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Aber genug der Gefahren...
Ich stelle mal ein paar Fotos mit Erklärungen ein. Ziel ist es, die Teile der Drehbank (hier eine alte Boley Drehbank) mit ihren Teilen vorzustellen.
(Bitte um Entschuldigung, wenn ich die Termini und Namensgebungen nicht 100%ig treffe, aber ich bin Laie...)
Diese Fotos entstanden bei der Einkürzung eines Meopta Meostigmat 1/50mm für unseren Forenkollegen Wolfhansen.. lassen wir es krachen und die Späne fliegen.
Nach dem Anreißen/Anzeichnen des notwendigen Kürzungsmaß auf 63,80mm mit einem digitalen Höhenreißer (Messwerkzeug) wurde der lange Tubus des Meostimat in ein Dreibackenfutter mit langen Backen eingespannt.
Es bleiben zwei Wege, wie man den Tubus kürzen kann...
1. Abstechwerkzeug (kleine dünne Platte mit geschliffener Schneide, die an der gewünschten Stelle in das Aluminium eindringt und eine Furche schneidet, bis sich der zu kürzende Teil vom Hauptkörper löst...
2. Zustellen mit einer Wendeschneidplatte
Hier entschied ich mich für die etwas länger dauernde, aber sicherere Methode des Zustellens... bei der das Alu zerspant wird... gibt halt ordentlich Abfall, ist aber sicherer, weil so ein Abstechwerkzeug bei so lang vorstehenden Teilen sich gern mal in das Alu "einfrißt" und dann zerreisst es entweder das Abstechwerkzeug oder es reißt den Tubus aus dem Futter.
Abstechen sollte man definitiv nicht an so lang hervorstehenden Teilen, weil die Rundlaufgenauigkeit beim Einspannen nicht absolut gegeben ist in so einem Futter. Und das Einrichten mit der Messuhr - mit dem es zwar ginge - aber aufgrund der nie wirklich exakten Einfassung des Werkstückes durch die Backen (sie haben nie die Rundungskontur, die gerade benötigt wird, um sich mit vollem Umfang an das Werkstück anzuschmiegen)
Man sieht das auch im ersten Bild, wo die Backen nur partiell den Meopta Tubus "greifen" können.
Anhang 32029
Anhand dieses "Projekts" gehe ich mal auf die verschiedenen Teile der Drehbank ein:
Anhang 32030
1. Gußeisernes Bett (extrem stabil)
2. Führung für den Kreuztisch, hierdrauf kann der gesamte Kreuztisch verschoben werden.
3. Schwalbenschwanzführung
4. Oberschlitten
5. X-Zustellung
6. Z-Zustellung
7. Vorgelege
8. Schnellspannhebel für Spannzangenbetrieb
9. Schnellwechselwerkzeughalter
(Dieser wird im nächsten Bild detailierter vorgestellt)
Das sind die wichtigsten Teile ... es kommen noch diverse andere wie Rechts/Linkslauf, Riemenkasten mit verschiedenen mechanischen Getriebeübersetzungen über Riemen und Zahnräder dazu... ebenso der Reitstock als weitere Hilfseinrichtung, die ich aber bei Gelegenheit erkläre.
Hier zunächst ein Bild der Detailansichten der eingesetzten Werkzeuge und deren Funktionen:
Anhang 32032
1. 3-Backenfutter zum Einspannen des Tubus
Die nachfolgenden Punkte zeigen den Werkzeugwechselhalter aus dem Bild darüber unter Punkt 9 zusammengefasst aufgezeigt...
2. Schneideisenhalter (hier mit Wendeschneidplatte)
3. Schnellwechseleinrichtung (Halterung für die vorbereiteten Wechselwerkzeuge)
4. Wendeschneidplatte
5. Schrauben für die Fixierung des Schneideisenhalters ( Punkt 2)
6. Höhenjustierungsschraube für den Schnellwechselhalter
Um die beste Schneidleistung zu erzielen, muss das Schneid-Werkzeug immer auf den Mittelpunkt des Werkstückes "ausgerichtet/zentriert" werden. Da die verwendeten Schneideisen-Halter aber unterschiedliche stärken besitzen und auch die eingeschraubten Wendeschneidplatten ebenfalls variieren, ist diese Zentrierung notwendig... und wird mit dieser Schraube vor Beginn der Arbeiten durchgeführt.
