Moin,
Nach langem Zögern hab ich mich nun dazu entschlossen, die Aspherischen Canon FD Objektive umzubauen. An dieser Stelle möchte ich in Einzelschritten und in einer Fortsetzung darüber berichten, wie man diese Objektive aus umbautechnischer Sicht "beherrschen" kann.
Diese Objektive, speziell das Canon FD 1.2/55mm Aspherical und das Canon FD 1.2/85mm Aspherical gehören in die Gruppe der Objektive, die nur ungern umgebaut werden, weil deren Konstruktion beim Umbau einiges an handwerklichem Geschick und Improvisationsgabe erfordern. Bei einem Scheitern des eigenen Gedankenansatzes besteht immer die Gefahr, eine der auch heute noch sauteuer gehandelte Linsen "in den Sand zu setzen". Man spielt hier mit Beträgen von 400-500 Euro (1.2/55mm Aspherical) und 600-800 Euro (1.2/85mm Asherical), die bei Scheitern des Umbaus oder durch Unachtsamkeit zerstörte Linsen, unwiderbringlich verloren sind !
Aus diesem Grund weise ich darauf hin, dass jeder Versuch nach dieser Dokumentation einen Umbau zu wagen, auf eigenes Risiko hin geschieht.
Dies als dringende Warnung an alle, die denken, dieser Umbau sei anhand der gezeigten Bilder wohl "easy" zu beherrschen !
Deshalb beginne ich mit den Erfordernissen und Dingen, die für einen Umbau, wie er hier gezeigt werden wird, erforderlich sind:
1. Mikrometer genauer Höhenreißer (Höhenmesser zur Bestimmung der absoluten Lage der feststehenden Rücklinse) mit Digitaler - Mess-Uhr.
2. eine absolut plane und horizontal korrekt ausgerichtete Oberfläche, die am Besten aus Granit besteht (wie meine Arbeitsplatten), damit bei Messungen die Ergebnisse exakt sind.
3. Digitaler Mess-Schieber
4. Fühlerblatt-Lehre aus dem KFZ Bereich
Dies sind die Voraussetzungen, um korrekte Maße zu gewinnen, die notwendig sind, um die Abstände und den Sitz der verschiedenen Elemente beim Umbau bestimmen zu können.
Die beiden wichtigen Punkte sind das absolute Höhenmaß der feststehenden Rücklinse dieser Objektivtypen und der Sitz der geänderten Auflagefläche/Auflagemaß für das Canon EOS EF System.
Hierzu ist vor Beginn der eigentlichen Arbeiten das Objektiv in Unendlichkeitsstellung zu bringen (Anschlag) und auf der besagten Granitplatte mit dem Höhenmesser und einer Rubin-Tastspitze die absolute Lage zu bestimmen.
Die Höhen-Maße der Glasfläche in dem Zustand sind :
1.2/55mm SSC Aspherical = 60,365mm
1.2/85mm SSC Aspherical = 76,660mm
Diese Werte sind in der Absolutheit wichtig, weil beim bevorstehenden Umbau sich einige weitere Parameter hinzu gesellen, die für Verwirrung sorgen können. Diese Absolutmaße verschaffen aber die Sicherheit, egal was passiert und wie die Adapterschleiferei und die Spacer und Auflagemaß - Verschiebungen ausfallen, zum Schluss wieder genau an diesen Höhen anzukommen um die Berechnung der optischen Baugruppe nicht zu verändern und zu zerstören. Letztlich sollen Front und Rücklinse in einem festen Abstand zueinander stehen und dieses Maß erhalten bleiben.
Was brauchen wir noch?
1. T2 Adapter auf EOS EF
2. Dremel mit 0,6mm Trennscheiben (es gehen etwa 6-8 Scheiben bei drauf) + festen Ständer (Dremel Workstation)
3. Diverse Schalen um die Teile zu sammeln, die wir beim "strippen", also "nackig machen" des FD Mounts gewinnen.
4. Schleifpapier
5. Meßschieber zum Öffnen der Rücklinsenfassung im FD Mount
6. weiche Unterlage, damit die Linse entspannt herauskommen kann
7. Eine Pinzette aus dem medizinischen Bereich zur Abnahme von Federn etc..
8. Papier und Schreiber, um entsprechende Ergebnisse der Messungen und Überlegungen zu notieren
9. Jede Menge Q-Tipps und eine Tempo - Box zum Zwischenreinigen
10. Jede Menge Optimismus und Furchtlosigkeit...
Lassen wir es beginnen mit dem 1. Teil.
Hier baue ich auf die Beschreibung des Canon FD 1.2/55mm S.S.C auf, die es in der verlinkten Doku gab..
http://www.digicamclub.de/showthread...SC-Umbaudoku..
und komme zu einer Darstellung der Schritte um den FD Mount nach EOS EF zu überführen..
Deshalb machen wir so einen Mount erstmal "nackig".. hier die Ausgangslage
Der Mount ist mehrteilig ausgeführt.. nach Abnahme des Chromringes und Lösen der 3 Befestigungsschrauben sehen wir also die "Organe" vor uns liegen..
