Ein Foto ist die 2-dimensionale Abbildung einer 3-dimensionalen Wirklichkeit...
Die Dreidimensionalität, die wir in diesem zweidimensionalen Medium zu sehen glauben, ist in Wahrheit das Spiel mit grafischen Gestaltungsformen/Elementen. Hierzu gehören das Spiel mit den Unschärfeverlaufen, Ausnutzen von Lichteinfallswinkeln und deren Schattenbildung bei ansonsten 3-dimensionalen Gegenständen, ebenso wie die Fluchtpunkte (also z.B. die scheinbar in der Unendlichkeit zusammenlaufenden Parallel einer Straße) und dererlei Dinge mehr.
Um diese grafischen Elemente, deren wir uns mehr oder weniger bewußt (das wäre der Idealfall) bedienen verleiht einem Bild die Tiefenwirkung, die wir in der Summe fälschlicherweise als 3-Dimensionalität bezeichnen.
Wahr ist, das würden wir eine zeitlang nur ein Auge nutzen (z.B. eine Augenklappe beim Fotografieren tragen), dass sich unser Bewußtsein für diese grafischen Elemente bedeutend verbessern würde gegenüber dem, was wir mit beiden Augen tagtäglich sehen oder besser gesagt, fast übersehen, weil unser Gehirn mit seinen Erfahrungen des lebenslangen 3dimensionalen Sehens Dinge ergänzt/assoziert, die in einem Foto nachher gar nicht vorhanden sind/sein können. Nämlich wie sich die uns umgebende 3-dimensionale Wirklichkeit auf einem 2-dimensionalen Foto gestaltet.
Das Sehen mit nur einem Auge würde in vielerlei Hinsicht zu bewußter und zumeist auch besser gestalteten Fotos führen..
Andreas Feininger hat es mal so beschrieben..
"Um so zu sehen, wie die Kamera sieht, muß ein Fotograf seine gesamten Sinne, ausgenommen das Gesicht, zum Schweigen bringen. Für die Kamera ist z.B. ein Mensch ein Gebilde, das aus helleren und dunkleren Partien besteht, von denen jede ihre eigene Struktur hat. Ein Teller ist eine ovale Form von bestimmter Farbe und Helligkeit oder ein Kreis, wenn die Kamera senkrecht darauf herunterschaut. Ein Haus ist ein Muster aus rechteckigen und trapezförmigen Formen, die in Helligkeit und Struktur unterschiedlich sind usw.
Eine gute Möglichkeit, ein Motiv fotografisch sehen zu lernen, besteht darin, es auf seine visuellen Eigenschaften unter den genannte Aspekten zu untersuchen. Dazu muss man die Bedeutung des Motivs vorübergehend vergessen und es als abstraktes, aus Linien und Formen, Farbe, Licht und Schatten bestehendes Muster sehen können"...
Ich denke mal, das trifft es gut. Insofern ist auch der 3D-Look, den wir teilweise den Objektiven im manuellen Bereich zuschreiben, ein Teilaspekt des Spieles mit der Schärfe/Unschärfe und den jeweils herrschenden Lichtverhältnissen und nicht per Se eine Eigenschaft, die ein Objektiv auszeichnet.
Just my 2 Cents
LG
Henry