Für einen letzen Testbericht in diesem Jahr reicht die Zeit noch: Das Nikkor ED 300mm 1:4.5 in der AI-Version (ohne IF).
Wie kommt man auf dieses relativ seltene Objektiv, das zwischen 1977 und 1979 nur ungefähr 500 mal (plus ca. 900 mal in der non-AI Version) hergestellt wurde? Ich bin durch die hervorragende Beschreibung auf der Nikon-Seite von Bjørn Rørslett darauf gestoßen und habe dann nach längerer Suche mit etwas Glück ein Exemplar auftreiben können, und das noch dazu zu einem sehr vernünftigen Preis. Ich zitiere mal:
"This lens, one of the first to carry "ED" designation, was only available for a short time in the mid 70's before being replaced with the internal focusing (IF) model. A pity, because the non-IF lens is, or rather was, a truly remarkable performer even by today's standards. It excels even near wide open and the impressive quality holds up well down to f/16. [...] Focusing isn't as smooth as the IF successor, but entirely doable if you aren't in a hurry. If you lust for this elusive lens, being in a hurry won't help you much anyway, because it is remarkably difficult to locate today on the second-hand market."
Alle folgenden Bilder sind an der Olympus E-3 gemacht, d.h. am Crop 2. Das bedeutet zum einen einen ziemlich anspruchsvollen Sensor mit umgerechnet knapp 50 MPx/KB-Format und zum anderen eine "virtuelle" Brennweite von 600 mm, so dass man bei Bildern aus der Hand trotz kurzer Belichtungszeiten und internem Stabi damit rechnen muss, Probleme mit Verwackeln zu bekommen. Leider bin ich ein ziemlicher Stativmuffel, so dass ich hier auch einige "Freihand"-Bilder zeigen muss, die Spuren sieht man hier und da.
Ich gehe einfach mal der Reihe nach von fern bis nah durch:
Der Mond im 100%-Crop bei f/5.6:
Ein Kirchturm bei diesigem Licht in genau 1 km Entfernung (ebenfalls f/5.6):
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nikkor300_g-14aq2zi.jpg
Dann kommen wir langsam in den Entfernungsbereich, der wirklich interessant wird, nämlich die Gegend um die 50 Meter, wo man gerne scheue Tiere fotografiert. Und dort kann das Nikkor absolut überzeugen mit hervorragender Schärfe, völliger Abwesenheit von CAs und guten Kontrasten schon bei Offenblende:
f/4.5
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nikkor300_g-2x91dx.jpg
f/4.5
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nikkor300_g-97l1g3.jpg
Dann der Test, der den meisten Teleobjektiven wehtut: Baumwipfel gegen Himmel mit Offenblende. Und auch hier nicht die geringste Spur von CAs oder sonstigen Abbildungsfehlern, selbst in der Vollauflösung:
f/4.5
Link zur Vollauflösung: http://www.abload.de/img/nikkor300_g-15w2x9.jpg
Auch an metallischen Glanzlichtern bei Offenblende keine Farbsäume (100%-Crop):
Und so sieht das an der Naheinstellgrenze von knapp 4m aus:
Link zur Vollauflösung: http://www.abload.de/img/nikkor300_g-12j8wak.jpg
An dieser Stelle liefere ich noch ein paar technische Daten nach:
Gewicht 1140 g (einschließlich der sehr soliden und in 90°-Schritten einrastenden Stativschelle)
Länge 19 cm
Filtergewinde 72mm
Streulichtblende eingebaut/ausziehbar
Blende 4.5-22 in ganzen Schritten
6 Blendenlamellen
Details über den optischen Aufbau habe ich nicht gefunden - vielleicht kennt ja jemand eine Quelle, würde mich interessieren.
Und zum Schluss noch mal drei Bilder, die zeigen wofür ich dieses Objektiv eigentlich verwenden will:
f/5.6
Ein Vergleich mit dem ED-IF-Nachfolger wäre sicher interessant, aber auf jeden Fall ist dieses über 30 Jahre alte Teleobjektiv auch nach heutigen Maßstäben eine hervorragende Optik, die auch im Handling durchaus Freude macht. Wer eines der seltenen Exemplare zu einem guten Preis erwischen kann, der macht damit nichts falsch. Da die Beschreibungen aber häufig nicht zwischen dem ED und dem ED-IF unterschieden, ist ein Blick auf die Seriennummer und Abgleich mit http://www.photosynthesis.co.nz/nikon/serialno.html]dieser Liste zu empfehlen.