PS: Hier noch der Link zum Solinar:
https://www.digicamclub.de/showthrea...hlight=solinar
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Ich greife mal ein Zitat von "drüben" auf, weil hier ein Verständnisproblem zu lösen wäre:
""Bei den Schärfelinien steige ich dann ganz aus; das gibt es bei Linhofs so nach meiner Erfahrung nicht (weil man normal nur Tilt oder Swing macht aber nie beides; das Drehrückteil machts möglich).""
Die Schärfelinie, wir bezeichnen sie als Schärfeebene, kann man hinlegen wie gewünscht.
Ohne Swing und Tilt steht sie parallel zum Film, beim Neigen der Standarte (Tilt) kippt sie nach vorn, beim Seitschwenk (Swing) dreht sie zur Seite.
Willst Du einen Zaun von links unten nach rechts oben durchs Bild laufend scharfstellen, brauchst Du Tilt UND Swing, um die Ebene diagonal durchs Bild zu ziehen, ich sag mal über den Zaun zu stülpen.
Hierbei ist dann egal, ob Linhof oder sonstwas auf der Kamera steht - Können muß sie es, diese Verstellungen.
Mein Tip wäre es, zunächst das Prinzip, losgelöst von Kameramarken, zu verinnerlichen.
Ein Drehrückteil hilft hier nicht weiter, "man" verdreht die Standarten.
Fehlt die Möglichkeit des Seitschwenkens, dreht man die Kamera um 90 Grad, und macht aus der Tiltfunktion eine Swingfunktion.
Versteht man den Swing nicht, dreht man mal den Kopf um 90 Grad und stellt sich das Tilten vor, was ja dann Swing ist.
Tilt geht vorne und hinten, was aus der deutschen Bezeichnung deutlicher hervorginge (Neigen); bei der Sinar wird für die Bildeinstellung sogar hinten geneigt, und die gefundene Winkeleinstellung wird negativ an die Front übertragen, das Rückteil dann wieder auf Null gestellt.
Also hinten minus 30 Grad werden zu positiv 30 Grad vorn.
Die scheimpflugsche Ebenenverlagerung bleibt gleich.
Was aber nur hinten geht, ist die Perspektiventzerrung.
Wird eine schräg stehende Kamera (Tabletop) hinten nicht korrigiert, gibts arge Fluchtlinien - man "stellt" die Rückstandarte also wieder zurück, Tendenz senkrecht, bis die Perspektive stimmt.
Oder gefällt - denn dies kann auch ein stilistisches Mittel sein.
William Mortensen hatte sogar beeindruckende, jedoch skurrile Portraits durch perspektivische Verzerrungen kreiert.
Mal für Leute, die sich den "Schärfekeil", also die Schärfeebene, welche sich durch Abblenden keilförmig von der Kamera weg aufspreizt, einmal Grundsätzliches:
An großem Format gibt es eine große Mattscheibe, welche grundsätzlich der visuellen Kontrolle dient - da muß man sich gar nix vorstellen, man sieht es :-)
Je kleiner das Format (und je kürzer die Brennweite), desto kniffliger wird jedoch das Sichten, das stimmt schon.
Für Leute mit technischem bzw physikalisch-mathematischem Interesse, suche ich mal die Werke des Herren Harold Merklinger raus.
Ich bemängele aufs Schärfste, daß in all den rückliegenden jahrzehnten kein deutscher Autor oder deutschsprachiger Kamerahersteller willens oder in der Lage war, die Hintergründe des Scheimpflügens zu vermitteln.
Jeder kommt mit eigenen Bezeichnungen, teils mit irrsinnigen Zeichnungen, meist mit eigenen Ideen von der Handhabe der Dinge -und mit etwas Glück findet man beim Dr. Schön (Linhof) oder in Sinars umfangreichen Werken Häppchenwissen, welches entweder für den Einsteiger gar nicht verstehbar ist, Angst macht, zumindest aber niemals !! vollumfänglich erklärt, was genau da eigentlich passiert.
Diese essentielle und garantiert verständnisbildende Lücke schließt Herr Merklinger.
Allerdings ist die Lektüre schwerer Tobak, und meines Erachtens wiederum nicht einsteigergeeignet, also ggf. eher Aufbauwissen.
Dies dann aber bis zum geht nicht mehr.
Aufbauen tut das Wissen auf Meister Scheimpflugs Paptentschrift, und dort genau um das zweite Gesetz, welches hierzulande nicht im nötigen Umfang gelehrt wurde.
Herr Schön als alter Winkelfreak benutzt dieses Gesetz als Grundlage, für Fa Linhof.
Herr Merklinger nennt dieses beschriebene Phönomen, die "Hingerule" (Scharnierregel).
