Das dreiteilige Gehäuse.
Ein stabiles Chassis aus Metall:
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Das dreiteilige Gehäuse.
Ein stabiles Chassis aus Metall:
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Gruß,
Andreas
Der Zusammenbau wäre gar nicht so schwierig, wenn ich
- die Schrauben so sortiert hätte, dass ich sie wieder zuordnen könnte
- vergesse, dass ich die Kabelstränge im Inneren gekappt und zum großen Teil entfernt habe. Mit angelöteten Kabeln hätte ich den Motor nicht demontieren können. Ablöten wäre erforderlich gewesen. Da es sich um ein Anatomie-Lehrprojekt handelt, griff ich ohne Gewissensbisse zum Seitenschneider und nicht zum Lötkolben
- Die Platine ist zentraler Anschlusspunkt für alle Kabel. Wie es die Monteure einst geschafft hatten, sie in das enge Gehäuse einzupassen und dabei die Kabel zu bändigen - ich weiß es nicht.
- Durch die Sektion verstehe ich nun auch die grundlegenden mechanischen Abläufe. Die Elektronik zu erfassen, ist schwieriger, weil eine Ansammlung von elektronischen Bauteilen wenig aussagekräftig ist. Und da die zentrale Steuerung durch den undokumentierten IC erfolgt, bleibt das Blockschaltbild im Service Manual zur grundsätzlichen Orientierung.
- Im Wesentlichen überträgt der Motor Kraft auf das Antriebsritzel auf der Oberseite des Gehäuses. Dieses kuppelt über ein Gegenstück in der Bodenplatte der aufgesetzten Kamera. Die Steuerung erfolgt durch die F3, also wann der Filmtransport läuft und der Verschluss gespannt wird.
- Zur Filmrückspulung überträgt ein Gestänge (Hebel?) die Schaltstellung am Rückspulschieber 1 der von Schieber 2 entriegelt wird. Dabei erfolgt auch eine Umpolung der Spannung am Motor und er dreht in die Gegenrichtung.
- Dioden schützen die Schaltung vor Verpolung, also eine falsche Polarität der Spannung, die vermutlich insb. dem IC nicht bekommt.
- Transistoren schalten die Stromwege, zwei Leistungstransistoren, die mehr Stromfluss aushalten, sieht man unter dem Auslöser am Griff eingebaut.
- Mehrere mechanische Schalter sind im Gehäuse verteilt und verkabelt.
- Alles zusammen feinste Elektrotechnik
Ich werde noch die beiden Getriebeteile mit Feuerzeugbenzin von Schmiermittelresten reinigen und mich weiter in das Service Manual vertiefen.
Zur Schaltung möchte ich mehr wissen. Im Service Manual sind einige Schaltungsteile genauer erläutert, es gibt auch Schaltplan, Blockschaltbild und Verkabelungsübersicht.
Ob die Platine nach der Reinigung im Entkalkerbad noch funktionieren würde, kann ich nicht sagen. Auch der Motor wird vermutlich glücklicher sein ohne Feuchtigkeit in seinem Inneren. Die (offenen) mechanischen Schalter freuen sich hingegen über das Sauberbad wie auch die Gehäuseteile.
Selektive Reinigung
Hätte ich den MD-4 als Ersatzteillager vorgesehen gehabt, wäre ich bei der Reinigung selektiv vorgegangen. Also hätte zB die Elektronik, den Motor und den verkapselten Schalter im Griffstück unter dem Auslöser nicht baden geschickt
Andererseits wäre das Säubern dann aufwändiger, weil der Schmutz und Reste der verrotteten und klebrigen Schaumstoffteile im Inneren quadratmillimeterweise entfernt werden müssten.
Der MD-4 bleibt demontiert und lebt für Studienzwecke im Plastikbeutel weiter![]()
Geändert von Ando (10.04.2022 um 11:06 Uhr)
Gruß,
Andreas
Lese- und Betrachtungsstoff
MD-4 Part Manual
https://learncamerarepair.com/product.php?product=209
Gruß,
Andreas
Das schönste, technisch informativste - und vielleicht auch teuerste - Buch zur F3 und System (inkl. Motor Drive MD-4):
Peter Class: Die Nikon F3. Praxis und Technik
https://www.amazon.de/dp/3776334908/...RD7B1XZ59ZS34K
Gruß,
Andreas
Ich habe die beiden Getriebeteile mit Feuerzeugbenzin und Putzstäbchen gereinigt, so gut es mir möglich war, ohne die Werke zu zerlegen.
