Da nagelst Du dem Punkt auf den Kopf.. grins.
Denn wie Du treffend im letzten Absatz anmerktest...
Das ist genau das Kriterium, nachdem zunächst mal die 1.2er auf ihre Fähigkeiten abseits von unseren Spielereien untersucht werden sollten. Die Fragen, ob sich das Bokeh nun so oder so entfaltet, ob es im Sonnenschein bei f1.2 mehr oder weniger glüht als ein anderes f1.2er oder noch ein anderes.. eigentlich fernab von dem, wofür es konzipiert war und ist. Das wir nun damit "rumspielen" und andere Dinge "probieren" sagt eigentlich null komma gar nichts über seine Tauglichkeit in der eigentlichen Disziplin aus...wer aber mal auf einer feier in innenraeumen oder in der dämmerung das rokkor benutzt hat, der weiss dann auch, wo es seine eigentliche staerke hat.
Klar kann man sich freuen, wenn ein Objektiv für eine bestimmte Anwendung (und sei es das geringe Glühen am Tage) sich als tauglich herausstellt. Nur verkennt man dabei aber immer, dass dieses zumeist mit anderen Dingen erkauft wurde, weil der rechnende Ingenieur im Falle des 58er Rokkor eben in die Richtung entwickelt hat, Schärfe und Kontrast bei Offenblende niedrig zu halten, damit die eine oder andere Linse eben auch noch so halbwegs bei Tageslicht eingesetzt werden kann, ohne allzu große Nachteile gegenüber den 1.4er oder 1.8er Objektiven zu haben.
Bemerkenswert bei den Untersuchungen der 1.2er war nämlich, das werden einige hier bestätigen können, das ausgerechnet die Kontrastreichsten und schärfsten Gläser unter den 1.2ern die Tendenz haben, Säume bei Tageslicht zu produzieren. Ebenso kann man, wie im Falle der von mir umgebauten Canon Aspherical Objektive, die mich aufgrund ihrer fast skandalös schlechten Eckenperformance (z.B. beim 1.4/24mm SSC Aspherical und in Teilen auch beim 1.2/55mm AL) zunächst entsetzten, davon ausgehen, das diese Teile letztlich aber im Zentrumsbereich "hacken-knacken-scharf" sind und ungeheuer Kontrastig im Vergleich zu anderen Objektiven des Typs.
Tja worum ging es denn damals. Alle analogen SLR hatten ihre Prismensucher und die Prismen in der Sucherbildmitte. Damit wurde scharf gestellt.. im Zentrum, denn dort war in der Regel dann auch das Motiv platziert. Eckenperformance? Später mal, wenn Licht da ist, so das man abgeblendet auch die Ränder scharf bekommt. Ziel der Entwicklung, selbst bei den Ashärischen Objektiven war eben auf etwas ganz anderes ausgerichtet, als wenn wir heute daherkommen und sagen ... ui ist das aber schlecht im Sonnenlicht bei f1.2 oder f1.4 verglichen mit X
Wie X sich gegen das Objektiv in seiner ureigensten Domäne, in Innenräumen bei wenig Licht verhält, untersuchen wir erst gar nicht mehr. Gleichzeitig erlauben wir uns in unserer "verkürzten" Sichtweise unter Berufung auf irgendein "Verlassen ausgetretener Pfade" ein Ranking aufzustellen, ohne dabei die eigentliche Aufgabe eines solchen Objektivs überhaupt untersucht zu haben. Die 1.2er waren nicht zum Spielen da... und das man sie heute vergleichsweise günstig kaufen kann, ja sich sogar die Luxusfragen, "welches nehme ich denn heute mal" stellen kann, täuscht eben auch nicht darüber hinweg, dass das Anwendungsgebiet eben ein komplett anderes ist, als das was wir uns hier mit unserer Tauglichkeit im Sonnenlicht zurechtfabulieren.
Ich nehme mich da nicht aus, weil es schon interessiert, wie die Performance einer Linse unter den Umständen ist. Aber mindestens ebenso wichtig wäre ein Vergleich in Innenräumen und unter schlechten Lichtverhältnissen, wo die dafür gerechneten Objektive eigentlich erst ihr wirkliches Potential ausspielen können.
Und genau hier ist dann nämlich die Frage, von welcher Leistung wir eigentlich reden.. die die wir uns als Teil unserer Aspekte "zusammenschustern" oder die, die das Objektiv in seinem vorgesehenen Einsatzgebiet hat.
LG
Henry


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