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Thema: Tokina AT-X 2.8/35-70mm

Baum-Darstellung

  1. #1
    Förderndes Mitglied Avatar von Helge
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    Standard Tokina AT-X 2.8/35-70mm

    Das Tokina AT-X 1:2.8 35-70mm war bei seinem Erscheinen Anfang der 80er Jahre eines der ersten lichtstarken Zoomobjektive und wohl das erste überhaupt, das aufgrund seines Preises für eine größere Verbreitung in Frage kam. Heute, im Zeitalter der "Superzooms" mutet der Brennweitenbereich arg schmal an aber für meine persönliche Objektivpalette ist das ein recht brauchbarer "Anschluss" an das famose Canon FD 24-35 L. Und nicht zuletzt darf man bei solchen 2-fach Zooms auch schon in dieser Altersklasse eine brauchbare optische Leistung erhoffen.

    So sieht das gute Stück aus, äußerlich zeigt es die Spuren regelmäßiger Benutzung, das Linsensystem ist aber makellos:

    Name:  tokina_35-70sycf7.jpg
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Größe:  219,7 KB

    Die originale Streulichtblende ist aus Kunststoff und zum Aufstecken und wirkt im Gegensatz zum Objektiv ziemlich klapprig. Zudem ist sie naturgemäß nicht übermäßig effektiv, da auf 35mm ausgelegt. Das Objektiv selbst macht mechanisch einen sauber gefertigten und soliden Eindruck. Damals wahrscheinlich keine weltbewegende Qualität aber im Vergleich zu heutigen AF-Plastikbombern eine Wohltat. Nur der Fokussierwiderstand mag mir persönlich nicht so recht gefallen: Der ist sowas von leichtgängig, dass man das Gefühl hat, eine starker Luftzug könnte den Fokus schon verstellen. Ich ziehe da eine etwas strammere Einstellung vor.

    Die technischen Daten soweit ich sie ermitteln konnte:

    Länge min. 81 mm
    Gewicht 510 g
    Filtergewinde 62 mm
    Naheinstellgrenze 0,6 m
    Drehzoom
    Blende 2.8 - 22, von 4 - 16 in halben Stufen
    9 Blendenlamellen
    Aufbau: 13 Linsen in 10 Gruppen (Information nicht gesichert)
    Linsenschnitt: ???
    Bajonett C/Y (es waren alle gängigen Bajonette verfügbar)
    Baugleichheiten: Voigtländer Color Heliar 2.8/35-70

    Auf die optischen Leistungen war ich sehr gespannt: Einerseits sprechen die AT-X-Serie, die hohe Lichtstärke und der geringe Zoombereich für eine gute Leistung. Dagegen spricht, dass es sich gewissermaßen um eine Pionierleistung in diesem Bereich handelt und dass gerade die Dritthersteller in dieser Zeit doch häufiger dazu neigten, die Lichtstärke der Objektive aus Marketinggründen "aufzubohren" ohne Rücksicht auf die Offenblendleistung.
    Einen ersten Hinweis auf das Konzept hinter diesem Zoom liefert schon die Beobachtung der Blende beim Zoomen: bei f/2.8 und 70mm sind die Blendenlamellen nicht zu sehen. Bei 35mm tauchen sie aber deutlich sichtbar auf und verkleinern die Blende. Hier wurde also am kurzen Ende sozusagen Lichtstärke "verschenkt", um eine konstante Blende über den gesamten Bereich zu erhalten - kein schlechtes Zeichen an sich.

    Und tatsächlich, die ersten Bilder (alles an der EOS 5D MkII) zeigen meiner Ansicht nach, dass das Objektiv seine Sahneseite bei den kürzeren Brennweiten hat:

    35mm f/5.6
    Name:  tokina35-70_k-110yj0k.jpg
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    Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/tokina35-70_g-11axjak.jpg

    35mm f/5.6
    Name:  tokina35-70_k-10m5jjc.jpg
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    Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/tokina35-70_g-10b7k19.jpg

    Wirklich erstaunlich finde ich die Schärfe bis in die Ecken des KB-Sensors und die praktisch vollständige Abwesenheit von CAs. Vor allem letzteres hätte ich von einem solchen erschwinglichen Zoom nicht erwartet. Man betrachte mal bei dem zweiten der beiden Bilder in der Vollauflösung die Zweige des Baums links oben - voll gegen den Himmel fotografiert. Da fragt man sich schon ein wenig, warum das viele moderne Kitobjektive nicht (mehr) so gut bewältigen.

