Nach der Schärfe nun die Unschärfe, das Bokeh (die ersten drei Bilder bei offener Blende, das letzte bei f/2,8)




Mir gefallen die bisherigen Ergebnisse recht gut, wobei das natürlich bisher nur ein erster Eindruck sein kann und andere Motive vielleicht ganz andere Eigenschaften zeigen. Im Vergleich zu einigen anderen lichtstarken russischen Objektiven (Helios...) ist das Bokeh jedenfalls nicht so unruhig und „exaltiert“ sondern relativ weich. Besonders schön ist bei diesem Objektiv, dass die Blende über den gesamten Bereich komplett kreisrund ist, so dass auch abgeblendet keine eckigen Highlights auftreten (s. viertes Bild). Die Highlights im Hintergrund sind auch relativ gleichmäßig und nur bei ganz extremen Lichtverhältnissen und Offenblende treten hier und da etwas seltsame „Seifenblasen“ auf (s. Bild 3). Außerdem hat das Jupiter-3 eine ganz eigene, sozusagen flirrende Qualität was das Vordergrundbokeh betrifft – in dem Bild des Kornfelds kann man das in der kleinen Forumsauflösung leider nur erahnen.
Ein beliebtes und heikles Thema bei lichtstarken Objektiven sind außerdem Farbsäume, Überstrahlen an Kontrastkanten und das sogenannte „Glühen“. Da dies extrem vom Motiv und der Beleuchtung abhängig und daher schwer an einem einzelnen Bild zu bewerten ist, zeige ich hier zwei Vergleiche zwischen Jupiter-3 und Zuiko 1,4/50 (jeweils im 100%-Crop bei Offenblende):



Bei den Äpfeln sieht man wie deutlich das Zuiko in der Schärfe überlegen ist, aber dafür „glüht“ es auch deutlich mehr. Und während das Zuiko hier und da doch etwas störend farbige Säume (blau oder Magenta) produziert, überstrahlt das Jupiter-3 nicht nur generell etwas schwächer sondern auch wenigstens farbneutral. Wenn man nicht in den 100%-Crops herumstöbert sondern die kompletten Bilder betrachtet, muss man es für ein so lichtstarkes Objektiv diesbezüglich als ausgesprochen gutmütig bezeichnen.
Ein echter Wermutstropfen beim Jupiter-3 ist leider die für ein 50mm-Objektiv völlig unzureichende Nahgrenze von 0,9 m, die sich nur mit Zwischenringen unterschreiten lässt. Wenn man das Gefummel mit Zwischenringen anfängt, wird man zwar auch mit schönen Ergebnissen belohnt, aber bestimmte Entfernungsbereiche bleiben dann doch wieder ausgespart. Hier zum Abschluss zwei Bilder mit 24mm-Zwischenring, eines als „Linsenmalerei“ bei Offenblende und eines bei makrotauglicher Blende f/8.


Das Kurzfazit, das ich für mein Exemplar des Jupiter-3 ziehe:
+ für die Lichtstärke sehr klein und leicht
+ ansprechendes Bokeh bei allen Blendenstufen
+ kaum Beugungsunschärfe bis f/22
+ kaum Farbsäume an Kontrastkanten
+ kräftige und warme Farbwiedergabe
- Auch bei Abblenden keine volle Auflösung auf µFT-Sensor
- Streulichtempfindlich
- Deutliches Überstrahlen an Kontrastkanten
- Naheinstellgrenze 0,9 m
- Gewöhnungsbedürftiges Handling mit vorneliegendem Blendenring ohne Rasten
Alles in Allem macht mir das Objektiv jedenfalls genügend Freude, um sich einen dauerhaften Platz in dem „klein und leicht für unterwegs“-Sortiment zu sichern.