Die Pentax Auto 110 war bei ihrem Erscheinen Ende der 70er Jahre (und ist es meines Wissens bis heute) die kleinste Spiegelreflexkamera der Welt. Mit ihrem Mini-Bajonett, dem kleinen Bildformat (13x17mm) und der in die Kamera eingebauten Blende war es möglich entsprechend winzige Objektive dazu zu bauen. Die kompletten Festbrennweiten des Pentax-110-Systems hat LucisPictor in diesem Thread zusammengetragen: http://www.digicamclub.de/showthread.php?t=15549
Sehr umfangreiche Informationen zu dem gesamten System einschließlich der Objektive gibt es hier: http://www.pentax110.co.uk/
Ich möchte hier das Pentax-110 2.8/70 vorstellen, also die längste Brennweite des Systems. An der Olympus E-P2 findet das Objektiv ja sozusagen wieder zu seiner Bestimmung, da das Format des µFT-Sensors praktisch identisch mit dem 110er-Format ist. Man kann also aus den Bildern durchaus Rückschlüsse ziehen, wie das Objektiv sich in seinem ursprünglichen Einsatzgebiet verhalten hat. Auch die Proportionen stimmen an der E-P2 was einen Versuch mit den 110er-Objektiven generell reizvoll erscheinen lässt.
Die Technischen Daten:
Länge min. 51 mm
Filtergewinde 49 mm
Durchmesser kameraseitig 43 mm
Gewicht 165 g
keine Blende (in Kamera integriert)
konstante Öffnung f/2.8
Naheinstellgrenze 1.5 m
Optischer Aufbau: 6 Linsen in 5 Gruppen
Linsenschnitt (aus einer Kopie des Manuals, übernommen von http://www.pentax110.co.uk/)
Die Naheinstellgrenze ist auch gleich das erste Manko was bei der Benutzung auffällt. Für ein 70er ist das ganz schön viel, andererseits als 140er, zu dem es am Crop2-Sensor mutiert, mag das noch akzeptabel sein, aber man ist natürlich von anderen Objektiven dieses Brennweitenbereichs anderes gewohnt und ist daher häufig verblüfft wenn man beim Versuch scharfzustellen an den Anschlag stößt und dann einen halben Schritt nach hinten gehen muss. Der Fokusring dreht sich butterweich, dreht allerdings das gesamte Frontelement mit, so dass man erstens Probleme mit Pol- und Verlaufsfiltern bekommt und zweitens Schwierigkeiten hat, wenn man gewohnt ist, auch bei einer kleinen Kamera zur Stabilisierung mit einer Hand auch das Objektiv zu halten: Man findet praktisch nichts zum Anfassen wo man nicht den Fokus mit der geringsten Bewegung schon verstellt.
Plastikteile sind auch mit im Spiel, so dass die ganze haptische Anmutung ein wenig an Puppenküche erinnert und nicht an ein seriöses Arbeitsgerät für Fotografen. Aber etwas besonderes ist es allemal.
Die ersten Bildeindrücke sind dagegen durchaus überzeugend. Logischerweise ist alles mit Offenblende fotografiert, da die E-P2 natürlich keine eingebaute Blende hat. Auffällig ist zunächst einmal das schöne, relativ weiche aber dennoch leicht "drehende" Bokeh (Swirl-Effekt) mit hübschen "Katzenaugen" wie man sie am Crop2-Sensor nur mit den wenigsten Objektiven erzeugen kann:
Wenn ich solche Effekte sehe, kommt mir eigentlich gleich der Verdacht, dass das Objektiv einen für die Sensorgröße recht knapp gestrickten Bildkreis abdecken dürfte, und in der Tat zeigen die folgenden Bilder, dass sowohl der Schärfeabfall zu den Ecken als auch die Vignettierung selbst am µFT-Sensor erheblich sind:
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/pentax70_g-1xtbm4.jpg
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/pentax70_g-8tqbgb.jpg
Damit ist eigentlich schon klar, dass das Pentax-110 2.8/70 selbst am dafür vorgesehenen Bildformat nicht als wirklich vollwertiges Objektiv zu betrachten ist, sondern eher als Kompromisslösung aus Abmessungen/Gewicht und optischer Leistung oder - und damit lässt man ihm denke ich am ehesten Gerechtigkeit widerfahren - als etwas altmodische "Effektlinse", die für bestimmte Motive einen schönen Flair erzeugt.
Zu diesen passenden Motiven gehören sicherlich Portraits, bei denen es normalerweise nicht auf die Ecken ankommt und wo eine gewisse Weichheit und ein "Umspielen" des Gesichtes auch durch leichte Vignettierung durchaus erwünscht sein kann:
Ein schöner Freistelleffekt ist ebenso erzielbar wie ein sanfter Übergang in die Unschärfe, und die Highlights im Hintergrund sind schön geformt und fast immer ohne die "Kringel" vieler anderer alter Objektive:
Eine Überraschung war für mich das Verhalten an Glanzlichtern: Selbst bei Chrom und Lack in der gleißenden Sonne zerfließen die Highlights nicht und zeigen nur einen minimalen Purpursaum, den man erst in der Vollauflösung überhaupt sieht und der das Bild nicht nennenswert beeinträchtigt:
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/pentax70_g-5yzxdy.jpg
Eine besondere Streulichtempfindlichkeit konnte ich nicht feststelle - alle hier gezeigten Bilder sind ohne Streulichtblende entstanden. Schlimmstenfalls scheint ein Kontrastabfall durch leichte interne Flares zu drohen, den man zur Not per EBV ausgleichen kann.
Als letztes noch ein Bild für die Schärfe auf größere Distanz:
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/pentax70_g-9ydxbw.jpg
Auch hier ist der Schärfeabfall in den Ecken nicht zu übersehen, aber die Mittenschärfe ist auch für moderne, hochauflösende Sensoren absolut ausreichend.
Mein Fazit: Das Objektiv hat seine Reize und ist als kleines, nettes Spielzeug nicht zu verachten. Im Rahmen seiner Möglichkeiten und bei den passenden Motiven kann man damit richtig schöne Bilder machen, und es füllt eine Lücke, die ich am Crop 2 immer empfunden habe zwischen 50mm und 85mm (entsprechend den 135 mm am KB-Format). Dass es keine Blende hat, stört mich bei dieser Brennweite so gut wie gar nicht, da ich für den Einsatzzweck ohnehin fast immer die Offenblende wähle. Anders wäre das sicher bei den kürzeren Brennweiten, bei denen ich auch hinsichtlich der Randschwächen noch mehr Probleme erwarten würde. Inwiefern die Randschwächen an der NEX noch stärker ins Gewicht fallen oder ob der größere Sensor dort evtl. durch eine höhere Toleranz gegenüber dem anscheinend sehr spitzen Einfallwinkel des Lichts im Randbereich des Bildkreises ausgeglichen wird, ist sicher eine interessante Frage. Carsten, bitte übernehmen...![]()