Willi, deine Worte kann ich zu 100% unterschreiben und würde es auch, wenn auch ich beruflich fotografieren müsste (zumindest mehr als ich es als PR-Beauftragter meiner Schule tue.

)
Das Argument, das einige der "Extrem-Manuellen"

liefern, früher habe man ja auch damit fotografieren können, entkräftest du durch deine Argumentation deutlich: eine Automatik-Blende gibt es schon sehr lange und bevor es die gab, hat man auch anders fotografiert!
Ich bin noch immer ein Fan von manuellen Linsen und habe so einige davon behalten (von daher, Gerhard, stimmt "erst Carsten" nicht ganz

), doch meine "Manuellen" haben sich auf drei Typen reduziert:
- die Linsen, die man nur noch für ein paar Euro verkaufen könnte (da lohnt die Arbeit des Anbietens nicht). Davon habe ich aber kaum mehr welche, weil ich auch viele einfach verschenkt habe.
- die Linsen, die für erstaunlich wenig Geld eine richtig gute Leistung bringen (z.B. Mamiya Sekor 1.8/55, Pentax M 1.7/50) und
- die Linsen, die derart gut sind, dass sie gar nichr, nur sehr schwierig und wenn überhaupt mit großem finanziellen Einsatz z.B. durch AF-Objektive zu ersetzen wären (z.B. meine Voigtländer M-Linsen, die lichtstarkern Nikkore oder die Leica R-Linsen).
Ich denke, das Ganze ist auch eine völlig normale Entwicklung, wenn man sich ein paar Jahre intensiv mit dem Adaptieren von manuellen Linsen beschäftigt. Es gliedert sich in regelrechte Phasen:
1. die Phase des Entdeckens
2. die Phase der zunehmenden Begeisterung
3. die Phase des ersten Kaufrausches
4. die Phase der Überzeugung und der massiven Abkehr von AF-Linsen
5. die Phase des internetbasierten Austausches von Informationen
6. die Phase des zweiten Kaufrausches

7. die Phase der Weggabelung - weil man etwas Neues zum Spielen braucht, die "normalen" Adapter reichen nicht mehr, sucht man sich neue Herausforderungen. Dies können neue Kamerasysteme sein (wie bei mir) oder arbeitsintensive und komplizierte Umbauten (wie bei Henry).
8. die Phase der Evaluierung
9. die Phase des Verkaufens von vielen der Sachen, die plötzlich nur noch als "zu Schade zum Herumliegen" eingestuft werden.
10. die Phase der Neuorientierung
Was danach kommt, unterscheidet sich dann individuell sehr stark.
Jeder hier kann sich selbst bei einer dieser Phasen einordnen. Ich sehe mich am Ende von Phase 9 und am Anfang von Phase 10.
So manche neue Entwicklung im Objektivdesign und -bau liefert eben bessere Ergebnisse, vor allem bei Zooms. Es gibt natürlich einige manuelle Zoomlinse, die ausgezeichnete Leistungen bieten, doch gerade die sind dann auch wieder sehr kostspielig (Zeiss, Leica, Angenieux, das eine oder andere Tamron).
Gerade kürzlich habe ich mir ein günstiges Zoom-Objektiv gekauft, das vor 20 Jahren als eines der besten seiner Zunft getestet wurde. Ich wollte es einfach mal ausprobieren. Und tatsächlich, es ist gut, aber es kommt nicht gegen die modernen Zooms an. OK, dafür bezahlt man eben auch nur 1/10 des Preises und die Verarbeitung ist super, doch man muss sich entscheiden, was man möchte: Geld sparen und dafür auf etwas an Leistung verzichten oder eine Top-Leistung erhalten, dafür aber deutlich mehr Geld ausgeben. Ein Angenieux 35-70 für €50,- zu finden gleicht einem Lottogewinn, das darf man nicht erwarten.
Von daher, Willi, gratuliere ich dir zu deiner Entscheidung und wünsche die viel Spaß mit deinen neuen Traum-Objektiven, denn das sind sie auf jeden Fall!