Display...).
Den Rest dürften sich Beamer und Print in etwa teilen.
Ich weiß ja nicht was ihr für Bildschirme zuhause herumstehen habt, aber meiner hat etwas mehr als 2 Mio Bildpunkte - sehr viel mehr ist wohl nach wie vor exotisch. Um "Pixelpeepen" auf dem Niveau selbst der "niedrigen" heutigen Kameraauflösungen zu betreiben, muss man also in jedem Fall so weit in ein Bild hineinzoomen, dass man das Bild als solches gar nicht mehr sieht. Und in den meisten Fällen wird beim Betrachten ja noch nicht mal der ganze Bildschirm ausgenutzt sondern es werden Bilder in 1200x800 oder noch kleiner gezeigt.
Von der Auflösung von heutigen bezahlbaren Beamern reden wir lieber erst gar nicht.
Bleibt also der Print als hochauflösendes Ausgabemedium. Nun kann man viel rechnen mit dpi und Dateigrößen und kommt dann auf maximale Printformate je nach Sensorauflösung. Was dabei gerne vergessen wird: Ab einer gewissen Größe des Prints ist auch ein entsprechender Betrachtungsabstand passend oder sogar erforderlich. Und damit sinkt die Anforderung an die Druckauflösung (dpi). Ein Plakat muss halt nicht so hoch aufgelöst gedruckt werden wie eine Illustrierte, weil man es sowieso nicht lesen kann wenn man in 30 cm Abstand davor steht.
Grob gesagt: Ab 60 x 40 cm aufwärts kann man ein Foto eigentlich nicht mehr im "Leseabstand" betrachten wenn man die Gesamtwirkung aufnehmen und nicht nur Ausschnitte sehen will. Und dann braucht man auch keine 300 dpi mehr sondern 120 dpi tun es auch. Und was sind z.B. 120 dpi auf 90x60? Ich komme nach Adam Riese auf ca. 12 MPx.
Letztendlich läuft es auch darauf hinaus, dass das menschliche Auge nur eine begrenzte Auflösung und eine bevorzugte "Wahrnehmungsbrennweite" von ca. 50 mm KB-Äquivalent hat - und dann noch im Gehirn mächtig interpoliert, um die Unschärfen des optischen Systems auszugleichen.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass selbst mit 10 MPx großformatige Ausdrucke möglich sind, bei denen man in einem angemessenen Betrachtungsabstand keine Pixel wahrnehmen kann - und ich benötige bisher keine Sehhilfe.
Bleibt als aus meiner Sicht einziges Argument für deutlich höhere Auflösungen das Potential zum Herausschneiden und Vergrößern von Details aus einem Foto. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob das nicht eine ziemlich aufwändige und teure Methode ist, ein Ziel zu erreichen, das man mit einem Teleobjektiv, einem Crop-Sensor oder schlicht etwas Nachdenken vor dem Druck auf den Auslöser in fast allen Fällen einfacher und auch technisch besser erreichen kann.
Es mag sein, dass es ganz spezielle Anwendungen gibt, in denen extrem hohe Sensorauflösungen einen Vorteil bieten, aber für die realistischen Anforderungen fast aller ambitionierten Hobbyfotografen genügen 10-12 MPx vollauf. Mit ordentlich Spielraum zum Beschneiden, für extrem hochwertige Großdrucke etc. kann man vielleicht in seltenen Fällen auch 20 MPx ausreizen, aber für noch höhere Sensorauflösungen sehe ich keine echte Anwendung.
Stellt mir einen Beamer mit 6000 x 4000 Px Auflösung hin und ich revidiere vielleicht meine Aussage - aber bis das erschwinglich wird, bin ich wahrscheinlich ein Tattergreis und habe selber nur noch 0,5 MPx Auflösung hinter den Brillengläsern...