Hallo Jochen,
genau dieselben Fragen hatte ich eigentlich am Anfang auch mit meiner 1000D. Man will nicht nur die "grüne Welle" nutzen, fühlt sich jedoch rein manuell noch nicht sicher, und hangelt sich durch die alternativen "Halbautomatiken". Wenn man dann die Angaben sieht, die unter manchen Fotos stehen, juckt es einen in den Fingern, und man möchte auch mal probieren, wie das manuell funktioniert.
Mit hat es enorm geholfen, herumzuprobieren. Mach mal folgendes Experiment, das mir sehr geholfen hat. Kurz gesagt wählst Du eine Blende, mit der Du entscheidest, was auf dem Bild scharf sein soll und was nicht, und passt dann die Belichtungszeit daran an.
Probier es mal so:
- Such Dir mal ein Motiv in Deiner Umgebung, das sich nicht bewegt: Den Esstisch, eine Zimmerpflanze, ganz egal. Achte für den Anfang darauf, dass das Motiv weder im Dunkeln steht, noch starkes Gegenlicht hat.
- Jetzt schaltest Du Deine 1000D auf M. Was Du jetzt an dem Verstellrad verstellen kannst, ist die Belichtungszeit. Die ignorieren wir erst einmal. Stattdessen drückst Du mit dem Daumen auf den Knopf "AV (+/-)", der sich rechts vom Display befindet. Während Du diesen Knopf gedückt hältst, drehst Du wieder am Verstellrad, und zwar so lange, bis Du die kleinstmögliche F-Zahl hast (z.B. 3,5). Du kannst den AV-Knopf wieder loslassen. Was Du jetzt eingestellt hast, ist die größtmögliche Blendenöffnung (=Offenblende)
- Jetzt kümmern wir uns um die richtige Belichtungszeit. Wenn Du durch den Sucher schaust, und den Auslöser kurz antippst (nicht auslösen, sondern kurz davor), werden unter dem Bild diverse Daten eingeblendet. Schau Dir mal den Balken an, den Du dort siehst. Unter dem Balken befindet sich ein kleiner senkrechter Strich, den Du mit dem Verstellrad nach rechts und links bewegen kannst. Du drehst so lange am Verstellrad, bis dieser Strich sich in der Mitte des Balkens befindet. Sobald er dort ist, kannst Du ein Foto schießen.
Wenn alles gut geklappt hat, hast Du jetzt ein richtig belichtetes Foto mit Offenblende geschossen. Den ganzen Zauber wiederholst Du jetzt ab dem 2. Punkt, und stellst die Blende (F-Zahl) auf die größtmöhliche Zahl. Das bedeutet, Du schließt die Blende so stark wie möglich. Da durch die kleinere Blendenöfnung weniger Licht einfallen kann, wirst Du im 3. Schritt auf eine längere Belichtungszeit kommen. Unter Umständen wird die so lang sein, dass das Bild verwackelt. Stütz die Kamera dann irgendwo auf, auf eine Stuhllehne oder so.
Jetzt kannst Du beide Bilder vergleichen. Schau mal an, wie sich die Schärfentiefe verändert hat. Wählst Du als Motiv beispielsweise eine Kerze auf einem Tisch und stellst darauf scharf, ist der Unterschied besonders deutlich. Bei Offenblende ist die Kerze scharf, der Hintergrund nicht. Bei geschlossener Blende ist auch der Hintergrund recht scharf.
Natürlich kannst Du dann dasselbe Motiv noch mit den Blendenöffnungen, die zwischen "ganz offen" und "fast zu" liegen, fotografieren. Der Unterschied zwischen Offenblende und kleinstmöglicher Öffnung ist aber am deutlichsten.
Wenn Du noch nie manuell fotografiert hast, erscheint Dir das erst mal wie Zauberei. Zusammengefasst ist es wirklich leicht: Kamera auf M, AV-KNopf drücken und Blende wählen, AV-Knopf loslassen und passende Verschlusszeit mit dem im Sucher sichtbaren Balken finden. Das war's.
Vielleicht leckst Du Blut, und findest Gefallen am manuellen Einstellen?
Viele Grüße
Kathi