Was aber auch deutlich an dem eigentlichen Thema der digitalen Bilderflut contra der für einige User sinnvoll erscheinenden Selbstbeschränkung beim analogen Fotografieren vorbei geht.
Nach wie vor im DCC und im Plauderbereich sollte eigentlich jeder seine Gedanken kundtun dürfen, ohne sich moralisierende Wertungen über die eigenen Gedanken wie "gräßlich" oder "wo sind wir denn nun gelandet"... entgegenhalten lassen zu müssen. Das baut unnötige Härten auf.Sprüche wie: "....ein Fotograf wird nach seinem schlechtesten Bild beurteilt" sind ja gräßlich. Wo sind wir denn nun gelandet?
Kritik gehört zu Bildern immer dazu... was dem einen gefällt, ist noch lange nicht das Ding des anderen.Man sollte auch ein wenig Spaß haben dabei, und nix gegen kritische Anmerkungen, die gehören dazu. Das Thema wird mir doch jetzt etwas zu schwer befrachtet...
Es geht hier auch mit Sicherheit nicht um die Frage, ob ein Bild nun gefällt, oder nicht, sondern aus dem Gesamtkontext beschäftigt sich dieser Thread damit, ob und wieweit die Digitale Fotografie die Fotografiergewohnheiten quantitativ (nicht qualitativ) verändert hat. Dazu wurde ausgeführt, dass die Beschäftigung des TO mit der alten Analogfotografie zu einem nachwirkenden Erlebnis der bewußteren Bildgestaltung geführt hat.
Unstreitig dürfte sein, dass durch die Digitaltechnik erheblich mehr Bilder produziert werden, als es noch auf Filmmaterial geschah, schlicht weil es "gefühlt" mehr Geld kostete nach der Filmentwicklung technisch schlechte Bilder zu haben, die hinterher verworfen wurden. Dies allein erzog damals schon zu einem kritischeren Umgang mit dem Motiv und den Gestaltungsregeln, als es heute vorwiegend nicht mehr der Fall ist, ja sogar vieles in Vergessenheit zu geraten droht.
Nun kann man natürlich trefflich drüber diskutieren, was daran Fortschritt und was Rückschritt ist.
Im technischen Sinne ist die digitale Fotografie ein Fortschritt... ohne Zweifel, aber ob damit der bewußtere Umgang mit den Gestaltungsregeln und den Ergebnissen einhergegangen ist, darf ebenso ernsthaft bezweifelt werden. Aus meiner Sicht ist da viel "verloren" gegangen...
Bei vielen Bildern die voller Stolz ausgestellt werden, sehe ich zumeist nur heraus, dass es vielen Fotografen schon reicht, wenn ihr eingesetztes technisches Gerödel im technischen Sinne zu scharfen und brillianten Aufnahmen geführt hat, aber die Bilder selbst zumeist keinerlei Aussage haben oder nicht schon so oder anders vielfach zu sehen gewesen wären.
Da betrachtet man das Bild, kann eigentlich nur Kommentare abgeben wie... ja, grandiose Schärfe (weil der AF mal getroffen hat), schöne natürliche Farben, tolle Detailwiedergabe... etc. (oftmals eben auch nur EBB-Artisten)... und das war es dann auch schon... zwar kennt man das hübsche Modell nicht, war vielleicht auch noch nicht an dem gezeigten Ort, findet vielleicht auch mal ein Makro ganz toll, weil es eben Dinge aus den bloßen Augen nicht zugänglichen Bereichen detailiert zeigt... etc.
Allesamt Kommentare zu den rein technisch bewertbaren Kriterien eines gezeigten vielleicht technisch perfekten Bildes.
Was aus meiner Sicht verloren gegangen zu sein scheint, ist der emotionale Aspekt in den Bildern, der sich in Lichtstimmungen, grafischen Elementen, Bedeutungen und Anspielungen subtilerer Art findet, als was in der heute vielfach anzutreffenden, rein technischen Dimension etwas Gesehenes möglichst scharf und realistisch dargestellt wiederzugeben. zu erleben wäre und länger als 10 Sekunden das Auge des Betrachters bindet.
Es ist aus meiner Sicht der "Ausdruck" in den Bildern, die Stimmungsfotografie, die einfach verloren gegangen ist.
So hat Fotografie heute aus meiner Sicht nur zwei Hauptlager...
Diejenigen, die in technischen Dimensionen denken, fotografieren und in ihrem dokumetarischen Verständnis der Fotografie über möglichst scharfe und technisch gut gemachte Fotos von Natur, Technik und möglichst Detailgetreuer Wiedergabe des Gesehenen ihr heutiges, fotografisches Verständnis herausgebildet haben.
Im zweiten Lager sind dann diejenigen, die sich eher als "Künstler" und Lichtbildner verstehen, denen es um die Lichtstimmungen geht, das Einfangen von emotional bewegenden Bildern, die - abseits von der technischen Dimension - über grafische Elemente, Lichtführung oder geschickter Nutzung von vorhandenem Licht und bestimmten fehlerbehafteten Objektiven Stimmungen in ihre Bilder einzufangen versuchen, die zum Nachdenken anregen, emotional betroffen machen können, oder einfach durch simple Schönheit begeistern können.
Es gibt sicherlich noch andere Kategorien, aber das sind aus meiner Sicht die beiden "Hauptströmungen"...
Dazu kommen noch die einzelnen Interessengebiete in dem jeweiligen Lager, derentwegen diese Fotografen vielleicht die Vielzahl der eigenen Bilder machen. Sei dies nun Astronomie, Plane-Spotting oder weiß ich für Interessengebiet, wo die Fotos eigentlich nur Teile eines zweiten Interessengebietes abdecken.
Wichtig aber finde ich schon, das man in dem Digitalen Bilderhaufen, den man alljährlich oder auch nur monatlich produziert, sich schon selbst beschränkt, denn nicht alles, was man voller Stolz als gelungen bezeichnen mag, ist wirklich interessant für eine Veröffentlichung vor einem breiteren Publikum.
Und wenn man - um den Bogen zum Eingangsthema wieder zu spannen - im Umgang mit der analogen Technik für sich das Gefühl hat, dadurch sich seinem Ziel hin zu "besseren" Bildern - weil bewußter sich mit der Materie befassend - zu kommen, so ist das in jeden Falle ein legitimer Vorschlag an andere, es selbst einmal zu versuchen.
Wohl dem, der dies nicht braucht, weil sich beim Übergang von Analog zu Digital nix verändert hat und er heut ebenso bewußt wie früher mit der Aufnahmemenge und die gestalterischen Regeln nach wie vor beherrschend seine Bilder macht.
Hierin liegt ja insgesamt kein Widerspruch, sondern eine Ergänzung der Denk- und Handlungsweisen auf dem Weg zum individuell besser empfundenen oder befriedigerenden Bildergebnis.
LG
Henry