Ja, aber das ist eben auch der Knackpunkt dabei... Du brauchst einfach deutlich mehr Zeit für Dein "Klavierspiel"... und das lenkt oftmals vom entscheidenden Moment in der Komposition von "bewegten" und "bewegenden" Momenten ab.
In Sachen Exaktheit gibt es logischerweise beim direkt angezeigten Sensorsignal kein "vertun", das sitzt ja immer.... so möchte man glauben... aber eben auch nur, wenn man sich zeitintensiv mit der Lupe den interessierenden Part "heranholt"... das reine Fokuspeaking ist um Dimensionen ungenauer, wenngleich auch ein guter Anhaltspunkt.
Bei den DSLR Kameras sind hingegen die Probleme da zu suchen, wo der Anwender oder ein Kameraexemplar seine höchst individuellen Schwächen hat (und ich habe viele User persönlich erlebt, die noch nicht einmal exakt mir ihrem Kamera-Dioptrienausgleich umgehen konnten, geschweige denn wußten wie man ihn VOR JEDEM SHOOTING justiert)
Dies merkt man immer dann, wenn ich z.B. einen User hier bei mir zu Gast hatte, er mir ein Problem im Zusammenhang mit seiner DSLR schilderte und ich nachdem ich die Kamera in die Hand nahm, den Dioptrienausgleich auf meine Augen einstellte.
Standardmäßig frage ich dann immer vorab, ob er den Stand dieses Dioptrienausgleichsrads auch kennt, also die Raststellung mitgezählt hat.
Keiner der User hatte das gewußt !
Folge war nach der Anpassung des Suchers auf meine Augeneigenschaften immer die Frage, woran er denn nun den Dioptrienausgleich einstellen muss, um ihn exakt auf sein Auge zurückzustellen.
Ich entgegne dann immer mit der Frage, wie er ihn denn bisher eingestellt hat..
In den meisten Fällen kommt dann als Antwort... dafür hab ich ein AF Objektiv benutzt und wenn ich den höchsten Schärfeeindruck im Sucher hatte, war die Einstellung gefunden und wurde dann so belassen.
Richtig erstaunt sind die User dann, wenn ich ihnen dann ein manuelles Objektiv in die Hand drücke, ihnen sage, sie mögen bitte auf nix fokussieren sondern stattdessen die Quadrate der Messfelder im Sucher so scharf wie möglich einstellen.. aber keinesfalls nach irgendeinem AF handeln, der nun auch abweichen kann weil die exakte Position des Auswertungsfeldes (AF Sensors) unbekannt ist.
Vollends konsterniert sind die User dann, wenn ich ihnen dann noch erzähle, dass diese Prozedur nicht darin endet, die so gefundene Einstellung am liebsten "festzukleben/einzubrennen", sondern dass sie eigentlich täglich wiederholt werden sollte, ja sogar vor jeder Kamerabenutzung, denn die Augen haben nicht jeden Tag die gleiche "Emfpindlichkeit" in der Beurteilung des Geschehens im optischen Sucher.
Wenn dann noch - neben dem vielfach geringen Verständnis dieser Umstände um den Diopter - eine minimal falsche Justierung der Einstellscheibe im Sucher vorliegt, was ebenfalls bei vielen nicht einmal selbst überprüft wurde, sondern man sich schlicht immer auf die Justage im Werk verlassen hat, so wird es dann völlig verständlich, das natürlich ein direktes Sensorbild im EVF seine Vorteile ausspielen kann, wenn es um Exaktheit in der Fokussierung geht.
Der User spart schlicht das wiederkehrend notwendige Procedere für die exakte Arbeit mit einem optischen Sucher. Dies wird erkauft durch den Verlust einer schnellen Bildkomposition und Reaktion auf sein Motiv - z.B. bei einem Portraitshooting - in der zeitlichen Dimension. Verschoben wird der zeitlichen Aufwand für die Justage des optischen Suchers in den denkbar ungünstigsten Bereich... nämlich das Shooting selbst, weil dann mit Sucherlupe und allem Gedöns erst die Schärfe nachkontrolliert werden muss.
Einem Modell möchte ich nicht zumuten hier lange abzuwarten, bis ich mit dem "Tasten-Klavier" an meiner Kamera klar komme um mit 4 x Knopfdrücken dann 1. überhaupt die Lupe aktiviert zu haben, 2. dann nochmal drücke um eine 5x Vergrößerung zu bekommen, 3. dann nochmal drücke um 10x zu bekommen, 4. dann den Auslöser anzutippen um dann verärgert zu sehen, das mein Modell leider schon nicht mehr "ungezwungen" lächelt. Da ist das gute Foto einfach und schlicht.... "verpasst"..
