Ergebnis 1 bis 10 von 14

Thema: Testbilder sinnlos?

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Förderndes Mitglied
    Registriert seit
    08.03.2012
    Beiträge
    6.307
    Danke abgeben
    1.045
    Erhielt 2.109 Danke für 964 Beiträge

    Standard Testbilder sinnlos?

    Ich kann mich an die Zeiten erinnern, als ich voller Freude hunderte von Testbildern angefertigt habe, um die Qualitäten eines Objektives vergleichen zu können. Inzwischen habe ich für mich persönlich herausgefunden, dass das größtenteils vollkommener Unsinn und sinnlose Zeitverplemperung ist.

    Ich will mal kurz erläutern, warum, und bin gespannt, ob sich eine Diskussion daraus entwickelt.

    Mein Hauptproblem: Fokussierung
    Selbst mit Live view und 10-facher Vergrößerung schaffe ich es nicht, den Fokus immer exakt gleich zu setzen. Das ist in so fern ein Problem, als das beispielsweise bei extrem lichtstarken Optiken zu einer krassen Veränderung im Bild führt: Unschärfe und Glühen machen sich schnell breit.

    Nächstes Problem: Bildfeldwölbung
    Gerne habe ich Wände und ähnliches fotografiert, um der Unschärfe in den Ecken nachzujagen und schnell behaupten zu können: Bäh! Unscharf! Erst bei Blende 8 scharf: Türstopper! Nun ist es leider so, dass das wohl oft allein an der Bildfeldwölbung lag und bei Blende 8 genügend Schärfetiefe erreicht war, dass endlich auch die Bildecken im Schärfebereich lagen.
    Das Test-Verdikt hätte also besser lauten sollen: zwar auch in den Ecken scharf, aber nicht bei einer planen Wand. Um Wände zu fotografieren, eignet sich das Objektiv nicht bei Offenblende. Wenn du aber eine Wiese fotografierst, wirst du auch ein Käferlein in der Ecke scharf hinbekommen – wenn das Käferlein so lange ruhig hält.

    Nächstes Problem: wechselnde Lichtverhältnisse
    Wie oft habe ich mir ein nettes Motiv gesucht – Blüten etwa – um dann eine Reihe Objektive sich daran abarbeiten zu lassen. Ich habe mich gefreut, denn das versprach ein richtiger Stresstest zu werden, mit glühenden, weißen Blütenblättern und viel, viel bunten Rändern alias CAs. Dann kommt eine kleine Wolke – und vorbei ist’s mit der Glüherei. Und mit der Vergleichbarkeit.

    Nächstes Problem: idealer Motivabstand
    Ich gebe zu, das mag jetzt schon etwas zu weit führen, aber auch das verpfuscht einen Test: die ideale Entfernung eines Motivs zur Filmebene. Beispiel Carl Zeiss Planar 1.4/85. Wenn ich mit diesem Objektiv Testbilder im Nahbereich durchführe, werde ich nur mittelmäßige Ergebnisse erhalten. Bei zwei bis drei Metern Motivabstand sieht die Sache auf einmal ganz anders aus. Früher hatte ich in der Regel alle Objektive in den Nahbereichs-Clinch gezwungen, aber der Infight liegt nicht jedem. Klares Plus für Makros, würde ich meinen

    Mein Fazit:
    Daher vergleiche ich nur noch – wenn überhaupt – bei meinen seltenen Testreihen das Bokeh.
    Typischer Aufbau dazu: irgendwas Nettes im Fokus, im Hindergrund eine Lichterkette.
    So sieht das dann in etwa aus:
    14265971951_6233f9fb7a_c.jpg
    Carl Zeiss Jena Biotar 2.0/58 @2 von praktinafan auf Flickr

    Übrigens: In Dinkelsbühl hatte ich die Lichterkette dabei, aber leider keine Gelegenheit, diese im Einsatz zu demonstrieren.

