Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 6)
Anleitung: Industar-69 2.8/28mm an Systemkameras adaptieren
Hallo Altglasfreunde,
hier habe ich ja bereits dieses kleine Schätzchen aus der ehemaligen UdSSR vorgestellt. In diesem Beitrag soll es, wie versprochen, um die Adaptierung gehen. Da das Industar-69 über das gleiche M39 Gewinde wie die Leica verfügt, aber ein anderes Auflagemaß, ist etwas Handarbeit angesagt.
Anhang 18959
Das wird benötigt:
- Schraubendreher - Schlitz 1,5mm
- Dremel o.ä. mit Schleifscheibe (grobe+mittlere Körnung)
- Schleifpapier (grobe + mittlere Körnung), besser jedoch ein Bandschleifer
- Lösungsmittel + Tücher um altes Fett zu entfernen (z.B. Feuerzeug- oder Waschbenzin)
- Maschinenfett
Und so geht's:
1. Schritt:
Mit dem Schraubendreher öffnet man die drei Madenschrauben, die das Oberteil mit der Entfernungsskala halten. Dabei müssen die Schrauben nicht komplett entfernt werden, sondern nur soweit, bis sich das Oberteil nach oben abnehmen lässt.
Anhang 18960
2. Schritt:
Nach dem man das Oberteil entfernt hat, kann man die Linsengruppe mit der Blende einfach herausdrehen. Man hat dann die drei Hauptbaugruppen vor sich.
Anhang 18961
An dieser Stelle bietet es sich an, die Gewinde von alten Fettresten zu säubern. WICHTIG: Noch nicht wieder neu fetten, sonst hat man später den ganzen Metallstaub im Fett hängen und muss die Gewinde nochmals reinigen.
3. Schritt:
Nun geht's ans Eingemachte. Mit dem Schraubendreher entfernt man nun die drei Stiftschrauben im Ober bzw. Unterteil (1). Diese dienen im Normalfall als Begrenzer für den Fokusierweg und werden nicht mehr benötigt.
Anhang 18962
Mit unserem Umbau wollen wir erreichen, dass die Linsengruppe näher an den Sensor kommt. Dafür gilt es nun den inneren Anschlagring (2) mit dem Dremel abzuschleifen. Reich rechnerisch um genau 1,3mm (der Profi dreht das natürlich an seiner Drehbank ab) :D Hier sollte man allerdings Schrittweise vorgehen und immer wieder überprüfen, ob man nicht schon genug Material entfernt hat. Dazu schraubt man einfach die Linsengruppe wieder bis zum Anschlag ins Unterteil ein und flanscht das ganze testweise an die Kamera. Wenn man auf Unendlich fokusieren kann, hat man bereits genug Material abgetragen, ansonsten muss man nochmals ran.
Anhang 18963
(damit zum Test ab an die Kamera)
4. Schritt
Lässt sich der Fokus auf Unendlich einstellen, kann man die Gewinde neu fetten und das Oberteil wieder mit den drei Madenschrauben auf dem Linsenelement befestigen. Doch STOP leider sind wir noch nicht ganz fertig. Schraubt man das Objektiv an die Kamera, so wird man in der Regel feststellen, dass es sich immer noch nicht auf Unendlich stellen lässt. Doch wo liegt der Fehler? Das Problem ist, dass das Oberteil (3) noch zu dick ist und am Unterteil anschlägt, bevor die Linsengruppe nahe genug am Sensor ist. Also das ganze noch nicht zusammenbauen und das Oberteil ab auf den Bandschleifer. Das Oberteil (3) muss um rund 1mm abgeschliffen werden. Auch hier gilt besser Schritt für Schritt arbeiten und dazwischen wieder testen. Wer keinen Bandschleifer hat, kann hier auch mit gewöhnlichen Schleifpapier oder dem Dremel zu Werke gehen.
So nun sind wir fertig und die drei Einzelteile können wieder zusammengefügt werden.
Vor- und Nachteile des Umbaus:
Durch den Umbau verliert das Objektiv seine Fokusierwegsbegrenzug, d.h. das Oberteil mit der Linsengruppe kann ganz heraus geschraubt werden. Dies bietet jedoch auch einen großen Vorteil, denn dadurch verringert sich auch die Naheinstellgrenze und man kann geschätzt auf 15cm ans Objekt heran.
Zudem lässt sich die Entfernungsskala nicht mehr verwenden, was aber zu verschmerzen ist, da man den Sitz des Fokus am Display bewerten kann.
Warnung:
Die hier gezeigten Schritte gelten für die Adaptierung an das Sony NEX System. Grundsätzlich sollte es bei anderen Systemkameras nicht viel anders laufen. Ich meine gelesen zu haben, dass es für MFT schon ausreicht die drei Fokusierbegrenzungsschrauben zu entfernen.
Wichtig ist auch, dass ihr den anfallenden Schleifstaub sorgsam entfernt, damit ihr ihn später nicht auf dem Sensor hab.
Anhang 18964
So nun viel Spaß beim Nachbauen.
Viele Grüße
Timo
Industar 69 - Adapter für NEX statt Umbau
Hallo!
Warum der Aufwand? Und warum die Objektive kaputt machen? Es geht auch viel einfacher und schonender, indem man einfach einen NEX-M39 Adapter um 1,3mm abschleift. Man muß beim Kauf des Adapters nur darauf achten, daß der Adapter 1. genug Gewinde hat, um das Objektiv nach dem Abschleifen noch komplett einzuschrauben und 2. daß der Adapter keine Schräubchen hat, die beim Abschleifen des Auflagemaßes verletzt werden.
Einen Adapter kriegt man schon ab ca. 8 €.
Vorteile:
- Man kann den Adapter in jeder Metallwerkstatt für ne Flasche Bier exakt auf das richtige Maß abfräsen oder abschleifen lassen.
- Das Ergebnis ist sehr exakt.
- Man muss nicht viel rumbasteln
- Die Entfernungsskala stimmt weiterhin
- Die Anschläge sind weiterhin vorhanden
- Man pfuscht nicht rum
- Das Objektiv ist danach noch an Chajkas verwendbar (Halbformat macht Spaß!!!)
- Das Objektiv behält nicht nur seinen ursprünglichen Sinn, sondern auch seinen finanziellen Wert. Dieser wird mit dem Adapter sogar noch gesteigert.
- Der Typ in der Werkstatt freut sich über das Bier
Nachteile:
- keine
Ich finds immer schade, wenn immer mehr alte Linsen durch solche kurzzeitigen Späße verpfuscht werden.
Viel Spaß beim Umadaptern und viel Spaß mit dem Industar!
Seimi