Hallo ICG,
jo, so hab ich mich auch gewundert, als ich meine ersten Selbstportraits im Spiegel mit allerlei Testerei gemacht habe.
Und letztlich geht es jedem Model so, dass es, unabhängig von der Technik, dann doch dasteht und etwas ganz anderes zu sehen bekommt, als wie man sich selbst sah, empfindet/wahrnimmt..
Das finde ich das Faszinierende daran. Jeder hat ein Bild von sich selbst. Auf Deinen Fotos im Badezimmer arbeitest Du die weiche Seite Deiner Selbstwahrnehmung heraus, Du zeigst in der LowKey Aufnahme, die Teile des sonst im 3.Bild "massiv" und unerschütterbar wirkenden Menschen, in seiner (ich nenne es mal so) "Weichheit" heraus.
Dein Freund war an einer möglichst fotorealistischen Darstellung interessiert und man sieht in seinem Bild schon, das es in erster Linie darum ging, technisch neutral den Menschen darzustellen und ihr wart mit der techischen Realisation mehr beschäftigt, als mit der Ausarbeitung dessen, was er für typ-spezifisch gesehen hat.
Das sind nach meiner Ansicht die verschiedenen Interpretationen, die Fotografie mit einem einzelnen Menschen, was immer einen sehr intimen Vorgang darstellt, ausmacht. Wie nähert er, der Fotograf, sich dem Motiv/Modell. Wie kann er das, was er sieht aus dem Menschen im spielerischen Umgang "herauskitzeln".. womit man dann im Bereich der Menschenführung angekommen ist. Jemandem das Spiel zu vermitteln, ihn beobachtet zu haben, seine Facetten wahrzunehmen, die sympathisch wirken und im Bild darzustellen ist letztlich die hohe Kunst in der Sache. So meine unmaßgebliche Meinung.
Wobei Männer da sicherlich die weitaus größere Herausforderung für einen Fotografen darstellen, als ein per Se aufgrund der uns Männer ansprechenden Schönheit und Makelosigkeit eines jungen Model, wie in meinem Fall.
Das Wichtige aber finde ich dabei, das Bewusstsein, sich mit dem Model zu beschäftigen, sich seine Vorstellung zu machen, zu sehen, wie er/es lächelt, wie und was sie/ihn dazu bringt sich so oder so zu verhalten, sich auszumalen, in welcher Kleidung und in welchen Perspektiven er am authentischsten wirkt oder wirken könnte, weil es bestimmte liebenswürdige Seiten betont.
Diese Sache ist sehr spannende und eine wunderbare Gelegenheit, die langen Wintermonate der gähnenden Fotografen - Pause mit interessanten Dingen zu füllen.
Es ist eine anspruchsvolle Angelegenheit, sich dem Studioshooting und den ganzen Aspekten im menschlichen hinzugeben, wird aber, wenn man sich der dahinter stehenden Mechanismen bewußt wird, es umleiten und spielerisch/spaßig mit einem Model ausleben kann, zu einer interessanten und auch im Hinblick auf die menschlichen Verständnisse sehr lehrreichen Sache.
Ich werde das auf jeden Fall weiter betreiben, um diesen von mir damals in der Presseagenturszeit vernachlässigten Bereich heute im Alter zu erforschen. Wir hatten damals zwar ein eigenes Studio, wo sich diverse Künstler ablichten ließen, aber da war ich recht selten selbst zu Gange, weil mich die "abgedrifteten" Künstler weniger interessierten. Nur wenn der Chef selbst mal keine Zeit hatte, hab ich da mal was mit zu tun gehabt, aber es war mir damals recht egal, weil ich die Art, wie er es machte, stinklangweilig fand.
Ich selbst kam aus dem Hobby - Bereich der Aktfotografie vor dem Bildjournalismus/Pressefotografie.. (steht man oft als junger Mensch drauf.. und als Alter auch wieder) und fand dann die 0815 Fotografiererei in dem Studio doch recht langweilig.
Aber dieses Shooting machte wieder Spaß und wirft so toll viele Fragen in Bezug auf die alten Sachen auf.. toll.
LG
Henry
PS: Du kannst sagen was Du willst, ich werde nicht wiedersprechen.. bist Du mal Gewichtheber gewesen. ?![]()