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Thema: Der (digitalen) Kameraelektronik auf der Spur - Möglichkeiten und Grenzen

  1. #1
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    Standard Der (digitalen) Kameraelektronik auf der Spur - Möglichkeiten und Grenzen

    Aktuell arbeite ich mich durch die Abschlussprüfung zu meinem Digitalelektronik-Lehrgang. Den habe ich ergänzend zu einem Lehrgang Analoge Elektronik gemacht.

    So ausgerüstet hoffe ich, etwas mehr von dem zu verstehen, was sich in der XD-7 und anderen elektronisch gesteuerten Kameras abspielt. Zumindest grundsätzlich.

    Dabei mache ich die Erfahrung, dass Grundbausteine der Digitalelektronik wie logische Gatter, Flipflops, daraus gebaute Zähler, Schieberegister oder Multiplexer etc. relativ einfach zu verstehen sind.

    Weil die Vorgänge und Zusammenhänge zwar abstrakt, aber gut vorstellbar sind. Ist es einmal kapiert, kann man von A auf B schließen, weil die angewandten Prinzipien meist gleich oder ähnlich sind.


    Das leidige Programmieren

    Womit ich überhaupt nicht zurecht komme, ist die Programmierung von Mikrocontrollern, zB dem Arduino.

    Für mich ist eine Programmiersprache wie C++, die da zur Anwendung kommt, so zu lernen, wie einen Fremdsprache mit so gut wie keinen Vorkenntnissen.

    Ich finde diese Welt auch nicht logisch und schon gar nicht selbsterklärend. Befehle sind zu lernen wie Vokabel, es gibt Sonderzeichen, Abkürzungen, Programme im Programm - kurz, es ist für mich sehr mühsam.

    Nun ist es aber so, dass genau diese Programmierung von Mikrocontrollern zu fortgeschrittenen Anwendungen führt, die mit Einzelbauteilen auf dem Steckbrett nicht oder nur mit großem Aufwand erstellt werden können.

    Zum Beispiel der Aufbau einer Verkehrsampelsteuerung, ein kleines Wetterzentrum mit Sensoren, Anzeige von Werten auf LCD usw.

    Dh. wenn ich da weiterkommen möchte, muss ich zum Programmierer werden und ich will doch viel lieber löten und stecken ;-)


    Schlüsselstelle Mikrocontroller

    Und genau solche Mikrocontroller sitzen auch in den Kameras und steuern Abläufe und Funktionen. Meist nicht dokumentiert, dh der Hersteller nimmt das Wie und Was in sein Firmengrab mit ;-)

    In den Repair Manuals gibt es zwar Blockschaltbilder, Layoutansichten, Pinbelegungen, Abläufe für Problemlösungen. Aber über das, was sich in den kleinen schwarzen Minicomputern mit Beinchen abspielt, kann man nur mutmaßen.

    Wie so ein Mikrocontroller grundsätzlich aufgebaut ist und funktioniert, kann man lernen. Aber das bedeutet noch nicht, dann man damit auch solche Minirechner in seiner Kamera erfasst hat.

    Andererseits - wenn es ums Reparieren geht - ist der Vorteil solcher komplexen Schaltungen mit Minicomputern und IC, dass es ohnehin nicht viel gibt, was man tun kann.

    Lötstellen prüfen, Flachbandkabel auf Bruchstellen inspizieren, abgeklemmte feine Kabel suchen die durch die Kamera gehen, Spannungsversorgung untersuchen, Spannungen messen - wenn es dazu Schaltpläne mit Potentialangaben gibt.

    Einen IC reparieren ist illusorisch, man kann ihn nur austauschen, wenn man Ersatz hat. Und dann müssen zig winzige Pins aus- und eingelötet werden.

    Wenn man überhaupt an die Stelle ohne Zerstörung herankommt.

    Bei der X-700 zB steuern vier IC die Abläufe. Zwei davon sind auf Flachbandkabel am Prisma zugänglich, die anderen beiden im wahrsten Sinne des Wortes in Flachband eingewickelt.

    Ein Albtraum, das aus- und einzubauen.


