Siebblenden vom Imagon her bekannt sind nach meiner Meinung ein Gestaltungsmittel, welches Bilder mit einer Art Luftigkeit gibt, insbesondere Kontraste zwischen hell und dunkel abbaut und die räumliche Tiefe der Abbildung verstärkt. Man kann den Effekt auch so verstehen, dass das Bild aus zwei Aufnahmen zusammengesetzt wird ,ein Bild mit der Schärfe der zentralen Öffung und darüber ein Bild mit den Fehlern also der Unschärfe der Randstrahlen.
Voraussetzug für eine sinnvolle Anwendung einer Siebblende ist ein Objektiv mit deutlicher Unterkorrektion. Ich verwende am Kleinbild meist das 120mm Imagon aber auch das PENTAX SOFT 85mm f 2,2 wegen der kürzeren Brennweite.
Für Basteleien und Versuche eignen sich aber auch sehr gut lichtstarke Objektive 50mm mit Planaraufbau bei denen der hintere Linsensatz entnommen wurde so z.B. das M 42 EBC Fujinon 55mm f 1,8. Durch einfaches herausdrehen des geschlossenen hinteren Linsensatzes erhält man einen 3 Linser mit längerer Brennweite und bei Offenblende deutlicher Unterkorrektion. Das könnte auch mit vergleichbaren Linsen anderer Herstellen so sein.
Eine weitere Möglichkeit bietet auch der vordere Linsensatz eines Fernglases 8 x 30 dieser ist oft ein verkitteter Achromat und ich habe diese 30er Öffnung einfach in M 42 Zwischenringe eingelegt und mit einem Helicoid die Entfernungseinstellung hergestellt. Auch das einfache Umdrehen dieses Achromaten verbessert die Abbildung.
Nachdem in den 90er Jahren das Imagon doch recht teuer war und ich die Besonderheit der Abbildung nicht kannte habe ich damals beschlossen einen Versuch mit einer selbstgebauten Sielbblende zu machen, siehe nachfolgende Bilder. Nach dem ersten Test wurde die Sache spannend und am Schluß waren es 3 Siebblenden im Eigenbau in Form von Bohrungen in Karosseriescheiben und eingelegt in leergeräumten Filterfassungen M 49mm.
Diese Eigenbaublenden 1 - 3 haben Zentralöffnungen von 10 - 11 - 14mm und Siebe mit 1,5 - 3,5mm. Die 3 Original Siebblenden für das 120mm Imagon haben Zentralöffnungen mit 10 - 12 - 16mm und vergleichbare Siebe, welche allerdings einfach durch Drehen geöffnet und geschlossen werden können. Diese Möglichkeit des Verschließens der Sieblöcher gibt die Möglichkeit die Luftigkeit der Zeichnung des Bildes zusätzlich fein zu steuern oder bei sehr hellen Lichtpunkten im Bild die meist nicht gewünschte "Kühnkralle" also Abbildung der Siebblende um den Lichtpunkt auszuschalten.
Nachfolgende Bildbeispiele zeigen die Eigenbau Siebblenden 1 - 3, darunter die drei Originalblenden für das 120mm Imagon und eine weitere Originalblende für das Imagon eingelegt in eine leergeräumte Fassung eines Polfilters. Diese Fassung eröffnet die Möglichkeit den speziellen Anschluß mittels Spannring der Originalblende zu überwinden und so einen Zugang auch zu anderen Objektiven zu ermöglichen. Somit ein weites und vergnügliches Feld des "Ausprobierens".
Die gezeigten Landschaftsbilder und die Blumenbilder zeigen als 1. Bild immer das PENTAX SOFT 85mm f 2,2 ohne Siebblende und danach die Bilder mit den Eigenbau Siebblenden 1 - 2 - 3 in Reihe. Stets hat das PENTAX die volle Öffnung f 2,2 und alle an der EOS 6.
Das Ergenis meiner Basteleien und Versuche war so überzeugend, dass ich letztlich ein Imagon 120mm erworben habe, welches zu meiner Überraschung auch Digital gut ist und ich immer wieder gerne verwende. Schöne Ergebnisse bei Landschaft, Blümchen, Stimmungsbilder und eben Aufnahmen von Personen wobei die Bilder mit Siebblende für dermatologische Studien bei Portraits ungeeignet sind aber das war meine Absicht.
Grüße Ulrich