Das mit dem In-Circuit Messen funktioniert. Wenn das Gerät dennoch keinen Wert ermitteln kann, zeigt es das an und man kann immer noch den Elko einseitig auslöten. Sehr praktisch. Das Schlaue ist, man kann bei einem Defekt eine Theorie entwickeln (geht nicht, weil Elko x defekt) und dann mit dem kleinen Kasten ganz fix testen. Einzig etwas doof, dass man keine Prüfspitzen hat, sondern nur Krokodilklemmen. Aber man bekommt ESR und Kapazität direkt heraus.
Ich habe mal die alten Elkos vermessen, die ich beim Reparieren im Laufe der letzten Jahre getauscht habe (Musikelektronik). Die Messung habe ich mit dem ESR Messgerät PEAK ATLAS ESR+ ESR70 ausgeführt.
Die Messdaten sind angehängt.
Ergebnisse:
Die Ist-Kapazität ist i.d.R. höher, als die Soll-Kapazität und verlässt bei einigen Exemplaren den +/- 20% Bereich nach oben.
Bei 4 Exemplaren weicht der ESR nach oben deutlich ab, diese Elkos sind wahrscheinlich defekt, im Sinne, dass die Schaltung nicht mehr das tut, was sie soll.
Somit ist bei ca. 8% der Elko defekt.
Alles normale bedrahtete Elkos.
Die SMD Elkos, die ich gemessen hatte, waren alle defekt, aber die sind auch von der Platine gezerrt worden und z.B. beim Sega Game Gear ist das ein bekanntes Problem.
Elkos.xls
Feine Testnadeln und Federhaken für das Peak ESR gibt es hier als Zubehör:
https://eleshop.eu/catalogsearch/result/?q=Peak+ESR
Gruß,
Andreas
Danke für den Hinweis. Ich habe das Gerät schon etwas länger, mal schauen, ob das passen würde. Auch mit der Firmware...
Siehe dazu auch
Fehlersuche in elektronischen SLR (digicamclub.de)
Gruß,
Andreas
Da ich im Minolta Service Manual keine weitere Anleitung für die Lösung dieses Problems fand, habe ich den Troubleshooting Guide von C & C Associates zur X-700 konsultiert.
Und hier wurde ich fündig:
Die Kamera löste nun gemäß Anweisung 1 im Guide aus, wenn ich über mein Labornetzgerät 2 Volt auf Kameramasse setzte und ein Kabel auf der Platine (grün) mit dem Minusanschluss des Gerätes verband.
Also doch kein mechanisches Problem!
Weiter ging es mit Anweisung 2:
Batterien einlegen, Verschluss aufziehen und Pin 11 von IC5 auf Masse setzen.
Da der Verschluss dadurch nicht auslöste, ging es zu Anweisung 3:
Verbindungen zwischen Kondensator C9 und IC5 prüfen.
Das tat ich eingehend mit der Lupenbrille und fand bei C8 eine Überbrückung von zwei Leiterbahnen durch zu viel Lötzinn.
Das behob ich, fand aber sonst keine weiteren Auffälligkeiten.
Ein Test mit wiederhergestellten Kabelverbindungen verlief negativ. Keine Auslösung.
Blieb mir also nur mehr, zu versuchen, IC5 auszutauschen.
Aus meiner Ausschlacht-X-700 lötete ich den IC aus.
Allerdings heizte ich beim Ablöten in der Reparaturkamera zwei Leiterbahnenstücke auf der Platine ab.
Ich konnte das flicken, aber der IC saß nun durch die Überbrückungen nicht mehr plan auf.
Damit Game over ;-)
Fazit
- Es braucht Troubleshooting-Anweisungen bei solchen hochintegrierten Kameras, um eine Chance zu haben, Fehler tiefer in der Schaltung zu finden.
- Die Manuals dazu von C & C Associates sind Gold wert - und ebenso selten ;-)
- Hier stieß ich mit dem Lötkolben an meine Grenzen.
- Aber wieder weitere Erfahrungen gesammelt, und ein oder zwei X-700 warten noch auf ihren Tag am Küchentisch
Geändert von Ando (27.09.2023 um 18:23 Uhr)
Gruß,
Andreas
Es holt mich also das Thema „SMD-Löten“ wieder ein.
Mit der Lötspitze komme ich an ICs nicht weiter, das wird nichts.
Ich werde mir ansehen, ob mir Heißluft hilft auf der flexiblen Platine bzw. an verwinkelten Arbeitsstellen.
Der Einstieg erfolgt mit dem Dremel Versatip, um einmal einen Eindruck zu bekommen, wie sich das anlässt.
Ob ich dann an der X-700 die ICs mit 64 Pins sicher raus- und reinkriege?
Na ja, aber wenn ich hier punkten möchte, komme ich nicht drumherum, mich damit zu beschäftigen ;-)
Gruß,
Andreas