  2. 5 Benutzer sagen "Danke", praktinafan :


  3. #2
    Spitzenkommentierer
    Registriert seit
    29.08.2012
    Beiträge
    1.219
    Bilder
    43
    Danke abgeben
    658
    Erhielt 870 Danke für 360 Beiträge

    Standard

    Zum Teil stimme ich Dir zu. Allerdings kann man sich etwas behelfen. Bspw. fotogafiere ich zum Schärfetest sehr gern aus meinem Dachfenster. Aus der Position heraus kann ich das Objektiv sowohl am Rand als auch in der Mitte per Live-View optimal scharf stellen. Das geht natürlich nur im Fernbereich und macht auch nur bei eher weitwinkligen Objektiven Sinn. So bekommt man zumindest die Beldfeldwölbung ganz gut in den Griff. Im Nahbereich kann man innen bei künstlichem Licht für gleichbleibende Verhältnisse sorgen. Aber mit den Objektivvergleichen ist es tatsächlich so eine Sache, macht zudem noch extrem viel Arbeit und ist für mich bei Altglas auch nicht so spannend. Die Objektive kommen so, wie ich sie halt finde, ich suche ja nicht geziehlt. Da ist es dann viel spannender, zu sehen, was das Objektiv bringt. Nach ein paar Bildern kann ich es ganz gut beurteilen, und das reicht mir.

  4. #3
    Teilzeit-Mod. ;) Avatar von LucisPictor
    Registriert seit
    12.12.2004
    Ort
    Oberhessen
    Alter
    53
    Beiträge
    13.335
    Bilder
    12
    Danke abgeben
    3.614
    Erhielt 4.356 Danke für 1.819 Beiträge

    Standard

    Sehr guter Single Malt!

    Aber zum Thema: Diese Gedanken sind mir auch schon vor einiger Zeit durch den Kopf gegangen. Wir können einfach keine Laborbedingungen schaffen, um wirklich objektive Testbilder zu machen. Dennoch finde ich nach einigem Hin- und Herschieben des Gedankens in meinen Gehirnwindugen, dass "Testbilder" nicht ganz so nutzlos sind, wie sie mir zwischenzeitlich erschienen. Man darf eben nur nicht den Anspruch daran erheben, dass sie absolut neutral die Qualität eines Objektivs zeigen können. Sie können aber schon auf den Charakter eines Objektivs hinweisen, vor allem, wenn man sie Lichtsituationen fotografiert, die vom Betrachter einschätzbar sind. Dann erkennt man schon, ob ein Objektiv kontraststark ist, ob es ein harmonisches oder au0ßergewöhnliches Bokeh zeigt, wie die Highlights gerendert werden usw...

    Also, ganz verzichten wollte ich nicht darauf. Problematisch finde ich nur, wenn man anhand weniger Testbilder herleitet, ein Objektiv sei "besser" als ein anderes. Ich denke, das können wir kaum leisten. Wir können aber anhand von Testbildern darlegen, dass uns ein Objektiv gefällt - oder eben nicht.
    Carsten, berufsbedingt immer mal wieder auf Forum-Pause. In grün schreibe ich als Mod.
    ​Leica, Sony, Nikon, Fuji, Olympus, Pentax, Panasonic, Canon, Sigma und viel zu viele Linsen sowie andere digitale und analoge Kameras.
    >> Einführung | Meine "Uralt" (Stand 2015) Linsenliste | Noch eine Linsenliste | RetroCamera.de (Blog) | Altglasphase : 10
    >> Aktuelle Verkaufsangebote! <<>> Auf EBAY <<

  5. Folgender Benutzer sagt "Danke", LucisPictor :


  6. #4
    Spitzenkommentierer Avatar von EdwinDrix
    Registriert seit
    15.12.2013
    Ort
    im Kuhdorf
    Beiträge
    3.554
    Bilder
    66
    Danke abgeben
    4.806
    Erhielt 5.857 Danke für 1.630 Beiträge

    Standard

    Sehr schöner Gedankenanstoß, Willi.

