Liebe Altglasfreunde,
im letzten Jahr habe ich sehr intensiv das
Rodenstock Retina-Eurygon 30mm f2.8
benutzt, das ich vor einigen Jahren schon hier im Forum erworben habe.
Über meine Erfahrungen mit diesem durchaus seltenen Sammlerstück habe ich auf meiner Seite einen intensiven Testbericht verfasst:
https://www.nikolaus-burgard.de/obje...gon-30mm-f2-8/
Ich kann euch nur dazu animieren, dort mal reinzuschauen, dort findet ihr alles, was es über das Objektiv zu wissen gibt inkl. genauer Schärfeanalysen,
Verzeichnungstests, Analyse der chromatischen Aberrationen etc.
Die Firma Rodenstock ist bis heute einer der renommiertesten Optikkonzerne weltweit.
Dort wurden und werden bis heute hochwertige und hochpreisige Fachobjektive gefertigt,
hauptsächlich für größere Bildformate.
Wenig bekannt hingegen ist, dass Rodenstock auch für eine kurze Periode seiner Firmengeschichte ab Mitte der 1950er Jahre eine Objektivreihe für damalige Kleinbildkamerasysteme hergestellt hat. (Davor und danach hat man für Kleinbild nur vereinzelte, oft spezialisierte Objektive angeboten wie zum Beispiel das Imagon.)
Neben Objektiven für die Wirgin Edixa Reflex und die Ihagee Exakta baute man damals Objektive für die Kodak Retina Reflex mit DKL-(Deckel-) Anschluß.
Zu diesen gehört das
Rodenstock Retina-Eurygon 30mm f2.8,
das ich euch in diesem Test ausführlich vorstellen möchte.
Gebaut wurde es von 1956-1960, und war damit eines der ersten Weitwinkel-Objektive für Spiegelreflexkameras mit mehr als 35mm Brennweite, und das bei hoher Lichtstärke von f2.8.
Einige technische Daten:
Blende: von f2.8 bis f16, 5 Blendenlamellen
Optisches System: 7 Linsen in 6 Gruppen
Naheinstellgrenze: 90cm
Filtergewinde: 58mm
Länge: 60mm
Gewicht: 260g
Und so sieht das schöne Objektiv aus:
Die Adaption eines DKL-Objektives ist nicht so einfach, da der Adapter die sich sonst an der Kamera befindende Blendensteuerung mitbringen muss. Hier gibt es zum Glück viele käufliche Adapter aus China, so dass man nicht selbst basteln muss.
Adaptieren kann man das Objektiv auf mehreren Wegen. Der Einfachste wäre ein direkter Adapter DKL auf Sony E-Mount (hier nicht im Bild).
Da mich die 90cm (!) Nahgrenze des Objektives massiv stören und einschränken, habe ich die Adaptionsvariante über: DKL-Adapter auf Canon EOS (im Bild in der Mitte zu sehen), dann EOS auf Sony E-Mount HELICOID-(macro focusing-) Adapter gewählt (rechts im Bild).
Dieser Adapter funktioniert wie ein variabler Zwischenring und ermöglicht sowohl Aufnahmen auf unendlich als auch eine deutliche Verringerung der Nahgrenze bis fast in den Makrobereich.
Hier seht ihr den Adapter in Unendlich-Position sowie bei maximaler (zusätzlicher) Fokussierung in den Nahbereich neben dem Objektiv:
Und so sieht das Objektiv fertig adaptiert an eine der Testkameras, hier die Sony Alpha 7RIII, aus.
Eine stimmige, gut in der Hand liegende Kombination, die auch nicht frontlastig ist.
Das Testobjektiv hat eine fast makellose Optik - keine Kratzer oder Beläge auf den Linsen,
nur auf der Innenseite der Frontlinse der Rückstand eines Putzvorganges eines Vorbesitzers.
Äußerlich hat es einige Benutzungsspuren, aber es ist ja auch nicht gerade jung und wurde offensichtlich gerne und viel benutzt....
Die Blendensteuerung ist vom verwendeten Adapter abhängig.
Die Fokussierung meines Exemplares ist relativ leichtgängig aber problemlos nutzbar.
Kameras für die Bilder dieses Tests waren die Sony Alpha 7III (Kleinbildformat, 24MP) und die Sony Alpha 7RIII (Kleinbildformat, 42MP).
Die analytischen Bilder zur Bildschärfe sind alle mit der Sony Alpha 7RIII entstanden.
Die jeweils verwendete Kamera steht in den Bildunterschriften.
Alle Bilder sind als raw aufgenommen worden und wurden in Lightroom entwickelt.