Moin,

Enna hat zwar auch OEM produziert, aber die Objektive sind deswegen nicht unbedingt schlechter, das ist stark modell-abhängig. Es gab ja immer auch die hochwertigen Objektive wie 1.9/35 und 1.5/85, 1.9/50, das Zoom und die langen Teles, aber das war eben nicht das Massengeschäft. Enna war nicht die Marke dazu.
Zudem fing Edixa an, billige Objektive zuzukaufen und zu vermarkten, zudem gab es neben den Mitbewerbern aus der DDR auch ISCO, Steinheil, Schacht aus Westdeutschland, natürlich auch Zeiss, Leitz und Voigtländer. Viele Hasen waren damals wohl der Jäger Tod. Mit dem aufkommen der japanischen SLR's denen lustiger Weise die Dresdner das Pentaprisma lizenziert hatten (warum "Pentax" wohl "Pentax" heißt und das ursprünglich Dresdner M42-Gewinde nutzte), war der Untergang besiegelt. Die Innovationskraft reichte nicht aus um im - heute würde man sagen "Consumer-Sektor" - zu bestehen. Nur die "Premium-Marken" blieben, bis auch diese nach uns nach starben, heute ist nur noch Leica und Zeiss übrig - deren Preissegment spricht für sich.

Die Tele-Ennalyte sind z.B. scharf, egal was draufsteht. Auch die Normalobjektive sind durchaus brauchbar und auch einige Weitwinkel, aber eben nicht alle und das Level ist nicht gleichmäßig. Ich habe sowohl verschiedene Stufen des 24, 35, 50, 85, 90, 135 und 240, die sind teils deutlich schärfer als die alten DDR-Pendants z.B. von Pentacon.
Dafür sind die alten Fassungen mit mitdrehendem Frontteil und die Rastblenden absolut outdated, selbst in der Zebra-Phase. Da waren Zeiss Jena und Meyer Optik deutlich weiter. Viele sind beim Arbeiten auch an dieser unhändigen Bauweise gescheitert und haben es dann auf die Optik geschoben.
Manche Kunststoff-Fassungen sind eher unglücklich, schlecht zu handhaben und auch von der Haptik eher übel, das trifft auch ISCO, mit denen man wohl seinerzeit beim Design der Fassungen zusammengearbeitet hat, aber die späteren Kunststoff-Fassungen mit Automatikblende sind durchaus brauchbar, wenn nicht gut, da sehr leicht, da war der Ruf aber schon ziemlich ruiniert. Und mit der Belieferung von Quelle und Porst war es dann durch, Schuß ins Knie, sozusagen.

Für die damaligen Kundenkreise, private Fotografen, nicht Profis, waren selbst die einfachen Wechselobjektive schon sehr teuer! Man muss immer daran denken was die Leute damals verdient haben. Die bei uns heute als "Premium-Marken" bekannten Label waren für normale Leute völlig unbezahlbar. Das ist letztlich das gleiche wie in der DDR - die staatlichen Preise zwangen zu Kompromissen en masse - was keine gute Voraussetzung für moderne Produkte war.

Mein Vater war Ingenieur bei Krupp (genauer: damals "Stahlwerke Südwestfalen"), meine Mutter, selbst vor meiner Geburt noch werktätig, fotografierte seit den 50er Jahren und nach einigem Sparen konnte damals eine Voigtländer-Messucherkamera angeschafft werden, eine Spiegelreflex mit Wechseloptik war damals selbst für die beiden nicht bezahlbar. Man mußte in der Zeit erstmal sein Leben organisieren, Familie finanzieren, Kind großziehen usw..

LG
Jörg