    Nach diesen ersten Eindrücken dachte ich, da lohnt sich ein Vergleich an einer Testwand zu einer 35mm-Festbrennweite und holte dazu eine durchschnittliche M42-Linse hervor. Das stellte sich aber sehr schnell als ein ungleiches Duell zugunsten des Tokina-Zooms heraus und ich musste schon das Leitz Elmarit-R 2.8/35 (E55) dagegen stellen, um das erwartete Ergebnis zu bekommen. Und selbst da kam ich ins Staunen: Das Tokina-Zoom vignettiert bei Offenblende und 35mm sogar weniger als das Elmarit, hält in der Mittenschärfe mit und fällt in der Randschärfe nur erstaunlich wenig ab. Wirklich klar besser ist das Elmarit nur hinsichtlich Farben, Kontrasten und Mikrokontrasten, die das Bild deutlich lebendiger wirken lassen (sofern eine Jalousie lebendig wirken kann...) und bezüglich der Verzeichnung (deutlich tonnenförmig, aber relativ gut korrigierbar beim Tokina, nahezu null beim Elmarit).

    Tokina, 35mm, f/2.8
    Name:  tokina35-70_k-5uvj3c.jpg
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    Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/tokina35-70_g-502jyx.jpg

    Elmarit, 35mm, f/2.8
    Name:  elmarit35_k-1jykry.jpg
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    Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/elmarit35_g-10xjoq.jpg

    Das ist eine absolut respektable Leistung wenn man bedenkt, dass das Elmarit wohl eine der besten Festbrennweiten überhaupt in diesem Bereich ist.

    Im mittleren Brennweitenbereich habe ich daraufhin auch ein Referenzobjektiv mitlaufen lassen, in diesem Fall bei 50mm das Yashinon DS-M 1.4/50 abgeblendet auf f/2.8. Das ist natürlich ein ungünstiger Vergleich, weil ein lichtstarkes, abgeblendetes Objektiv mit einem lichtschwächeren bei Offenblende wenig zu tun hat, aber ein 2.8/50 findet sich nicht in meinem Fundus.

    Hier zwei Vergleichsbilder:

    Tokina, ca. 50mm, f/2.8
    Name:  tokina35-70_k-44ckp3.jpg
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    Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/tokina35-70_g-4aij9x.jpg


    Yashinon, 50mm, f/2.8
    Name:  yashi50_k-2f1jjr.jpg
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    Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/yashi50_g-2oakc7.jpg

    Das Bokeh würde ich beim Yashinon trotz der sechseckigen Highlights als etwas weicher bezeichnen und in der Vollauflösung erkenne ich einen leichten Vorteil in der Schärfe für das Yashinon, aber der Unterschied erscheint mir nicht insgesamt als nicht sehr gravierend. Auch hier also für ein manuelles Zoom eine recht ordentliche Leistung, die nicht viel gegen die hochwertige Festbrennweite abfällt.

    Am ehesten konnte ich Schwächen am langen Ende im Nahbereich feststellen. Hier fangen Kontrastkanten doch hier und da etwas stärker an zu glühen und erzeugen eine Weichheit, die nicht immer erwünscht ist, vor allem wenn der Fokus nicht 100%ig exakt sitzt (Schilfgras). Hier gilt wieder die alte Regel für lichtstarke Objektive: Immer etwas unterbelichten, dann wird das Ergebnis deutlich besser (Stuhllehne)

    70mm, f/2.8
    Name:  tokina35-70_k-80gkmg.jpg
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    Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/tokina35-70_g-804kfl.jpg

    70mm, f/2.8
    Name:  tokina35-70_k-9ivkv8.jpg
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    Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/tokina35-70_g-924jut.jpg


    Sobald man leicht abblendet, werden aber auch harte Kontrastkanten und metallische Glanzlichter sehr sauber, ohne Überstrahlen und Farbsäume abgebildet:

    70mm, f/4
    Name:  tokina35-70_k-2wckwz.jpg
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Größe:  259,6 KB
    Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/tokina35-70_g-2ufk1j.jpg


    Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber noch zum Schluss: Direktes Gegenlicht mag dieses Objektiv überhaupt nicht. Ausgeprägte und störende Blendenflecke und Spiegelungen tauchen auf sobald direkte starke Lichtquellen im Bild sind - schade vor allem für den WW-Bereich, der ansonsten so toll überzeugt:

    35mm, f/8
    Name:  tokina35-70_k-1vgj1n.jpg
Hits: 6685
Größe:  365,1 KB


    Mein Fazit: Wer sich im manuellen Bereich nicht nur mit Festbrennweiten sondern auch mal mit Zooms beschäftigen will, findet hier für (derzeit noch?) unter 100 € einen wirklich lohnenden Kandidaten, der bei leichten Abzügen für Handling (Fokus) und Flares/Ghosting eine absolut überzeugende Leistung bringt, die nach meinen ersten Testeindrücken mit den Festbrennweiten der gleichen Preislage durchaus mithalten kann und diese in bestimmten Bereichen (CAs, Randschärfe und Vignettierung am kurzen Ende) sogar übertrifft.
    Geändert von hinnerker (26.08.2014 um 10:33 Uhr)

  2. 9 Benutzer sagen "Danke", Helge :


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