Tele Ennalyt 4.5/200mm (Paxette M39)

[Jan Böttcher]

Wäre Enna seinerzeit meine Firma gewesen, hätte ich meinen Leuten vorgegeben, alle Varianten mit dem gleichen Linsensatz zu machen. Aber ich bin es auch so schon gewohnt, daß niemand meinen Rat annimmt, egal, ob kostenlos oder gegen 150,-€ / Stunde + Steuer + Spesen erteilt.

Umgekehrt hätte ich auch die Bude nicht in Richtung "billig" gelenkt. Die haben ja mit den Plaste und Elaste Objektiven angefangen (oder im Beratersprech: "Enna hat weltweit eine Vorreiterrolle bei der Einführung hochwertiger Kunststoffe in der Objektivfertigung eingenommen") und haben Anfang der 80er die allerbilligsten Fremdobjektive angeboten.

Dagegen waren Frühwerke wie das 85-250 Tele-Zoom, das 400er und das 600er (ich glaube, die hatten sogar ein 1,4/85) recht solide Angebote. Das Tele-Zoom war nach Enna-Aussage das erste derartige in Deutschland gerechnete Objektiv (das Voitgländer Zoomar in USA gerechnet).

[Optikus64]

Moin,

Enna hat zwar auch OEM produziert, aber die Objektive sind deswegen nicht unbedingt schlechter, das ist stark modell-abhängig. Es gab ja immer auch die hochwertigen Objektive wie 1.9/35 und 1.5/85, 1.9/50, das Zoom und die langen Teles, aber das war eben nicht das Massengeschäft. Enna war nicht die Marke dazu.
Zudem fing Edixa an, billige Objektive zuzukaufen und zu vermarkten, zudem gab es neben den Mitbewerbern aus der DDR auch ISCO, Steinheil, Schacht aus Westdeutschland, natürlich auch Zeiss, Leitz und Voigtländer. Viele Hasen waren damals wohl der Jäger Tod. Mit dem aufkommen der japanischen SLR's denen lustiger Weise die Dresdner das Pentaprisma lizenziert hatten (warum "Pentax" wohl "Pentax" heißt und das ursprünglich Dresdner M42-Gewinde nutzte), war der Untergang besiegelt. Die Innovationskraft reichte nicht aus um im - heute würde man sagen "Consumer-Sektor" - zu bestehen. Nur die "Premium-Marken" blieben, bis auch diese nach uns nach starben, heute ist nur noch Leica und Zeiss übrig - deren Preissegment spricht für sich.

Die Tele-Ennalyte sind z.B. scharf, egal was draufsteht. Auch die Normalobjektive sind durchaus brauchbar und auch einige Weitwinkel, aber eben nicht alle und das Level ist nicht gleichmäßig. Ich habe sowohl verschiedene Stufen des 24, 35, 50, 85, 90, 135 und 240, die sind teils deutlich schärfer als die alten DDR-Pendants z.B. von Pentacon.
Dafür sind die alten Fassungen mit mitdrehendem Frontteil und die Rastblenden absolut outdated, selbst in der Zebra-Phase. Da waren Zeiss Jena und Meyer Optik deutlich weiter. Viele sind beim Arbeiten auch an dieser unhändigen Bauweise gescheitert und haben es dann auf die Optik geschoben.
Manche Kunststoff-Fassungen sind eher unglücklich, schlecht zu handhaben und auch von der Haptik eher übel, das trifft auch ISCO, mit denen man wohl seinerzeit beim Design der Fassungen zusammengearbeitet hat, aber die späteren Kunststoff-Fassungen mit Automatikblende sind durchaus brauchbar, wenn nicht gut, da sehr leicht, da war der Ruf aber schon ziemlich ruiniert. Und mit der Belieferung von Quelle und Porst war es dann durch, Schuß ins Knie, sozusagen.

Für die damaligen Kundenkreise, private Fotografen, nicht Profis, waren selbst die einfachen Wechselobjektive schon sehr teuer! Man muss immer daran denken was die Leute damals verdient haben. Die bei uns heute als "Premium-Marken" bekannten Label waren für normale Leute völlig unbezahlbar. Das ist letztlich das gleiche wie in der DDR - die staatlichen Preise zwangen zu Kompromissen en masse - was keine gute Voraussetzung für moderne Produkte war.

Mein Vater war Ingenieur bei Krupp (genauer: damals "Stahlwerke Südwestfalen"), meine Mutter, selbst vor meiner Geburt noch werktätig, fotografierte seit den 50er Jahren und nach einigem Sparen konnte damals eine Voigtländer-Messucherkamera angeschafft werden, eine Spiegelreflex mit Wechseloptik war damals selbst für die beiden nicht bezahlbar. Man mußte in der Zeit erstmal sein Leben organisieren, Familie finanzieren, Kind großziehen usw..

LG
Jörg

[Jan Böttcher]

Aaallllso, in der alten Tasche sind 4 M42 Objektive:
"Macro-Revuenon" 3,5*28 (Plaste und Elaste unverkennbar Enna), ein Gurkenobjektiv.
"Enna München Ennalyt" 3,5/35 (Plaste und Elaste), ein Gurkenobjektiv.
"Porst Tele" 2,8*135 (Plaste und Elaste unverkennbar Enna), ein Gurkenobjektiv, mit massiver Trübung (Pilz oder Kittproblem) hinter der Blendenebene.
"Enna München Tele-Ennalyt" 4,5/240 (Plaste und Elaste), ein Gurkenobjektiv, mit massiver Trübung (Pilz oder Kittproblem) ziemlich gleich hinter der Frontlinse.

Dazu dann im Arsenal besagtes Tele-Zoom 85-250, drei (3) Exemplare allesamt mit fest sitzendem Zoomring :-(

und zwei 400er, eines M42, das andere für Rolleiflex SL 66 adaptiert ("geht so" im Sucher sichtbare Farbsäume, man sollte mal Probefotos machen).

Leider kein Organspender für ein 4,5/200 dabei.

Aber in Summe habe ich von Enna keine hohe Meinung.

[Optikus64]

Hallo,

dann danke ich Dir für's Nachschauen, das einzige wäre eines der Zooms, da meines ebenfalls festsitzt. Wenn man da ran geht könnte ein potenzieller Ersatzteilspender von Hilfe sein. Hast Du die passende Gegenlichtblende dabei? Ansonsten ist da nix für mich dabei... Für das 4.5/200 bin ich schon am Suchen, mal sehen.

LG
Jörg

[Jan Böttcher]

Die Enna Zooms stehen erstmal auf der Liste weiter unten (mindestens eine Gegenlichtblende sollte ich haben). Als nächstes muß eine derzeit noch zerlegte Retina IIIC vom Küchentisch (ja, die Zahnstange), dann mal bei einer 4x4 Rolleiflex weitersehen, dann evtl. eine Rolleicord oder Rolleiflex T (da weiß ich wenigstens, wie's geht).

[Optikus64]

Hallo Jan,

wenn Du ggf. eines der Zooms abgeben kannst, melde Dich gerne per PN. Sonst hole ich mir wenn ich meins angehe noch eins aus der Bucht, die Teile sind ja erfreulicher Weise weder teuer noch selten.

LG Jörg

[Optikus64]

Zum Originalthema: Ich habe eine schwache Idee wo ich an die fehlende Linsengruppe komme, dazu gelegentlich mehr.

LG
Jörg