    Ich gebe auch mal meinen Senf dazu.
    Zu meinen Sony/Minoltazeiten habe ich auch mit Siemensstern, einer selbstgebauten Vorrichtung zur Erkennung von Back- und Frontfocus und die typischen Backsteinmauerfotos
    gearbeitet. Jeder Neuzugang wurde erst mal ausgiebig durch alle Blendstufen getestet. Bei Zooms dann auch durch den kompletten Brennweitenbereich. Dann kam meine Canonzeit. Komischerweise hatte ich bei Canon nie das Verlangen nach solchen Testreihen.
    Woran das liegt kann ich nicht sagen - ist halt so. Mittlerweile schnappe ich mir den Neuzugang und gehe damit einfach auf eine kleine Fototour. Hinterher schaue ich mir die ganzen Bilder
    am Rechner an, beurteile Schärfe, Bildeindruck und natürlich Bokeh. Dann entscheide ich für mich ganz subjektiv ob mir das Objektiv gefällt oder nicht. Ich jage nicht mehr dem letzten Quäntchen Schärfe
    hinterher. Randabschattung und Randschärfe sind mittlerweile auch ehr zweitrangig.
    Und das tollste daran ist, dass ich meinem Hobby nun viel entspannter nachgehe. Anstelle Stunden mit Testreihen zu verbringen gehe ich lieber raus in die Natur oder auf die Straße zum Fotografieren .

    Ed.

  7. 4 Benutzer sagen "Danke", EdwinDrix :


  8. #5
    optikus64
    Gast

    Standard

    Hallo,

    den Oban nehme ich auch *gg* - und halte es auch eher praktisch. Entweder komme ich mit einer Linse klar, oder nicht. - Das entscheidet letztlich über Vitrine oder nicht.

    Nur zwecks Adjustment des Fokus via AF-Chip kommt das schräg stehende Lineal zum Einsatz.

    Alles andere ist m.E. mit den zu Gebote stehenden Mitteln so subjektiv, dass ich es zwischenzeitlich lasse.

    Jörg

  9. #6
    Spitzenkommentierer Avatar von ralf3
    Registriert seit
    25.07.2013
    Ort
    Siegen
    Beiträge
    1.120
    Bilder
    41
    Danke abgeben
    226
    Erhielt 691 Danke für 391 Beiträge

    Standard

    Ich teile Objektive ohnehin nur in drei Kategorien ein: toll, gut und geht gar nicht. Aber auch da brauche ich sehr öange um mich zu entscheiden. Und dann ist die optische Qualität auch nur ein Punkt, der die Qualität eines Objektivs für mich ausmacht.

  10. #7
    Fleissiger Poster
    Registriert seit
    26.11.2012
    Ort
    großraum linz
    Alter
    76
    Beiträge
    118
    Danke abgeben
    584
    Erhielt 66 Danke für 29 Beiträge

    Standard objektivvergleiche

    Zitat Zitat von EdwinDrix Beitrag anzeigen
    ......... Ich jage nicht mehr dem letzten Quäntchen Schärfe
    hinterher. Randabschattung und Randschärfe sind mittlerweile auch ehr zweitrangig.
    Und das tollste daran ist, dass ich meinem Hobby nun viel entspannter nachgehe. Anstelle Stunden mit Testreihen zu verbringen gehe ich lieber raus in die Natur oder auf die Straße zum Fotografieren .

    Ed.
    tja, irgendwann mal erreicht jeder von uns dieses entspannte stadium

  11. 2 Benutzer sagen "Danke", mathematikos :


  12. #8
    Förderndes DCC Mitglied Avatar von cdgh
    Registriert seit
    27.11.2009
    Ort
    Bochum
    Beiträge
    625
    Bilder
    37
    Danke abgeben
    214
    Erhielt 571 Danke für 111 Beiträge

    Standard

    Es ist so wie wohl immer im Leben: Was der eine schön findet, jagt dem anderen einen Schauer über den Rücken.
    Wie weit mich bokeh, CAs oder Haptik interessiert, ist Geschmacksache.
    Wie weit ein Objektiv verzeichnet (vergl. meinen Test zum Walimex 14/2,8) und zwar im Nah- und Fernbereich, ist schon interessant.
    Da sollte ich schon wissen, wie weit ich im Zweifelsfall nachbearbeiten muß, um eine Gerade wieder als Gerade erscheinen zu lassen.
    Nur so, als nicht zu kommentierender Gedanke.

