Zunächst gilt es doch einmal zu klären, ob ein Objektiv überhaupt verkittete Elemente besitzt oder aus "freien Linsenanordnungen" besteht. Wo nix verkittet ist, kann sich nix lösen.

Bei einer Telekonstruktion aus 3 Einzellinsen, die von Fungus befallen ist, braucht man nicht gebetsmühlenartig Hinweise auf sich bei Erhitzung "möglicherweise" ergebende Separationsgefahren geben..

Bei Objektiven, die verkittete Elemente besitzen, werden diese Elemente in der Regel (ausser im inneren eines Objektivs schlackert irgendeine Fassung schon vorher herum) zwangsgeführt/eingepresst und verriegelt an ihrer Position gehalten, so dass selbst dann kaum damit zu rechnen ist, dass im µMeterbereich aufgetragende Kanadabalsamschichten zwischen den Linsen nun auslaufen oder aufbrechen. Dies würde in der Tat jedes Fotografieren in heißen Umgebungen, wo im Auto gern mal 80 Grad herrschen können (Sahel - Zone oder andere Wüstengebiete Afrikas) zu einem unglaublichen Risiko für die Ausrüstung werden lassen.

Wer dies nicht glaubt, kann ja jederzeit gern mal ein altes, 0815 - Objektiv opfern und einen Versuch anstellen.

Mir ist kein Fall bekannt, bei dem eine Schicht eines eingebauten, verkitteten Elementes sich bei dieser Backofen-Methode gelöst hat. Und ich hab schon einige in die Röhre geschoben. Kritisch kann es maximal dann werden, wenn die Verkittung ohnehin schon aufgebrochen war und der Fungus sich genau zwischen zwei Gliedern eines verkitteten Elementes eingenistet und eine Kolonie gegründet hat. Aber dann reden wir nicht mehr über die Gefahr der Separation.. dann ist sie schon da!

Das Problem besteht nur, wenn das Element ohne "Führung/Fassung" erhitzt wird und seitlich abscheren kann. Ich habe bei meinen Versuchen mit Kanadabalsam (es war ein verkittetes Element in einem Objektiv aufgebrochen, das mir wichtig war) andersherum gerade Hitze benutzt, um die Glieder des Elements mit einer möglichst dünnen Verkittung wieder herzustellen.

Insofern kann ich diese theoretischen Bedenken zwar verstehen, aber in der Praxis hat sich das noch nie gezeigt bei dieser Methode.
Es muss schon eine Vorschädigung des Objektivs vorliegen und einige weitere Bedingungen erfüllt sein, bevor mit solchen Effekten zu rechnen ist.

Bei der Frage der Spannungen bliebe zu untersuchen, wie die Wärmeausdehnungszahlen der verwendeten Materialien ausfallen. Halte ich aber für unnötig, weil selbst heute im Objektivbau verwendete Kunsstoffe schon eine Menge Hitze aushalten.

Bei Angenieux wurden beispielsweise in den Zoom-Objketiven 2.5/35-70mm schon Kunststoffe verwandt, die Polycarbonate, die ziemlich unempfindlich in Sachen Verformung und Spannungen zwischen den weiter verwendeten Materialien in ihren Objektiven.

Wichtig scheint mir nur der Hinweis diesbeszüglich, die Erhitzung und Abkühlung des Objektivs gleichmäßig abnehmen zu lassen. Schlagartige Temperaturschwankungen sind da eher das gefährliche.. also das Objektiv langsam "abkühlen" lassen im Ofen.

LG
Henry