Zu Analogzeiten mein Favorit, zusammen mit dem ELMARIT-R 1:2,8/180 meine erste Brennweitenerweiterung zur Leica R4s/SUMMICRON-R 1:2/50. Von Leica als Reportageobjektiv bezeichnet und das war Anfangs auch der primäre Einsatzzweck bei mir (Hallensport jeglicher Art). Später mauserte es sich zu meinem Immerdrauf und zusammen mit dem SUMMICRON-R 1:2/35 war es meine Lieblingskombination für die kleine "immerdabei"Tasche.
Die Grundlegenden technischen Daten:
Brennweite : 80,3mm
Aufbau : 7 Linsen in 5 Gruppen; 9 Blendenlamellen; integrierte Gegenlichtblende
Blende : 1,4-16 in halben Blendenstufen
Naheinstellgrenze : 80cm;
Abbildungsmaßstab 1:8
Abmessungen : Ø 69 x 75 mm; 700 Gramm
Vorneweg, hochlichtstarke Objektive legt man sich nicht zu wegen ihrer Abbildungsleistung bei F4 oder F5,6, sondern wegen dem zusätzlichen Freiraum hinsichtlich der Kombination Verschlußzeit/ISO bei widrigen Lichtverhältnissen. In der Praxis bedeutet das beim SUMMILUX-R 1:1,4/80, daß es abgeblendet auf F4 oder F5,6 nicht besser ist als das kleine 50er Summicron (es ist jetzt aber auch nicht spürbar schlechter). Wenn man also genug Licht zur Verfügung hat und die Brennweite, Blende nicht aus kompositorischen Gründen zwingend benötigt, ist das 50er Summicron die bessere Wahl.
An einer Autofokus Cropkammera, deren Suchermattscheibe nicht für Manuelles Scharfstellen gedacht und formatbedingt auch Klein und Dunkel ist, ohne zusätzliche Hilfsmittel wie Schnittbild und/oder Mikroprismen, hatte es Offenblende ein bißchen was von Russisch Roulette auf den gewünschten Punkt scharfzustellen. Anbei ein paar Beispiele an der Canon Eos 20D, alle Offenblende und OOC, natürlich.
(alle Bilder in Originalgröße verlinkt)
"Typischer" Einsatzzweck für ein lichtstarkes Reportageobjektiv, Theater ... (RAW, korrigierter Weisabgleich) :
Belichtungszeit 1/50sek bei ISO800. Noch längere Belichtungszeiten werden hinsichtlich Bewegungsunschärfen extrem problematisch und die bessere Bildqualität eines modernen Hochleistungszooms oder Festbrennweite mit Blende 2,8 versickert im Detailverlust der dann notwendigen ISO 3200.
Man kann es auch abgeblendet benutzen, hier ein Beispielbild mit F4 (RAW)
Offenblende noch ziemlich weich, gewinnt es abgeblendet deutlich an Auflösung und Kontrast. Wobei eventuelle Schwächen (Schärfe/Abschattung) an den Rändern oder Ecken hier Systembedingt (Cropkamera) nicht sichtbar sind.
Wenn da, für mich, nur nicht die Problematik des Scharfstellens gewesen wäre. Mein Bedauern hielt sich also in Grenzen, wenn ich es verlieh oder einfach im Schrank ablegte.
Mit der 5D änderte sich das dann. Der erste Probeschuss nur um festzustellen ob (und das) der Sucher tatsächlich was taugt, aber auch das optische Schwächen, wie z.B. der starken Abfall der Schärfe zum Rand hin, nun sichtbar werden. Was ich mir dramatischer vorgestellt hatte fiel andererseits weniger auf, der Lichtabfall von ca 2,5 Blendenstufen in den Ecken (und ca 1,5-2 an den Seiten).
Als nächstes musste Lena als Model herhalten. Nicht immer willig, aber dafür ohne Ansprüche hinsichtlich Gage oder Einschränkungen wegen des Rechtes am eigenen Bild bei Veröffentlichungen:
noch zwei unbeschnittene Bilder eines dörflichen Scheunenfestes:
Bin ich zufrieden? Klar! Wenn ich jetzt nicht euphorisch klinge liegt das weniger an dem Objektiv, sondern eher daran, daß meine Sehgewohnheiten die letzten Jahre durch Objektiven wie dem APO-MACRO-ELMARIT-R 1:2,8/100 oder Objektiven die bevorzugt im Bereich der förderlichen Blende eingesetzt wurden, geprägt sind. Da tut man sich erstmal schwer mit einem Weichzeichnenden und Kontrastarmen Objektiv, wie es das SUMMILUX-R 1:1,4/80 nunmal bei Offenblende ist. Nach einem Abstecher zu pixel-peeper und längerer Betrachtung der Beispielbildern zu adäquaten Objektiven von Canon, Nikon, Minolta/Sony dann die Erkenntniss, das Andere auch nur mit Wasser kochen und der Vergleich mit Makro Objektiven, die nunmal auf möglichst hohe Auflösung und Mikrokontrast (bei deutlich geringerer Lichtstärke) berechnete sind, nicht angemessen ist (unfair ist).
Zum Abschluß noch eine Bemerkung zur Bearbeitung. Natürlich sind die RAW Bilder bearbeitet, schon die Wahl des Konverters ergibt unterschiedliche Bilder. Die unterschiedlichen Interpretationen des Weissabgleichs und der Helligkeit verändert zwar nichts an der Detailauflösung, aber wie wir sie wahrnehmen. Wenn dann noch, wie bei RawTherapee, ein halbes Dutzend unterschiedlicher Algorithmen zur Entrasterung angeboten werden, die sich je nach Motiv und Kamera mehr oder weniger subtil unterscheiden ... da betrachte ich es dann als legitim ein paar Regler selber zu verschieben. Die Bilder sind also generell an meine Sehgewohnheiten angepasste Interpretationen, wobei ich bei Testbildern aber generell darauf verzichte exzessiv nachzuschärfen oder nachträglich mit Noiseware zu entrauschen