Bis auf wenige Ausnahmen haben Spiegellinsenobjektive einen unschätzbaren Vorteil für den Objektivtester : die Festblende macht eine Blendenreihe überflüssig und der Test kann sich dadurch auf wenige Aufnahmen beschränken. Andereseits scheitern viele Fotografen : die immer offene “Blende” und die spezielle Abbildungscharakeristik verringern die Schärfentiefe dramatisch und machen damit eine sehr präzise Scharfeinstellung notwendig, das geringe Gewicht und die kurze Bauform täuschen über die lange Brennweite hinweg, was zu Verwacklungen führen kann.
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Blick über den Douro auf Villa Nova de Gaia
Wie immer bei mir befand sich die Kamera (hier eine Sony A7 II) auf einem soliden Stativ und wurde über Selbstauslöser mit elektronischem ersten Vorhang und 2 Sekunden Vorlauf ausgelöst. Die Tonwerte und Farben der Raw-Dateien wurden in Camera Raw bearbeitet, die chromatische Aberration blieb unkorrigiert und die Schärfung wurde auf Standardwerten belassen.
Blick auf Nidermorschwihr im Elsass
Ausschnitte bei 200% (von links nach rechts : Bildmitte, erweitertes Zentrum und linke untere Bildecke)
Die 200% Ausschnitte aus der Bildmitte, dem erweiterten Zentrum und der linken unteren Bildecke zeigen eine sehr gleichmässige Schärfe, mit sehr guter Auflösung und einem, für ein Spiegelobjektiv, guten Kontrast. Die Ergebnisse werden mit einer optimalen Kantenschärfung noch viel besser und können dann sogar anspruchsvolle Nutzer zufriedenstellen. Chromatische Aberrationen entlang kontrastreicher Konturen bleiben aus, während kleine Reste von sphärischer Aberration (leichte Weichheit der Konturen) bei starker Vergrösserung sichtbar werden, im Gegensatz zur Verzeichnung gerader Linien. Der bei Spiegellinsenobjektiven übliche “Hotspot” ist allerdings auch hier je nach Motiv mehr oder weniger störend, kann aber mit einem massgeschneiderten Objektivprofil leicht beseitigt werden. Im mittleren Entfernungsbereich oberhalb von 5 Metern bleiben Auflösungsvermögen und Kontrast übrigens unvermindert hoch.
Ausschnitte bei 200% (von links nach rechts : Bildmitte, erweitertes Zentrum und linke untere Bildecke)
Bei meinen bisherigen Motiven ist mir eine Verzeichnung nicht aufgefallen. Der durch die Vignettierung in den Bildecken bedingte Hotspot in der Bildmitte ist allerdings ausgeprägt. Die nominale Lichtstärke von f/5,6 (F) wird leider nicht erreicht, der reelle Wert (T) liegt bei ungefähr f/7,1 und entspricht damit einem Lichtverlust von einer Zweidrittel Blende. Das wesentlich “fettere” Tamron SP 350 mm f/5,6 punktet hier übrigens mit einer um eine Drittel Blende höheren Lichtausbeute (T = f/6,3). Die Streulichtanfälligkeit des Panagor PMC Reflex 300 mm f/5,6 ist dabei durch die Mehrschichtvergütung zwar nicht perfekt, aber für ein aus Spiegel und Linsen aufgebautes Objektiv doch ziemlich gut. Mit einer “vernünftigen” Streulichtblende gibt es nur wenige Parasiten, allerdings lassen sich letztere bei direktem Gegenlicht und bei starken Lichtquellen im Bildfeld nicht völlig vermeiden.
Brandung, Douromündung.
Fortsetzung folgt...