Den Einstieg in die Welt der Konica-Objektive bildete bei mir das 1.8/40, mit dem ich immer wieder gerne fotografiere. Allerdings ist der Einsatz wegen des kurzen Auflagemaßes von Konica AR-Objektiven beschränkt auf die spiegellosen Kameras - in meinem Fall de Olympus E-P1 bzw. E-P2. Für einen neugierigen Objektivbastler stellt sich aber zwangsläufig die Frage, ob nicht doch ein Umbau auf Canon EOS, und damit die Nutzung am digitalen KB-Format möglich sein könnte. Bei dem 1.8/40 erscheint das schon wegen der extrem kompakten Abmessungen nahezu ausgeschlossen, daher habe ich mir, um dieser Frage nachzugehen, günstig ein Konica Hexanon AR 35mm F2.8 besorgt:
Auch hier müsste zwar die Differenz im Auflagemaß von 3,5mm plus Adapterstärke durch Abschleifen/Kürzen des Objektivtubus gewonnen werden aber das erscheint von außen zumindest denkbar. Um es kurz zu machen: Ich habe das Objektiv nahezu in alle Einzelteile zerlegt und wieder zusammengebaut, um einen gangbaren Weg zu finden und bin gescheitert. Das Problem ist, dass der Blendenring bei Konica direkt an der Kamera sitzt und sogar die Auflagefläche des Bajonetts umfasst. Schleift man hier 4-5mm ab, bleibt ein nicht mehr bedienbarer Überrest des Blendenrings. Versucht man, die komplette Blendensteuerung durch Kürzen des Tubus zu verschieben, stößt man ebenfalls auf unüberwindbare Probleme, da diese in Kugellagern läuft, deren äußerer Teil untrennbarer Bestandteil des Tubus ist. Man müsste zumindest ganz erhebliche Teile des Objektivgehäuses komplett neu gestalten und das ist dann doch zu viel für meine Möglichkeiten und ganz sicher nicht lohnend.
Testen konnte ich das Objektiv daher nur am Crop 2 (Olympus E-P1 und E-P2).
Der äußere Aufbau ist solide, ohne jegliches Plastik oder Gummi, der Blendenring rastet sehr sauber ein, der Fokuswiderstand ist angenehm und nirgends ist Spiel festzustellen. Solide Wertarbeit, in einigen Details den Leitz-Objektiven recht ähnlich.
Die technischen Daten:
Länge min. 58mm ab Auflage
Gewicht 240 g
Naheinstellgrenze 0.3 m
Focusweg 240°
Blendenstufen 2.8 bis 16 in halben Stufen einrastend
6 Blendenlamellen
Aufbau: 6 Elemente in 5 Gruppen
Linsenschnitt hier
Der erste optische Eindruck ist durchaus positiv, was nicht weiter überrascht, da die meisten Hersteller gute bis sehr gute 2.8/35er im Programm hatten - ein offensichtlich relativ einfach zu rechnender optischer Aufbau. Am Crop wird aus dem Weitwinkel allerdings ein Normalobjektiv bzw. am Crop2 sogar eine kurze Portraitbrennweite, so dass sich die Anforderungen etwas verschieben. Sehr erfreulich ist dabei die Naheinstellgrenze von 30cm, die bei einer KB-äquivalenten Brennweite von 70mm zwar noch keine echte Makrotauglichkeit bedeutet aber zumindest sehr nette Nahaufnahmen mit guter Schärfe schon bei Offenblende und dem damit einhergehenden Freistellpotential ermöglicht:
f/2.8
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/kh35_g-6zcp4a.jpg
Ebenfalls sehr angenehm ist die relativ geringe Neigung zu CAs - sowohl an Kontrastkanten als auch im out-of-focus Bereich:
f/5.6
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/kh35_g-1m1phm.jpg
Die Schärfe ist in der Mitte schon ab Offenblende gut, am Rand bei Offenblende akzeptabel, bei 5.6 ebenfalls gut. Eine Verzeichnung ist zumindest bei den von mir fotografierten Motiven nicht feststellbar und die leichte Vignettierung bei Offenblende stört in der Regel kaum:
f/2.8
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/kh35w2-8_gb5k3b.jpg
f/5.6
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/kh35w5-6_g9ekkd.jpg
Zum Schluss noch einmal ein direkter Vergleich zum Konica Hexanon 1.8/40 bei der gleichen Blende:
2.8/35 bei Blende 2.8
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/kh35_g-8n1pi5.jpg
1.8/40 bei Blende 2.8
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/kh40_g-8ikkdv.jpg
Was schon in der kleinen Forumsansicht zu sehen ist, ist dass das 1.8/40er bei gleicher Blende den Hintergrund deutlich ruhiger und weicher zeichnet, auch wenn es beileibe kein Bokehmonster ist, während das 35er z.B. am linken Bildrand einen leichten "Seifenblaseneffekt" zeigt. In der Schärfe geben sich die beiden Objektive nicht viel, in der Vollansicht kann man noch erkennen, dass das 35er minimale Farbsäume an den Glanzlichtern hat, während beim 40er nichts dergleichen zu sehen ist.
Alles in allem spricht also vieles im direkten Vergleich für das 1.8/40er, das zudem noch wesentlich kleiner und leichter ist und damit an den spiegellosen Kameras (NEX, µFT etc.) von den Proportionen her sehr gut passt. Für das 2.8/35 spricht vor allem der sehr günstige Preis für den es zu bekommen ist und die Naheinstellgrenze von 30cm, die ich persönlich sehr schätze. Ein solides, mechanisch absolut überzeugendes und optisch gut brauchbares Objektiv ohne herausragende Stärken, so mein erster Eindruck.