Hallo,
ich hatte mir in der Zeit in der das Sigma APO 50-200mm auf dem Markt war ein wenig Geld
gespart und in einer Aktion (699,-- DM statt 999,--DM) dieses Objektiv gegönnt.
Irgendwann vor einigen Jahren habe ich festgestellt, dass es eine satte Trübung im
Inneren hatte. Es befand sich aufgrund des Minolta Anschlusses schon lange nicht mehr
im Gebrauch, da ich auf Nikon umgestiegen bin.
Da ich es nun nicht mehr verkaufen konnte, wanderte es in den Keller, wo ich es
neulich wieder ausgegraben habe, leider immer noch trübe aber nun auch noch total
verstaubt und verpilzt...
Nun bot sich die Gelegenheit ein zerlegtes Objektiv mit Trübung und mit Nikon
Anschluß für 20,-- Euro zu erwerben. Mein Sammler- und Bastlertrieb war geweckt
und ich habe zugeschlagen.
Das Objektiv kam (leider) total zerlegt, aber wenigstens unverpilzt.
Die trübe Linsengruppe (2 Linsen in 1 Gruppe) war schnell gefunden und ausgebaut.
Die Trennung ist im Backofen schnell gelungen und die Säuberung und Neuverkittung ging
problemloser als gedacht.
Ich konnte einige Teile von meinem Minolta Sigma verwenden, aber hauptsächlich
habe ich das frisch erworbene Nikon Sigma wieder in Stand gesetzt.
Der Zoommechanismus ist gottseidank logisch aufgebaut, so dass ich die einzelnen
Linsengruppen wieder mit den richtigen Steuerkurven und Nocken verbinden konnte.
Ich konnte das Innenleben reinigen und alles wieder zusammensetzen. Jetzt war ich auf
das Ergebnis gespannt.
Zuvor einige Fotos vom Objektiv und dem Innenleben:
bei 50mm:
bei 200mm:
Bei der Minota-Version geht die Entfernungseinstellung interessanterweise in die andere
Richtung...
roter Ring...
ich mußte bei einer der neu zu verklebenden Linsen die Vergütungsschicht abnehmen, da
mein Vorbesitzer leider Kratzer reingemacht hat...
Sigma konnte schon schöne Objektive bauen...
die Linsen nach der Trennung:
nach der Neuverklebung in die Gruppe eingebaut (hellgrün ist die "böse" Verkittung):
ein bißchen staubig noch, aber klar
eingebaut in das Objektiv. Man hätte also gar nicht das ganze Objektiv zerlegen müssen.
Die betroffene Linsengruppe liegt direkt hinter der Frontlinsengruppe. Man kommt also von
vorne hinein.
Jetzt zu den Fotos nach der Sanierung:
Offenblende 50mm:
crop:
f/11, 50mm:
crop:
nochmal Offenblende 50mm:
crop:
f/11, 50mm:
crop:
das war schon mal ernüchternd. Von APO keine Spur mehr, eher auf "Makinon-Niveau"...
Offenblende 200mm:
crop:
f/11, 200mm:
crop:
nochmal Offenblende 200mm:
crop:
f/11, 200mm:
crop:
Das ist noch ernüchternder, bei Offenblende sind die Bilder höchstens für
10 x 15cm Abzüge brauchbar, bei f/11 wird es dann akzeptabel.
Gegenlicht bei f/22 und 50mm:
Fazit:
Ich denke die Verkittung ist mir gut gelungen. Ich habe einen unter UV-Licht aushärtenden
Epoxydharzkleber verwendet. Es sind keine Blasen entstanden und die augenscheinliche
Zentrierung ist gut gelungen.
Ich denke aber, dass das von mir verwendete Epoxydharz die Brechungseigenschaften
soweit verändert hat, dass die optische Leistung soweit abgesunken ist.
Sigma muß hier wohl als Teil der optischen Rechnung eine ganz besondere Kittschicht
verwendet haben, welche wohl leider anfällig für die Trübung ist. Wieso wäre sonst bei fast
allen jetzt noch auf dem Markt befindlichen baugleichen Sigma Zooms dieses Problem existent und
wieso betrifft es bei allen (soweit ich weiß) immer dieselbe Linsengruppe?
Mir hat die ganze Prozedur dennoch Spaß gemacht und es war mir auch eine tiefe Befriedigung
mich an den Komplettzusammenbau eines so aufwändigen Zooms mit Erfolg herangewagt
zu haben.
LG Christian