Ein schönes Stück Glas in Alu verpackt - das wollte ich haben! Das Biotar aus Jena, Carl Zeiss, Brennweite 58mm, f=1:2.0, gab es als "Zugabe" zu einer Praktica Nova und anderen Objektiven für unter 10 €. Pech nur: der Fokus ließ sich praktisch nur noch mit roher Gewalt bewegen.
Normalerweise ein Totalschaden, denn die Reparatur würde 30 € kosten. Ich wollte es wissen. Ab zu Foto Olbrich: zurück kam ein Jena-Glas mit wunderbar leichtgängigem Fokusgang. Für mich hat sich das gelohnt.
Ich kann also feststellen: für 40 € habe ich nun ein 50er-Jahre-Objektiv, das
- sauber
- leichtgängig
- relativ lichtstark
- und aus Jena
ist
Auf die optischen Qualitäten war ich sehr gespannt. Ich habe mir nicht zu viel erwartet – und das war auch gut so.
Bei Offenblende tut zu viel Licht der Optik gar nicht gut. Je weiter man sich vom Zentrum der Bildes entfernt, desto deutlicher treten Koma-Leuchten und Halos auf und um so stärker kommt eine gewisse Unschärfe zum Vorschein. Dabei spielt sich dieses Verhalten bei Blende 2.0 ab - ich hatte schon Scherben, die waren bei 2.8 deutlich schlechter!
Bei wenig Licht und in Portraitsituationen fallen die letztgenannten Eigenschaften nicht negativ ins Gewicht.
Das Bokeh wird sehr schön weich gerendert, hier kommt die Lichtstärke und die daraus resultierende geringe Schärfeebene ins Spiel. Die Bilder werden nahezu verzeichnungsfrei und relativ geringer Abschattung zum Rand wiedergegeben.
Streulicht und Gegenlicht sollte auch vermieden werden, da dieses alte Glas noch nicht so hochwertig vergütet ist und - anders als beim Tessar - die Frontlinse recht "offen" liegt.
Ab Blende 2.8 zeichnet das Biotar sehr präzise und scharf mit erfreulich knackigem Kontrast und schönen Farben.
Mein Fazit: tolle Portraitlinse mit Einschränkungen. Beim Kauf auf Fokusgang achten!
Note 3+
Unter dem "vintage"-Gesichtspunkt gerne auch eine 2-