    Fazit

    • Es hat schon seinen Grund, warum es im Web fast keine Quellen gibt, die zur Reparatur von elektronischen Kameras sprudeln.
    • Auffallend ist auch, dass keine Literatur zum Thema Kameraelektronik zu finden ist.
    • Die Möglichkeiten des Verstehens und Reparierens solcher Kameras sind endlich.
    • Mikrocontroller werden mit Programmen gefüttert. Man kommt nicht umhin, sich mit Programmierung und Programmiersprachen zu beschäftigen.
    • Wer sich dem Thema annähert, betritt damit die elektronischen Pyramiden, die Japans beste Elektronikingenieure über Jahre in Teams errichtet haben. Das benötigt ein gehöriges Maß an Frecheit und Anmaßung ;-)
    • Bestenfalls kann man zur (digitalen) Kameraelektronik ein grundsätzliches Verständnis erreichen. Der Rest bleibt Geheimnis.
    Geändert von Ando (28.11.2022 um 10:44 Uhr) Grund: Titel ergänzt
    Gruß,

    Andreas

  2. #2
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    Standard

    Bei den "ICs" ergibt sich doch aus der Beschaltung weitestgehend, was die machen.

    Du hast Inputs und Outputs und die Inputs sind "analog" (Widerstände) oder "digital" (Schalter / Kontakte) und die Outputs sind in der Regel getaktete digitale Signale (an/aus für einen Elektromagneten, LED (ggf. Matrixansteuerung), LCD (mit Pech serieller Bus an Dsiplay mit Controller) oder Piezo-Piepser). Die Reparaturunterlagen haben dann öfter mal Timing- oder Logikdiagramme mit drin, mit deren Hilfe man die Signale bergeifen soll.

    Die Inputs sind "klar":
    - DIN/ASA (analog (Widerstandbahn) oder Gray-Code oder "Sonderweg auf der Pyramide der högschden Schaltungskunst")
    - Fotozelle (Widerstand, Diode, Transistor)
    - Stellung Zeitenrad
    - Stellung Beldenring
    - Stellung Betriebsartenschalter (und / oder was es so gibt, Beli an, Selbstauslöser, Meßwertspeicher, "Spiegel oben", "Motor läuft noch", ...).
    - Auslöser

    Im IC dann mindestens für die Fotozelle ein A/D-Wandler.

    Klar, das Programm eines Mikrocontrollers steckt im (onboard) ROM, da kriegt man nichts "verbessert", aber die Defekte werden auch nicht in der Programmierung (logische Ebene) liegen sondern auf der physischen Ebene.

    So gewünscht, rate ich bei eigenen Gehversuchen mit Mikrocontrollern eher zu Maschinensprache oder BASIC als zu C(-Derivaten).
    Du hast dann in der Sprache eine gewisse Grammatik (für die Befehle) und schreibst "Sätze" (strukturierte Befehlsfolgen) um dem Gerät mitzuteilen, was Du von ihm willst - und natürlich muß man Vokabeln büffeln.
    Wenn man es "einfach so" mal probieren möchte ist ein Calliope ganz nett und dann gerne Scratch (S4A). Aber das ist heute in der "Denke" ganz anders als man es "damals" in der Programmierung gemacht hat! In der Frühzeit kamen die Programmierer ja zur Hälfte aus der Lötkolbenecke (Spaghetticode, Assembler) und zur anderen Hälfte aus der Philosophie und Mathematik (strukturierte Programmierung, auch in einer Hochsprache), jedenfalls eher prozedural, nicht objektorientiert oder eventgetrieben.


    Die "Outputs" sollten dann auch klar sein.
    - Signale für Sucheranzeigen (und ggf. externe Displays / LEDs)
    - Signale für die Ablaufsteuerung (in der Regel Elektromagnete, später auch vermehrt motorische Antriebe)

    (der Albtraum bleibt)

  3. Folgender Benutzer sagt "Danke", Jan Böttcher :


  4. #3
    Spitzenkommentierer Avatar von Anthracite
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    Standard

    Zitat Zitat von Ando Beitrag anzeigen
    Für mich ist eine Programmiersprache wie C++, die da zur Anwendung kommt, so zu lernen, wie einen Fremdsprache mit so gut wie keinen Vorkenntnissen.
    Du musst das als Knobelaufgabe sehen. Statt ein Sudoku zu lösen, bringst du ein Programm dazu, die ersten fünfzig Primzahlen zu berechnen und anzuzeigen (oder irgendwas anderes, was kein Mensch braucht). Dann macht es nämlich Spaß, und die Syntax lernst du nebenbei. Und keine Scheu, etwas wild zu probieren. Kaputtmachen kann man dabei nichts.

    Zitat Zitat von Ando Beitrag anzeigen
    Aber über das, was sich in den kleinen schwarzen Minicomputern mit Beinchen abspielt, kann man nur mutmaßen.
    [...]
    Ein Albtraum, das aus- und einzubauen.
    Deswegen werden Platinen heutzutage nicht mehr repariert, sondern nur noch komplett getauscht.

  5. Folgender Benutzer sagt "Danke", Anthracite :


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