Was mir auffällt bei den elektronisierten Kameras so ab der Canon AE-1 (die erste Kamera mit IC, glaub ich), ist das große Schweigen auch im Web, was die Elektronik betrifft.
Elektronik gilt auch hier als kompliziert, nicht zu verstehen, abstrakt - dabei regelt sie die Vorgänge in den Kameras und ermöglicht zusätzliche Funktionen, über das Grundrepertoire hinaus.
Vielleicht liegt es auch daran, dass die Hersteller die Elektronik ihrer Kameras nur unvollständig dokumentieren. ZB erfährt man zu den von den Herstellern eingebauten IC so gut wie nichts. Dabei sind das die Brennpunkte im elektronischen Geschehen. Vermutlich sollte und soll der Wettbewerbsvorteil gewahrt werden, das sind ja Entwicklungsleistungen mit entsprechenden Kosten.
Auch ist da und dort zu lesen, dass die FPC in den Kameras, also die flexiblen Platinen (Flexible Printed Circuit) meist nicht oder nur mit großem Aufwand zu reparieren sind, weil alles zu gedrängt, in mehreren Schichten gelegt etc.
Wenn ich mir das FPC in der AE-1 ansehe,
https://www.petervis.com/Cameras/canon-ae-1/canon-ae-1-repair.html
dann möchte ich das nicht so recht glauben, denn da sitzen ja noch diskrete, also einzelne, Bauteile drauf, sogar noch mit Anschlussbeinen, also der Stand vor SMD (Miniaturbausteine).
Aber auch SMD kann man auswechseln. Dazu müsste man die Platine ausbauen und auffalten und natürlich alle Verbindungen zur Kamera trennen, s. das FPC der X-700
http://www.twid.de/x700/disas.html
http://www.twid.de/x700/PCB4.jpg
Allerdings sieht man bereits bei der X-700 (1981) gut, dass sich die elektronischen Schaltvorgänge fast nur mehr in den IC abspielen.
Wenn also "die Elektronik" einen Fehler hat, wird man versuchen, den zuständigen IC zu lokalisieren und tauscht den dann aus. Was aber angesichts der dazu notwendigen feinen Lötarbeiten nicht am Basteltisch zu Hause geschehen wird
Einschränkend allerdings die Fehlersuchroutinen im Service Manual zur X-500/300. Da wird dann, je nach Symptomen, angewiesen, welche Kontakte man prüfen soll, ob der Verschluss auslöst, wenn man A mit B kurzschließt und welche Bauteile betroffen sind etc. Also der Übergang Elektronik zur Mechanik.
Ich weiß nicht, wie die Serviceleute da früher bei rein elektronischen Fehlern vorgegangen sind, aber vermutlich wurden bei Fehlern ganze Module mit Bauteilen getauscht. Und einen kompliziert aufgebauten Schalter mit feinen Kontaktlamellen, Verschraubungen und Potis wird man wohl auch nicht auseinandergenommen, sondern gleich gesamt ersetzt haben.
Jedenfalls finde ich mich nicht damit ab, dass Kameras mit Elektronik gleich als unreparierbar gelten und aufgegeben werden.