Dieses Objektiv ist nicht nur ausgesprochen beliebt sondern auch schon an mehreren Stellen hier im DCC vorgestellt, teils in Vergleichen. Der ausführlichste Thread dazu ist DIESER. Dennoch mache ich hier noch einen neuen Thread auf, denn erstens handelt es sich hier um eine geringfügig andere Version und zweitens finde ich diese ewig langen Threads irgendwann nicht mehr richtig übersichtlich.
Das Carl Zeiss Jena Flektogon 2.4/35mm in der Version "electric MC" und "aus Jena", d.h. die Exportversion für den Westen, müsste anhand der Seriennummer ungefähr aus dem Jahr 1976 stammen. Die technischen Daten, soweit ich sie ermitteln konnte:
Kameraseitiger Anschluss: M42
Gewicht: 268 g
Baulänge min. ab Auflagefläche: 52.5 mm
Filtergewinde: 49 mm
Blende 2.4, 2.8-16 in halben Stufen
6 Blendenlamelllen
Naheinstellgrenze 0.19 m
Fokusweg ca. 330°
6 Linsen in 6 Gruppen
Linsenschnitt:
Nachdem mir ein objektivsammelnder Freund dieses sehr schöne Exemplar zu einem geradezu unanständig günstigen Preis "aufgedrängt" hat, obwohl ich eigentlich dachte, im Bereich 35mm mehr als gut ausgestattet zu sein, habe ich es ein paar Tage fast als "Immerdrauf" an der 5D MkII (KB-Format) herumgetragen. Ich fange mal umgekehrt an und stelle mein bisheriges Fazit voran: Auf jeden Fall ein sehr gutes Objektiv, allerdings durchaus eines mit ausgeprägten Stärken und Schwächen, gerade wenn man es vergleicht mit dem Leitz Elmarit 2.8/35.
Das wirklich besondere an diesem klassischen 35mm-Objektiv ist sicher die Naheinstellgrenze von gerade mal 0,19 m, während die Konkurrenz in der Regel zwischen 30cm und 40cm liegt (z.B. Elmarit 0.3 m, Voigtländer Color-Skoparex 0.4 m). Dadurch kann man selbst am KB-Format schon recht kleine Objekte aufs Korn nehmen - wenn ein Crop-Sensor hinter der Linse hängt oder man das Bild beschneidet, kommt dann auch schon so etwas zustande (5DII, ca. auf 30% der Seitenlänge beschnitten):
f/5.6
f/5.6 (unbeschnitten)
Die Lichtstärke erlaubt nicht nur im absoluten Nahbereich eine schöne Freistellung und das Bokeh bleibt kaum hinter dem des Elmarit zurück.
f/2.4
f/2.4
f/2.4
f/2.4
Allenfalls könnte man eine etwas "unorthodoxe" Ausprägung der Highlights bemängeln - keine sauberen Ovale oder gar "Cateyes" sondern eher unregelmäßige, nach außen abgeplattete Formen:
f/2.4
Ein weiterer Pluspunkt ist die gute Kontrastleistung und lebendige Farbwiedergabe, obwohl das sicher eine Eigenschaft ist, die bei digitaler Fotografie nicht mehr so eine große Bedeutung hat wie auf Film. Auch in dieser Disziplin ist das Flektogon nah am Elmarit dran.
f/2.4
Wirklich überraschend für mich war aber die geradezu sensationell gute Leistung des Flektogon bei Offenblende an metallischen Glanzlichtern. Da zerfließt nichts, das sind fast keine Farbsäume zu erkennen (korrektes Fokussieren natürlich immer vorausgesetzt) und auch die Längs-CAs halten sich sehr in Grenzen:
f/2.4
f/2.4
f/2.4, 100%-Ausschnitt
--- Fortsetzung folgt ---