Hallo Kilianjoe,
ich möchte die obige Erklärung zu dem zweiten Blendenring bei manuellen Canon-Objektiven der FL Baureihe (1964 bis etwa 1976) noch etwas ergänzen.
Die FL Objektive haben (wie auch die vorangehenden Canonflex bzw Canomatic-Objektive) anders als oben angegeben sehr wohl ein Springblende, die sich im Moment der Aufnahme auf den am Blendenring eingestellten Wert schließt.
Das gilt natürlich nur, wenn man diese Objektive mit analogen Canon Kameras betreibt (FL funktioniert mit wenigen Ausnahmen an allen Modellen von der FX bis zur T60, also auch FT, FTb, F-1, EF, AE-1, A-1, AL-1, AV-1, F-1New, AE-1 Program, T50, T70, T80, T90).
An digitalen Kameras geht es, wenn man sie mit einem Adapter mit Blendenübertragungshebeln (z.B. Quenox) z.B. an einer digitalen Canon R betreibt, dann wird die Blende mit Hilfe des Rings am Adapter vor dem Belichten geschlossen, was spontanes Fotografieren etwas verlangsamt. Bei allen anderen digitalen Kameras ist es natürlich (wie vom Vorredner beschrieben) völlig ausreichend, den zweiten Ring zum Abblenden zu benutzen
Also bei dem genannten FL 1.8/85 oder dem abgebildeten FL 1.8/50 mm wird die Blende am vorderen Ring vorgewählt und die analoge Canon-Kamera belichtet dann mit dem vorgewählten Wert. Der zweite Ring hat zwei Aufgaben: Zum einen kann man damit zur Schärfentiefenkontrolle abblenden. Zum anderen war das Abblenden nötig, um bei den Canon Kameras mit TTL Innenmessung (ab der Canon Pellix 1965) die korrekte Belichtung bei Arbeitsblende zu ermitteln. Das Verfahren dazu funktionierte je nach Kameramodell unterschiedlich, erst recht bei den Kameras ab 1971, die für Offenblendemessung mit FD-Objektiven bestimmt waren. Das ist ein weites Feld.
Den zweiten Ring zur Abblendung gibt es in mehreren Varianten, manche haben nur einen weißen Punkt, andere haben eine A/M Beschriftung. Es gibt noch weitere Versionen, wo zum Beispiel die langen Brennweiten (135, 200) eine Taste zum Auslösen haben, da wird durch den Ring eine Feder gespannt. Die Technik war unnötig kompliziert und viele dieser alten FL-Objektive klemmen.
Die vorangehenden, von 1959 bis 1964 produzierten Canomatic, Super Canomatic bzw. Canonflex-Objektive haben (meistens) auch neben dem vorderen Blendenring mit den weiß gravierten Ziffern noch einen zweiten Blendenring, in dem identische Blendenzahlen in weiß, gelb oder grün graviert sind. Hier hat der zweite Ring im Prinzip dieselbe Aufgabe wie bei den FL-Linsen, auch wenn die Blendenübertragung anders funktioniert als bei FL. Hier musste auf jeden Fall vor dem Auslösen der zweite Ring wieder voll geöffnet werden (das jetzt unter Vorbehalt).
Diese alten R-Objektive lassen sich an FL/FD-Kameras ab 1964 (mit wenigen Ausnahmen) montieren, aber die Blende wird wegen der anderen Übertragungstechnik dann nicht durch die Kamera geschlossen, sondern das muss per Hand geschehen.
Zur Nutzung an digitalen Bodies würde ich persönlich die Canomatic-Linsen nur im Notfall benutze, ich habe ein ungutes Gefühl wegen der Mechanik, während die Optiken teilweise für die späteren FL-Versionen und die Fortführung in den FD-Linsen übernommen wurden.
Mir ist zum Beispiel ein FL 1.4/50mm sympathischer als die FD-Varianten, zumindest aus meinen Erfahrungen aus Analog-Zeiten. An Canon R-Vollformat habe ich erst einige FD-Linsen ausprobiert, mit überraschend guten aber auch mit weniger überzeugenden Ergebnissen. Ich werde mir auch mal die FL 1,2/55 und FL 1,2/58 sowie R 1,2/55 vornehmen im Vergleich zu FL 1,4/50mm, FD 1,2/55 Asperical usw, falls da Bedarf besteht.
Beste Grüße, Thomas