  13. #9
    Förderndes Mitglied Avatar von Kielerjung
    Registriert seit
    25.04.2014
    Ort
    Kiel
    Alter
    59
    Beiträge
    948
    Bilder
    11
    Danke abgeben
    3.353
    Erhielt 2.558 Danke für 644 Beiträge

    Standard

    Ich finde Tests grundsätzlich klasse, unabhängig davon, dass Willi mit seiner Beschreibung der Probleme schon recht hat, wohl keiner von uns kann eine Testumgebung wie im Labor von großen Zeitschriften oder Portalen bereithalten. Die Sinnfrage stellt sich mir aber nur dort, wo offenkundig Äpfel mit Birnen verglichen werden, zum Beispiel, ob und in welchen Disziplinen eine 1940er-Linse noch mit aktuellen Produkten mithalten kann. Labortests sagen natürlich über die persönlichen Vorlieben nichts aus, aber die sind es, die jedenfalls für mich das Fotografieren ausmachen, ich finde ganz subjektive Einschätzungen ebenso am Platze wie Verglcihstests der eigenen Lieblingslinsen oder ein Vergleich mit geliehenen Exemplaren. Jeder der von mir gelesenen Tests hier oder im Systemkamera-Forum, bei Talkemount.com oder sonstwo hat immerhin dazu geführt, dass ich schon einen recht guten Überblick bekomme, welches Glas zu kaufen sich lohnt und welches vielleicht besser in der Bucht bleiben sollte.

    "Jedes gute, moderne Objektiv ist bereits für höchste Auflösung bei großen Blenden optimiert. Kleinere Blenden erhöhen lediglich die Schärfentiefe…" Das schrieb Ansel Adams bekanntlich an Edward Weston, der eine Frage zur Qualität eines Objektivs hatte. Und das war 1937, nicht 2014. Weston wäre heute vermutlich auch ein täglicher Besucher des DCC…
    Bis vor ein paar Jahren fischte jeder nur in seinem Teich. Tests, Charts, Einzeldarstellungen gab es schon zuhauf im Web, da wurde aber immer systemintern verglichen, die Bastler mit den adaptierten Drittlinsen an die MD MKII - ich erinnere mich an einige Forenbeiträge von Pentax-, Nikon- und Minolta-Nutzern - galten eher als eine Art Altglas-Frankensteins, obwohl gerade jene Ergebnisse weitaus interessanter waren als die Testreihe XY mit "objektiven" Ergebnissen, welches der vier Varianten eines Pentax-, Minolta-, Nikon-, Canon-50er nun am besten sei.

    Heute gelten die Bastler nicht mehr als Franken- sondern eher als Einsteins, mit den Systemkameras und billigen Adaptern für nahezu alle Bajonette war es kein Problem mehr, selbst herauszufinden, welches Objektiv für welche Anforderung oder Vorliebe in Frage käme. Plötzlich waren diese Tests interessant und wichtig für die Entscheidungsfindung und man sah anhand von Vergleichstests sogar, dass auch andere, einem vorher gänzlich unbekannte Systeme auch sehr schöne Töchter haben, schöner vielleicht, als die in den Himmel gelobten eigenen. Die zunehmende Masse an verfügbaren Bildern im Web hat ja nicht nur dazu geführt, dass die Preise für Altglas teilweise ursprüngliche Verkaufspreise übertreffen, es ist für die windigen Geister auch nicht mehr so einfach, ein paar Monate vor dem geplanten Verkauf in der Bucht einen fulminanten, aber gefälschten Test zu kolportieren und zu vervielfältigen. Auf die systeminternen "Reviews" konnte man ohnehin nicht viel geben, da könnte man auch einen langjährigen BMW-Fahrer fragen, was er vom neuesten Audi oder Mercedes halte. Kurz gesagt: auf Grund der zahlreichen Tests mögen die Preise für gute Linsen wohl reichlich angezogen sein, dafür kann man viel besser einschätzen, was für einen selbst in Frage kommen könnte und was nicht.

    Ich freue mich schon auf zahllose eigene Tests mit meinem rasant angewachsenen Altglasbestand.

    Gruß
    Nils

  14. 3 Benutzer sagen "Danke", Kielerjung :


Ähnliche Themen

  1. Canon 15-85 IS USM Testbilder
    Von keepout im Forum Canon Objektive - Kaufberatung
    Antworten: 9
    Letzter Beitrag: 02.11.2015, 17:36
  2. Cosina Hi-Lite + Auto Cosinon MC 1.7 50mm Testbilder
    Von gosmo44 im Forum "Café Manuell" - Hier wird geplaudert..
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 19.12.2013, 21:01

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •