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Versuch: Aus- und Einlöten eines IC mit 92 Pins
Heute wollte ich wissen, wo die Grenzen für mich verlaufen, wenn ich einen IC mit vielen kleinen Pins aus- und wieder einlöten möchte.
Zum Beispiel, wenn ich einen defekten IC mit einem intakten aus einer aufgegebenen Kamera tauschen möchte.
Zur Verfügung steht mir konventionelles Lötwerkzeug für die Arbeit mit TTH-Bauteilen. Also Widerstände, Kondensatoren Transistoren etc., die bedrahtet und auch mit den Fingern noch gut zu manipulieren sind, zum Einlöten durch Löcher in Platinen gesteckt und auf der Rückseite verlötet werden, wie zB hier zu sehen ist:
Anhang 142315
Anhang 142317
Weiters sind hier eine Kopflupe mit 7facher Vergrößerung, Sonden, feine Pinzetten, Entlötlitze und Lötspitzen, wobei die kleinste runde eine Spitze mit 0,5 mm hat.
Als Kandidaten für den Versuch mussten der mutmaßlich defekte IC und seine Platine herhalten, die ich unlängst aus einer T90 mit Displayfehler herausgeholt hatte.
Der IC hat 92 Pins (Anschlüsse) und ist sauber auf die Pads (Lötstellen) der Platine aufgelötet.
Im Versuch ging es darum, den IC möglichst schonend von seiner Platine zu holen und dann wieder aufzulöten.
So wollte ich feststellen, ob ein derartiger Vorgang Chancen auf Erfolg hat, wenn ich einmal in einer Kamera ICs tauschen muss.
Los geht‘s
IC und Platine auf dem Platinenhalter:
Anhang 142319
Anhang 142320
Die einzelnen Pins sind mit Lot auf den Anschlüssen aufgebracht.
Ich möchte so viel wie möglich davon entfernen.
Entlötlitze aus Kupfergeflecht saugt flüssiges Lot, das mit dem Lötkolben erhitzt wird, auf:
Anhang 142321
Auf einen Streifen Litze trage ich Flussmittel auf, damit Lot, Litze und Hitze gut aufeinander reagieren:
Anhang 142322
Die Litze in Position über einer Pinreihe:
Anhang 142323
Und das Ergebnis:
Anhang 142324
Da ist schon einiges Lot weggekommen, das sich nun fix in der Litze befindet:
Anhang 142325
Ich setze die Lötspitze auf ein Pin, und versuche, es abzuheben. Eine dünne Lotschicht hält es noch an seinem Platz.
Es will aber nicht.
Ich nehme die Sonde, und heble die Pinreihe vorsichtig von der Platine ab.
Anhang 142326
Das funktioniert gut und - bis auf Aufbiegen - ohne sichtbare Beschädigung der Pins.
Es knackt leise in Serie und die Pins auf allen vier Seiten des IC sind frei:
Anhang 142327
Mit der feinen Spitzpinzette und der Sonde richte ich die aufgebogenen Pinreihen aus:
Anhang 142328
Die Platine mit den Pads, auf denen sich noch Lotreste befinden:
Anhang 142329
Diese Lotreste entferne ich wieder mit Entlötlitze:
Anhang 142330
Auf die Pads trage ich frisches Lot auf und probiere dabei verschiedene Techniken.
Mit runder Lötspitze, mit meißelförmiger, Pad für Pad oder zwei nebeneinander, auch lasse ich die Lötspitze mit dem Lötdraht über eine Reihe wandern oder lasse das Lot nur über die Lötspitze auf die Pads fließen.
Die Ergebnisse sind unterschiedlich:
Anhang 142331
Die untere Reihe sieht gut aus.
Rechts Wildnis und zwei abgeheizte Pads.
Ich setze den IC wieder auf seinen Platz und probiere, wie ich die Pins gut anlöten kann.
Zuvor richte ich einzelne Pins noch aus.
Es funktioniert, wenn auch nicht so, wie ich es gerne hätte.
Lötbrücken bilden sich da und dort zwischen zwei Pins, die sich jedoch gut mit der Entlötlitze entfernen lassen.
