Das Pancolar 1.4/55 ist wohl eines der selteneren Objektive aus DDR-Produktion, gebaut wurden um die 5000 Stück. Es wurde Anfang der 1960er Jahre entworfen, um für die Pentacon Super ein neues, dem Anspruch der Kamera (die Beste zu sein) gerecht werden zu können. Offenbar gab es aber bei der Produktion der neuen, hochbrechenden Gläser (Thorium, radioaktiv) Probleme, so dass sich die Markteinführung der Pentacon Super samt Pancolar 1.4/55 auf 1967 verschob.
Dieses Pancolar ist in jeder Hinsicht eine Wucht, aufwändig gebaut, schwer und mit großen Gläsern ausgestattet. Es besticht durch eine exzellente Schärfe, durch ein hervorragendes Bokeh (zum Zentrum "sehend"), durch einen schönen Schärfeverlauf sowie durch eine sehr gute Nahgrenze von 39 cm. Das CA-Verhalten ist sehr gutmütig und eines der besten, das ich bei hoch öffnenden Objektiven kenne. Die Randschärfe und das Auflösungsvermögen bei Offenblende sind sehr gut. Starke Kontraste und Lichtquellen verursachen aber fast erwartungsgemäß Probleme: Überstrahlungen und Koma stellen sich ein, manchmal tummeln sich auch nette Reflexe im Bild. Die Verwendung einer großzügig dimensionierten Streulichtblende ist angeraten.
Großer Aufwand musste vor allem für die mechanische Blendenwertübertragung zur "Super" betrieben werden. Dazu wurde ein extra "Pin" eingebaut, der sich über eine versteckt liegende Umschaltung auch für die Verwendung an Normalkameras (M42) deaktivieren lässt.
Nachteile:
Extreme Gelbfärbung des Linsensystems, dank DSLR Weißabgleich beherrschbar. Bei der Verwendung mit S/W-Film hat man quasi einen Gelbfilter eingebaut, ansonsten empfiehlt sich ein Kunstlicht-Diafilm ;-)
Und der hohe Preis.
Hier noch Beispiele zum typischen Bokeh:
Alles in allem ist das 55er Pancolar eines der besten Objektive, die ich bisher kenne und ein guter Nachweis der Objektivbaukunst aus Jena.
Autor: Willi Nemski, das Pancolar 1.4/55 wurde getestet an der Canon EOS 5D
Weitere Bilder im flickr!-Album: http://flic.kr/s/aHsjxePUGa
[DCCMFTEST]



Zitieren