Als da wären:
1.
Federn, welche die beiden in einem Kugellager laufenden "Zapfen" unter Spannung halten und damit die Blende schließen und die Offenblende an einer passenden Kamera (F1, A1 AE1, EF) herstellten.
2. Einrastlasche für die feste Offenblendposition bei Abnahme des Objektivs von der Kamera
3. Drehwegsanschlag
4. Abdeckung und innere Auflage für den Objektivrumpf.. mit 3 Schrauben gegen den Teil verschraubt, der die eigentliche, von aussen sichtbare Auflagefläche des FD Mounts ausmacht.
5. Darunter liegenes Kugellager mit seiner Verriegelung...
Machen wir es nun mal "nackig"..
Mit der Eingangs erwähnten Pinzette hebeln wir die verklebten Federn von ihren Bolzen/Einhängepunkten
... schrauben die mit Klebstoff gesicherten Begrenzungen herunter..
eigentlich alles, was sich uns in den Weg stellt...
Dann kommen wir an die eigentliche Trennplatte heran, unter der sich das Kugellager verbirgt. Diese Trennplatte liegt einerseits auf den Verschraubungspunkten des Objektivrumpfes auf, hält andererseits die darunter angeordneten Kugellager noch sicherheitshalber gegen versehentliches Öffnen des Verriegelungsringes in Andruck. Zudem ist diese Trennplatte auch der Träger der Lichtfalle...
Lösen wir diese Trennplatte mit ihren 3 Schrauben, die sie mit der Auflage verbinden, dann sieht es darunter so aus..
Schön ist nun das Kugellager für die gesamte Umlenkungsmimik der Blendensteuerung zu sehen.
Diesem Kugellager kommt beim Umbau eine besondere Bedeutung zu:
Deshalb zeige ich diesen Ausschnitt mit der Verriegelung des Kugellagers hier im Detail. Der Ring, der den äußeren Kugellager -Umlauf verschließt und regelt, wird später gebraucht um im neuen T2 Adapter die Höhen-Justage der feststehenden Rück-Linse vorzunehmen.
Womit wir also nach dem "nackig machen" schon voll im Thema sind.
Bislang eine Zerlegung, wird aber schnell klar, wie es weitergeht.
Wir nehmen nun den T2 Adapter zur Hand und testen, ob diese Kugellagerverriegelung da hinein passt.. und voila, wir haben unsere Höhenverstellung gefunden..
In dem obigen Bild erkennt man den T2 Adapter im Original (links) und eingekürzt auf das notwendige Maß für das 55mm Objektiv. Entscheidend ist aber der silberne Ring.
Es handelt sich um die ehemalige Verriegelung unseres Kugellagers des FD Mounts.. er passt genial in den T2 Mount.
Der verwendete T2 Mount hat eingefräßte Rillen, an denen sich das Gewinde des Kugellagerringes "hochzieht" in einer Steigung, die 1/100mm genaues "Positionieren" des Ringes zuläßt.
Fehlt uns jetzt nur noch die Linse mitsamt ihrer Fassung, mit der sie im FD Mount saß. Beides haben wir ja zur Verfügung!
Also schneiden wir das eigenlich nur kurz aus dem alten FD "Turmaufbau" oberhalb der Auflagefläche..
Voila, schon haben wir den Turm mit der Fassung.
Nachdem wir ihn an der Trennstelle plan geschliffen haben, passen wir ihn einmal in den T2 Adapter ein..
Tja, und nun haben wir den perfekten Sitz des alten FD Mount- Teiles mit der Rücklinsenfassung und eine mit 1/100mm Genauigkeit zu verstellenden Höhenanpassung der Rücklinse!!!
Wie bisher vielleicht klar wurde, kommt der Kugellager-Verriegelung zusammen mit dem T2 Adapter eine zentrale Bedeutung zu.
Durch das Innenmaß von 48mm kann der T2 Adapter im Bereich des EOS EF Sockel/"Turm" alle Teile eines FD Mounts aufnehmen. Durch die vorhandenen Rillen ist er auch in der Lage, notwendige Gewinderinge aufzunehmen.
Zudem kommt durch seine Höhe auch gleich der immer notwendige "Spacer" mit, da eigentlich nur noch an der berechneten Stelle (nach Berücksichtigung des um 2mm verminderten Auflagemaßes) getrennt und nachgeschliffen werden muss. Also keine weiteren Einlegeringe oder sonstiges erforderlich sind.
Diese Berechnungen, also Absolutmaße und die variablen Auflagemaße mache ich im nächsten Teil
Vorweggenommen sei schon mal, das der Umbau mit dem absoluten Maß eine Maximalabweichung von 2/100 ergab, jedoch Montag nochmals genauer unter dem mikrometer - genauen Höhenreißer mit Messuhr verifiziert wird.
Teil 2 folgt...
LG
Henry