Mit einem optischen Suchersystem geht das um ein vielfaches schneller und beim nächsten Usertreffen können wir gern mal einen Vergleich der Arbeitsgeschwindigkeiten und Genauigkeit mit manuellen Objektiven an einer Systemkamera gegen eine DSLR Kamera durchführen.
Ich rede keinesfalls die Vorzüge des elektronischen Suchers nieder, sondern will nur verdeutlichen, das die persönlichen Vorteile die man aus den elektronischen Suchern zieht - eigentlich nur Abhängig von den eigenen Problemchen beim Fokussieren mit dem Spiegelsystem sind - aber die "Umschiffung" dieser Probleme durch den EVF nicht als "Heilmittel" aller Sorgen begriffen werden sollte und und aus dem eigenen Empfinden der Erleichterung für seine Arbeitsweise schon die Zukunft der Spiegelkästen voraus "orakelt".
Das mag sich sicher für große Teile des "Massenmarktes" aus Sicht der Kamerahersteller so entwickeln (wie auch schon Millionen von Leuten mit Knipsen herumlaufen, die überhaupt keinen Sucher mehr haben sondern nur das LCD Display) und sich in erster Linie aus produktionskostentechnischen Gründen für die Hersteller schon anbieten und deshalb auch forciert werden... (ist schließlich billiger als ein aufwändiges Spiegelsystem, das zudem hochpräzise justiert sein muss in einer Kamera zu etablieren), aber der Spiegel wird mit Sicherheit auch mittelfristig nicht aus dem Markt verschwinden).
Solche "Unkenrufe" zeigen eigentlich immer nur eines, nämlich das einige - gemessen am Gesamtmarkt - bisher mit ihren DSLRs Probleme hatten... woran auch immer das gelegen haben mag.
Es trifft aber nicht auf sonderlich viele Leute zu, denn Heerscharen im Millionenbereich fotografieren unablässig mit ihren Canon und Nikon Spiegelreflexkameras, sind in Foren überhaupt nicht vertreten... und machen ihre Bilder mit Autofokusobjektiven. Denen sind die EVF schlicht "egal"... denn sie kurbeln nicht an irgendwelchen 50 Jahre alten Objektiven herum.
Und realistisch und provokant gesehen und gesprochen kann man die Systemkamera-Nutzer gemessen am "Massenmarkt" auch eine kleine Gruppe nennen, die sich bis heut darin übt, eher ihre Augenprobleme, das zunehmende Alter und scheinbar einsetzenden Muskelschwund mit der Erfordernis nach "Kompaktheit", Vergrößerung von Bildausschnitten in einem in der Dunkelheit flimmernden Suchers zu preisen und dafür sogar langsamen Autofokus bei etlichen Systemkameras in Kauf zu nehmen.
Das alles hat aber mit "Plain Photography" nix mehr zu tun, sondern ist die Verlagerung von Hilfsmitteln für individuelle Probleme, mit denen eben nicht jeder zu kämpfen hat (ausser natürlich den Menschen in Foren) als Grundlage für Zukunftsprognosen zu sehen.
Man muss diese Thematik schon als das Sehen, was sie ist im Verhältnis zu dem, was am gesamten Kamera-Markt passiert... und wenn sich ein sehr kleiner Teil der fotografierenden Menschheit der Fotografie mit 40 Jahre (und älteren) Festbrennweiten-Objektiven leidenschaftlich hingibt und dann schreit, das dies alles zu schwer zu schleppen ist, so betrifft das eben auch nur diesen kleinen Teil der Menschheit, der diesem Hobby "frönt" und bei denen erst spät dann die Einsicht wächst, das daraus eben auch ein erhebliches Gewicht resultiert.
Daraus zu schließen, das sich der optische Sucher in naher Zukunft erledigt hat, ist aus meiner Sicht fehlgeleitet, denn die eigentliche Frage ist die nach der Autofokus-Dominanz und das gibt die Schlagzahl in der Entwicklung an und nicht, was wir als Manuelle mit unserem "manuellen Horizont" dabei so denken, wenn wir uns die Vorteile eigentlich nur in Bezug auf die Bedienbarkeit von unserem Altglas zurechtargumentieren und jeder Verbesserung freudig entgegensehen, die dabei helfen kann, die individuellen Handicaps zu "umschiffen"...
Habe fertig...
P.s.: Nicht so ganz ernst nehmen an manchen Stellen...
Hab schließlich auch mit der A7 und der NEX 7 zwei von den Systemkameras im "Stall", obgleich mein Vorzugssystem immer noch die Canon mit Spiegel ist und vermutlich auch lange Zeit bleiben wird. Erst wenn Brille und Auge langsam versagen, werden sich dann die bevorzugten "lichtdichten Kästen" im Markennamensschriftzug verändern..