Alte Schmiermittel mussten aus Ecken und Zahnkränzen befördert werden.
Ebenso ein verrottetes Klebeband, das sich nahe der Zählwerkscheibe verklemmt hatte.
Hier halfen das Lösen einer Schraube und die spitze Sonde zum Hervorziehen.
Another dirty job
Dafür ist jetzt die Betrachtung der Teile eine größere Freude
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Geändert von Ando (10.04.2022 um 13:16 Uhr)
Gruß,
Andreas
Und damit ab in die längst verdiente Rente, Seniorenresidenz „Im Schrank“
Nur die Kabelstücke sollen in künftigen Projekten weiterverwendet werden
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Gruß,
Andreas
Man kann sich die Steuerung und das Zusammenspiel Kamera - Motor vereinfacht so vorstellen:
- Die Kraft, die den Verschluss auslöst, den Belichtungsmesser in Funktion bringt, LED leuchten lässt oder den Motor antreibt, ist elektrische Spannung.
- Die Spannung lässt Strom fließen, der die genannten Effekte herstellt.
- Spannung liefern die Kammerabatterie und die Batterien im Motor.
- Die Kunst der elektronischen Schaltung zusammen mit der Mechanik besteht darin, zum richtigen Zeitpunkt die richtige Menge an Strom am richtigen Ort fließen zu lassen.
- In der einfachsten Form ist es ein mechanischer Schalter, der zB durch Druck einen Stromkreis schließt und wieder trennt, wenn man den Finger vom Drücker nimmt. Damit fließt Strom bzw. nicht.
- In der fortgeschrittenen Form ist es ein Relais, das mit einem - im Verhältnis - schwachen Strom angesteuert wird und einen Schalter via Elektromagnet öffnet und schließt. Dann fließt durch das Relais ggf. ein größerer Strom.
- Noch raffinierter sind Transistoren als Schalter, die ähnlich einem Relais funktionieren. Ein schwacher Strom lässt den Transistor einen größeren Strom leiten. Das geht, im Gegensatz zum Relais, ganz ohne mechanische Bauteile. Elektronenverschiebungen im Halbleiter (Silizium) sind dafür zuständig.
- Dazu noch weitere elektronische Bauteile, die Spannungen auf bestimmte Werte bringen, Strom nur in eine Richtung fließen lassen oder nur für eine bestimmte Zeit etc.
- Alles komplex und trickreich miteinander verbunden.
- Bei der F3 vermutlich noch rein analog, also ohne digitale Signalverarbeitung.
Geändert von Ando (10.04.2022 um 16:33 Uhr)
Gruß,
Andreas
Das hauptsächlich Erkennungsmerkmal der Digitalität ist, dass es eben nicht nur keine Spannung oder eine Spannung gibt, sondern aus diesen Bits (0 oder 1) Bytes ("Zahlenwerte oder Worte") gebildet werden, die große Werte annehmen können.
Der A/D-Wandler einer älteren Digitalkamera hat z.B. 12 Bit, das entspricht einer sehr großen Zahl von Abstufungen.
Gruß, Michael
Das Service Manual zu F3 ist wie oft bei solchen Dokumenten aus etwa der Zeit und aus Japan etwas verwirrend. Aber man sieht recht deutlich, dass die Kamera im wesentlichen Analog arbeitet, die Zeiten aber binär mit 5-Bit codiert (Sektion 3-38). Für das Display wird die Spannung V-Auto mit 36 mV pro EV A-D gewandelt. Sowohl diese Werte als auch die Zeit als 5-Bit Wert gehen zum LCD Board #1005, von dort wird das das LCD angesteuert. Dieser Teil ist mit digitaler Logic auf einem Chip realisiert. Eine CPU oder so gibt es aber nicht. Neben OpAmp gibt es einige Logikbausteine.
Also die F3 an der Schwelle des neuen Zeitalters![]()
Gruß,
Andreas