Aber der IC sitzt schlussendlich auf seinem Platz und die Verbindungen scheinen zum größten Teil intakt:
Anhang 142332
Dass dieser IC elektrisch einwandfrei leitet, ist auszuschließen.
Dazu wird es zu viele ungewollte Kontaktschlüsse zwischen den Pins geben bzw. kann es auch sein, dass beim Ablöten zu viel Hitze einwirkte oder die Pins mechanisch gelitten hatten.
Aber das macht hier nichts.
Ziel war ja, herauszufinden, was ich mit meinem Lötequipment schaffe.
Alle Beteiligten im Größenvergleich:
Anhang 142333
Fazit
- Immerhin gelangen Trennung und Wiedervereinigung von IC und Platine relativ schonend, wenn auch elektrisch nicht einwandfrei.
- Für diese Größenordnung ist mein Lötequipment nicht mehr geeignet.
- Die eingesetzten Techniken haben sich unterschiedlich bewährt.
- Mit einer feineren Lötspitze und Lötdraht < 0,5 mm sollte ein besseres Ergebnis zu erzielen gewesen sein.
- Aber ICs mit weniger/größeren Pins (wie zB in der Minolta X-700 und der Canon AE-1) haben gute Chancen, auf diese Weise erfolgreich aus- und eingelötet werden zu können.
- Lötausrüstung für kleine SMD-Bauteile würde die Erfolgschancen erhöhen. Allerdings sind die Verhältnisse in Kameras beengt. Heißluft würde die Kunststoffisolierung benachbarter Kabel bzw. andere Bauteile beeinträchtigen.
- Ein weiterer Versuch an einer X-700 ist geplant :yes:
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Zitat:
Zitat von
barney
nimm nen regelbares Heissluftgebläse ...
Schon da:
Anhang 142334
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Ich bin nicht unzufrieden mit den heutigen Erkenntnissen.
Mit der - von Jörg - empfohlenen Lötnadel möchte ich weiter experimentieren, die hat die richtige Größe für Pins.
Jetzt muss ich mich noch mit dem Abnehmen und Anbringen von flexiblen Leiterplatinen beschäftigen.
Die T90 stellt hier wohl die größte Herausforderung dar :yes:
Anhang 142347
Dann sollte der Ersatzteilegewinnung in Sachen Elektronik und dem Austausch defekter Bauteile nichts mehr im Wege stehen.
Jedenfalls wird das Schreckgespenst „Elektronikfehler“ immer zahmer.
Das ist ja eine der Standardabsagen von Werkstätten, gleich nach „keine Ersatzteile“ ;-)
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Zitat:
Zitat von
Ando
Da wären wir dann beim Thema „Wie prüfe ich IC“ und da wird’s dann abenteuerlich am Küchentisch :lolaway:
Ich sehe hier tatsächlich keine Chance.
Was der IC tut, ist bestenfalls im Blockschema zu sehen, wie er es tut und welche Signale seine Pins senden oder nicht senden, bleibt Herstellers Geheimnis, das er vermutlich schon längst auf seinem Produktefriedhof beerdigt hat. ...
Bei "Standard Logik" (74er Gatter und deren CMOS-Äquivalente) und bei Op-Amps geht das evtl. noch. Bei den komplexeren Sachen haben die Serviceunterlagen ja öfter mal so Signaldiagramme im Angebot (oder Bilder mit Meßpunkten und Pegeln bzw. Signalverläufen), wobei man für ein paar davon schon wieder ein Oszi oder gar Speicheroszi in der Küche haben sollte.
Der "Hersteller" (oder die Vertragswerkstatt) testet aber wohl eher komplette Boards (Platinen) (oder zur Not Treiber-Transistoren/Thyristoren) und wechselt ggf. die und nicht die ICs.
Wenn man dann so ein Diagramm hat, prüft man sich da durch und guckt, ob es an der Peripherie (LED, Elektromagnet, Motor, ...) liegt oder an der Steuerung und in der "Steuerung" zur Not noch ob es am "Leistungsschalter" liegt oder an der Logik [Game Over]:
Anhang 142348