Und erstmalig, so zumindest nach meiner Kenntnis, wurde auch mal beschrieben, und in einem Gif gezeigt, was genau beim Fokussieren mit geneigter Standarte eigentlich passiert...
Geändert von Unschärfe (02.11.2023 um 20:30 Uhr)
Boah, zum schwindlig werden:
http://www.weschoen.de/scheimpflug-rechner2.html
https://de.alpa.swiss/alpa-media-asset/tilt-paper
Hier mal ganz einfach erklärt - und gezeigt:
Und hier, sehr komplex, aber nach dem Verständnis der Lektüren gibts garantiert keine Fragen mehr :-)
http://www.trenholm.org/hmmerk/index.html#HR
Und ein paar Erklärungen, wie man die Videos einbettet usw::
http://www.trenholm.org/hmmerk/HMbook18.html
Falls zuviel des Guten, kann ich die Hinge Rule auch gern mal zusammenfassen.
Hi,
Herr Schön ist der Linhof Guru; er hat dort über Jahrzehnte die Fachkamera Kurse gehalten. Sein Scheimpflugrechner dürfte einer der letzten Rechenschieber sein, die bei einigen Fotografen noch im produktiven Einsatz sind. Mit den Linhof Tabellen macht man so grob das selbe, nur dass man die Tabelle mit dem richtigen Filmformat nehmen muss.
Doppelter Scheimpflug: Ich hoffe ich finde die richtigen Worte; wenn ich nicht verstanden werde, dann baue ich das Setting gerne auf und fotografiere es:
Stell dir ein Buch vor, das schräg auf einem Buchständer liegt. Wenn ich genau von vorn drauf schau, dann genügt ein einfacher Tilt.
Jetzt will ich aber das Buch von schräg von der linken Seite fotografieren. Dann kann ich keine Ebene mehr durchlegen, für die ein einfacher Tilt reicht. Wenn ich jetzt aber die ganze Kamera im Uhrzeigersinn drehe, sodass sie schief auf dem Stativ sitzt, bis die Kameraunterseite parallel zu einer Linie auf der Buchoberfläche ist, dann reicht wieder ein einfacher Tilt. Jetzt hätte ich natürlich einen schiefen Bildausschnitt. Dazu drehe ich das Kamerarückteil gegen den Uhrzeigersinn zurück, bis das Rückteil wieder gerade ist.
Klar, oder soll ich es aufbauen und fotografieren?
Das ist zumindest für mich die absolut einfachste Variante, wie ich, ohne dass mir schwindlig wird, eine schiefe Ebene ins Bild reingelegt bekomme, mit dem Trick, dass die Ebene aus Sicht der Kamera gar nicht schief ist, nur aus Sicht des Rückteils.
Viele Grüße
Andreas
Hi, noch das Thema mit Dieters "Schärfelinien" und der Antischeimpflug
Wahrscheinlich, dass Dieter genau diese Denkweise von der von dir gezeigten Einstellanleitung mit den Linien A B C hat, wenn er drüben von Schärfelinien schreibt. Das ist die Einstellerei wie sie, soweit ich es verstehe, auch in den Sinar Anleitungen beschrieben wird.
Mit "klassischen" Kameras funktioniert die aber nicht, weil die nicht "torkelfrei" sind. Das bedeutet, dass das Bild "wie besoffen davonwandert", wenn Du schon um die Querachse der Objektivstandarte geschwenkt hast und dann um ihre Hochachse schwenken willst. Entweder die Kamera hat dann der Trick wie oben beschrieben mit Drehrückteil, oder man muss pfriemeln bis man es hat. Wie das Pfriemeln systematisch geht wüsste ich aber nicht.
Selbst wenn man mit dem betroffenen Kameramodell torkelfrei einstellen kann, dann funktioniert es nach meinem Verständnis nicht, wenn man den Antischeimpflug will, den wir bei Dieters Bildern gesehen haben. Wollte man einen Antischeimpflug mit dem Linienmodell von Deinem Zitat einstellen, dann bräuchten wir ja einstellbare Punkte A B C sowohl horizontal als auch vertikal auf der Ebene; horizontal und vertikal bezogen auf die Filmebene. Die gibt es aber nicht, weil wir den Keil ja normal so legen wollen, dass sonst nichts scharf ist außer die Schnittlinie mit dem Objekt plus die Breite des Keiles an der Schnittkante. Also gibt es hier trotz torkelfreier Kamera nach meinem Verständnis kein klar abzuarbeitendes Rezept. Es geht wieder nur mit Herumpfriemeln und man kann hinterher niemandem erklären wie man drauf gekommen ist.
