Das Roeschlein-Kreuznach Telenar 1:3.8/90mm ist ein nettes, kleines Objektiv, das gut an meine Olympus E-P1 passen würde, da es mit seinem M39-Anschluss problemlos zu adaptieren ist und schön kurz bleibt, dachte ich mir. Aber nach dem ersten Probieren stellte sich heraus, dass der Anschluss zwar M39 ist, das Auflagemaß aber keineswegs einer Sucherkamera enspricht sondern einer Spiegelreflex. Die Spezialisten hier im Forum wussten auch gleich Bescheid: Das Objektiv gehört ursprünglich zur Braun Paxette.
Es musste also ein M39-Zwischenring her, der das Auflagemaß ausgleicht. Leider konnte ich aber im Netz keine eindeutige und glaubhafte Aussage zum Auflagemaß der Braun Paxette finden. Da noch dazu die M39-µFT-Adapter aus Fernost eine erhebliche Toleranz aufweisen, habe ich letztendlich einen optisch halbwegs passenden 21,5mm-Zwischenring aus Alu genommen und mit "try and error" auf das gewünschte Maß abgeschliffen, so dass die Einstellung auf unendlich stimmt. Letztendlich ist das Teil jetzt 19,5 mm dick, d.h. bei einem Auflagemaß von 28,8mm für Leica-M39 müsste die Braun Paxette 48,3mm Auflagemaß gehabt haben, was mir ziemlich seltsam vorkommt. Wie auch immer, das Objektiv funtioniert jetzt an der µFT-Kamera, allerdings ist der Charme der "Kürze" dahin und es steht genauso weit nach vorn wie die meisten anderen 85er oder 90er Objektive.
Objektiv und "maßgeschneiderter" Zwischenring
Die ersten Testbilder hinterlassen einerseits einen recht sympathischen Eindruck, zeigen aber auch schnell die Grenzen des Objektivs auf, daher werde ich hier nur eine Kurzvorstellung machen.
Was positiv auffällt, ist die schöne, weiche Gestaltung auch unruhiger Hintergründe, wodurch sich trotz der vergleichsweise kleinen Offenblende ein brauchbares Freistellungspotential ergibt:
f/3.8
Highlights werden sauber und ohne nennenswerte Kringel abgebildet und zwar durch die bei allen Stufen nahezu kreisrunde Blende (10 Lamellen) auch noch wenn man abblendet:
f/3.8
Erfreulich ist auch die weitgehende Abwesenheit von Farbsäumen und CAs. Glanzlichter an metallischen oder gläsernen Oberflächen sind auch bei Offenblende kein Problem - was auch nicht erstaunlich ist bei der sehr moderaten Lichtstärke:
f/3.8
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/roeschlein90_g-4p8qq2.jpg
In der höheren Auflösung des obenstehenden Bildes sieht man aber schon das Hauptproblem des Objektivs: Mit der Auflösung eines modernen, kleinformatigen Sensors ist es ziemlich überfordert. Noch deutlicher als im Nahbereich wird das auf größere Entfernung, wo man schon auf f/8 abblenden muss wenn man in der 100%-Ansicht so etwas ähnliches wie Schärfe erkennen will:
f/3.8
100%-Crop bei f/3.8
100%-Crop bei f/8
Damit will ich es mal als ersten Eindruck belassen. Das Interesse an weiteren Testbildern dürfte sich auch in Grenzen halten, denn trotz des hübschen Äußeren und der theoretischen Möglichkeit, das Objektiv auch an eine Vollformat-DSLR zu adaptieren würde es mich wundern, wenn es noch bei Anderen in Benutzung ist. Als Vitrinenstück an der passenden Kamera macht es sich sicher gut, aber die optischen Leistungen können nach meinem ersten Eindruck gegenüber der zahlreichen hervorragenden Konkurrenz in diesem Brennweitenbereich nicht bestehen.