Hierzu wird der Kreuzsupport so ausgerichtet das sich ein tauglicher Bedienungsabstand einstellt und die Wendeschneidplatten werden an das Zentrum des zu bearbeitenden Werkstückes herangeführt, mit der Schraube unter Zuhilfenahme eines Meßschiebers oder einer Messuhr so ausgerichtet, das genau das Zentrum getroffen wird. Das ergibt das sauberste Schnittbild..
7. Fixierungsschraube für die vorbereiteten und eingesetzten Schnellwechselwerkzeuge.
Der Schnellwechselträger wird nur eingesteckt und mit der Fixierungsschraube dann festgezogen/angepresst (sitzt bombenfest und µm genau)
Nachdem der Haupttubus des Meoptas nun auf das passende Maß eingekürzt wurde, folgt nun die Umrüstung der Drehbank zurück auf den Spannzangenbetrieb:
Hierzu wird das Dreibackenfutter von der festgesetzten Drehachse mit einem leichten Hammerschlag wieder heruntergeschraubt (Vorsicht, so ein Ding ist "Sauschwer" und man muss mit beiden Händen energisch "zupacken" beim herunterdrehen)
Dann wird eine zusätzliche Achse wieder eingesteckt, in die nun die Spannzangen eingeschraubt werden und mit dem im zweiten Bild unter Punkt 8 gezeigten Schnellspannhebel angezogen und damit das Werkstück zentriert gespannt wird.
Dies ist der Spannzangenbetrieb:
Anhang 32033
1. Spannzange mit passendem Durchmesser für den kleineren Meostigmat 1/50mm Rücklinsentubus - innengesteckt.
2. Wieder die Wendeschneidplatte
3. und 4. Fixierungsschrauben für den Stahlwerkzeughalter, der die Wendeschneidplatte trägt
5. Höhenjustierung für die vorbereiteten Werkzeugaufnahmeschlitten.
Diese wechselbaren Werkzeugschlitten können sowohl in X als auch Y Richtung eingespannt und fixiert werden. Aus diesem Grunde gibt es diese Justage-Schraube zweimal.
Die Spannzangen sind das wohl coolste Teil zum Einspannen unserer Adapter, Tuben und Ringe... weil sie es gestatten, ohne große Umwege - passende Durchmesser vorausgesetzt - die meisten Arbeiten in hoher Geschwindigkeit bei hoher Wiederholgenauigkeit zu bearbeiten.
Wenn man sich eine Drehbank zulegen will, sollte man unbedingt darauf achten, viele von den Dingern als Zubehör zu einer Industrie-Drehbank mit zu erwerben.
Diese Teile sind "sauteuer" im Einzelbezug, und wenn man 30 - 50 von den Spannzangen mit beim Kauf erwischen kann, mindestens nochmal den Gebrauchtwert der eigentlichen Drehbank wert.
So hab ich z.B. eine Spannzange, die exakt auf das Halten von Canon EOS EF Adaptern ausgerichtet ist, seit ich dies für meine Umbauten benötigte.
Da brauch ich die Adapter nur noch einspannen und kann da eigentlich alles mit machen, was so notwendig ist...
Zusammen mit zwei präparierten und wechselbaren Werkzeughalterschlitten für die Schnellspanneinrichtung auf dem Kreuzsupport kann ich so alles machen... Innendurchmesser weiten, Adapter um einge zehntel herunterdrehen, Aussendurchmesser verringern usw.
Bei einer Tischdrehbank stelle ich mir das schon deutlich aufwändiger vor, denn nur mit einem Dreibackenfutter und sicherlich notwendigen Hilfsmittel um z.B. allein die vorstehenden "Backen" zu umgehen, wird es vermutlich deutlich aufwändiger.
Beim letzten Bild, dem Einkürzen des Rücklinsentubus hätte ich gern mal gewußt, wie das auf einer kleinen Tischdrehmaschine nur mit einem Dreibackenfutter realisierbar wäre.
LG
Henry