Bei dem Trick mit Kamera drehen und Rückteil zurückdrehen, bekomme ich zumindest einen Parameter gezielt hin: Wenn ich weiss wie der Schärfekeil aussehen muss, dann weiss ich wie die Ebene der Hauptschärfeebene im Raum liegen muss, einschließlich Ausrichtung. Die Kamera kann ich dann wieder schiefstellen, dass sie parallel zu einer ausgerichteten Linie auf der gewünschen Hauptschärfeebene ist.
Wenn wir das Beispiel mit dem Buch von oben hernehmen, das ich von links aufnehmen will, dann muss ich ja normal die Kamera im Uhrzeigersinn drehen. Wenn ich sie jetzt aber genau anders rum drehe, dann ist klar, dass ich auf ein nicht vorhandenes Buch scharfstelle, das, wenn ich auf das real daliegende Buch schaue, von mir aus gesehen nach links gedreht ist, und zwar in etwa um den doppelten Winkel, als ich von der Kamera auf das reale Buch schaue. Die Ebene des nicht vorhandenen Buches wird sich dann mit dem real vorhandenen schneiden, und dort bekommen wir eine sichtbar scharfe Schnittkante. Was ich jetzt aber auch nicht gut einstellen kann, ist, wie steil die Ebene das reale Buch schneidet und wie breit entsprechend der scharfe Streifen wird. Ich habe ja keine fukussierbaren Nah und Fernpunkte, mit denen ich das machen kann.
Wahrscheinlich aus den Worten nicht einfach zu verstehen. Hier muss ich irgendwann mal das Setting aufbauen und versuchen die Dinge zu visualisieren. Oder wir vergessen den Antischeimpflug. Zu kompliziert...
Viele Grüße
Andreas
Nach meinem Verständnis erreichst Du mit der Rückteildrehung lediglich den Zustand, wo Deine Kamera noch nicht verdreht wurde.
Das Buch steht, sofern richtig verstanden, in 2 Achsen schräg zur Objektiv-und Filmebene; 1x kippts nach hinten (Buchständer), dazu Dein Standpunkt, aus der optischen Achse herauswandernd und somit Verzerrungen provozierend.
An dem Rückteil kannst du drehen, wohin Du willst, am geometrischen Ausgangszustand ändert das nichts.
Sollte ich, wie vielleicht dann auch die meisten Kamerahersteller (gar keine Drehrückteile verbaut) nicht verstanden haben, hilft mir wahrscheinlich nur Dein Angebot des Aufbaus und Zeigens.
""Jetzt will ich aber das Buch von schräg von der linken Seite fotografieren. ""
Aus welchem Grund bitte?
DER entscheidet zuweilen über die sinnvolle oder nötige technische Umsetzung.
A) Ich kann die, im rechten Winkel zum Motiv ausgerichteten Standarten (also bei deren Parallelstellung) rechts/links zueinander verschieben; das ist in der Auswirkung etwa wie ein Standortwechsel - nur eben ohne Standortwechsel.
Vorteil hier:
Die Kamera wird nicht schräg zum Motiv gestellt, es muß dann auch nichts korrigiert werden.
Jetzt noch schnell ein Tilt für die Schärfe aufs schief stehende Buch, fertig.
B) Ich kann das Stativ nach links schieben, mit der Kamera schräg aufs Buch peilen, und anschließend mit der Rückstandarte durch Seitschwenk perspektivisch entzerren.
Dies wäre eine scheimpflugsche Anwendung, die auch etwaiges Gekurbel am Drehrückteil nicht unnötig werden läßt.
Im zweiten Durchgang "schiebe" ich mit dem Neigen einer Standarte die Schärfeebene ( eigentlich heißt die beim Einstellen noch Einstell-Ebene) übers schrägstehende Buch; somit habe ich sozusagen einen doppelten Scheimpflug, wobei diese Begrifflichkeit ähnlicher Humbug ist wie "Antischeimpflug".
Es geht schlicht um die Schärfeebenenverlagerung zum schief stehenden Buch hin, und um die perspektivische Entzerrung wegen der fehlenden Parallelitäten Motiv-und Filmebene.
Axiales Verdehen meiner Kameras - oder des Drehrückteils, je nach verwendeter Kamera) mache ich bestenfalls, wenn ich der Meinung bin, daß ich
a) arg schräg aufgebaut habe und keine Lust habe, unterm Vergrößerer zuviel rumzuschieben, oder
b) wenn ich mit Winkeln im Bild, sagen wir mal ein Blumenstiel startet nicht in der unteren Bildecke, nicht zufrieden bin, oder
c) wenn ich es wirklich schräg im Bild haben will (oder allzu Schräges einfach mal gerade richten möchte)