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Thema: Minolta X-700: Expedition zu Kondensator II

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Spitzenkommentierer Avatar von Hias
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    Vielen Dank für die detaillierte Anleitung, auch wenn ich niemals eine funktionierende Kamera auseinander nehmen würde.

    Dank Dir weiß ich jetzt endlich, wie es in meiner geliebten X-700 drinnen ausschaut. Verdammt viel Elektronik da drin. Kann ich niemals selber etwas dran machen. Hoffentlich finde ich jemanden, der sie mir im Fall des Falles richtet. Noch geht sie tadellos.

    Gruß Matthias

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  3. #2
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    Zitat Zitat von Hias Beitrag anzeigen
    Vielen Dank für die detaillierte Anleitung, auch wenn ich niemals eine funktionierende Kamera auseinander nehmen würde.

    Dank Dir weiß ich jetzt endlich, wie es in meiner geliebten X-700 drinnen ausschaut. Verdammt viel Elektronik da drin. Kann ich niemals selber etwas dran machen. Hoffentlich finde ich jemanden, der sie mir im Fall des Falles richtet. Noch geht sie tadellos.
    Die Elektronik da drin ist beeindruckend. Mehrere flexible Leiterbahnen übereinander, der wenige Platz optimal genutzt, erinnert mich an eine Maßschneiderei

    Insgesamt hat die X-700 laut Service Manual vier Integrierte Schaltungen (IC). Damit wird es möglich, der Kamera ihre Funktionalität zu geben, zB die umfangreiche Blitzsteuerung oder das Multi Program System (MPS). Jeder IC beinhaltet zig elektronische Bauteile, zusammengefügt als Schaltung im Mikroformat und aufgebracht auf Silizium.

    Für den Anwender ist ein IC eine Black Box, man kann so ein Bauteil nur austauschen (wenn man Ersatz findet), aber wie zu sehen ist, ist das mit den vielen Anschlüssen (Pins) keine Bastellötarbeit mehr. Aber von selbst geht nichts kaputt, bestenfalls durch zu hohe Spannung, die aber einen Schaden in der Elektronik voraussetzt oder einen Kurzschluss, zB bedingt durch Feuchtigkeit. Probleme entstehen meist durch oxidierte Kontakte (Schalter) oder schadhaft gewordene Lötstellen. Aber was ich da an Lötarbeit sehe, ist erstklassig.

    Abnutzung in elektronischen Bauteilen ist ein interessantes Thema. Da punktet das Elektron gegenüber der Mechanik, weil es eigentlich keine gibt

    Die Elkos sind eine Ausnahme. Die können Kapazität verlieren oder auslaufen. Ähnlich wie bei einer Batterie. Aber das muss nicht sein. Jedenfalls kann man da was machen. Und es sind, gegenüber den IC, Standardbauteile, die man auch in anderen Geräten findet und neu zum Centpreis kaufen kann

    Mit der X-700 hab ich die meiste Erfahrung, sie war meine erste Kamera 1985 und ich hatte sie jahrelang intensiv genutzt. Es gab keine Probleme bis auf einen Schuss Fanta, also Limonade mit Zucker, der das Override verklebte. Damit ging ich zweimal zum Minolta-Service in Wien.

    Im Service Manual zur X-700 ist übrigens auch eine Fehlersuchroutine für die Elektronik angeführt. Man kann vom Symptom direkt auf das in der Schaltung betroffene Bauteil schließen, sehr interessant.

    Komplex ist auch der Verschluss. Das ist Mechanik plus Elektronik, wie auch in anderen Kameras. Eine faszinierende Welt.

    Was die Konstrukteure da geleistet hatten, ist großartig
    Geändert von Ando (26.02.2022 um 08:36 Uhr)
    Gruß,

    Andreas

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  5. #3
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    Pego bietet übrigens Service an für die Minoltas.

    Ich hatte dort ein Minolta-Messgerät kalibrieren lassen und war sehr zufrieden:

    https://www.pego-technik.de/reparatur.html
    Gruß,

    Andreas

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  7. #4
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    Wenn man die Kamera einmal offen hat, kann man einige Probleme (so vorhanden) angehen:

    • Reinigung der Kontakte im Bereich Override
    • Probleme mit der Feder unter dem Aufzughebel (zB gebrochen und dadurch lahm geworden)
    • Staub unter den Anzeigefenstern in der Abdeckkappe
    • Verschmutzung der Linsen für die Blendenanzeige
    • Ein unwilliges Bildzählwerk (s. Video, Link im ersten Beitrag)
    • Schlecht gewordene Gängigkeit von Schaltern
    • Austausch von nicht mehr schönen Bedienelementen wie Einstellräder, Rückspulhebel, Aufzughebel, Bodenplatte etc. Dafür bedient man sich an einer aufgegebenen Kamera zur Ersatzteilentnahne.

    etc.

    Anhand des Service Manuals zur X-700

    https://learncamerarepair.com/produc...=0&secondary=0

    kann man die Kamera auch weiter zerlegen, um tiefer sitzende Probleme zu beheben. Allerdings sollte man da wissen, was man warum tut

    Fantastisch auch das CLA-Tutorial zur X-700 von Gene Pate:

    https://learncamerarepair.com/produc...=2&secondary=7
    Gruß,

    Andreas

  8. 4 Benutzer sagen "Danke", Ando :


  9. #5
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    Ich hab mich inzwischen umgesehen, wie man an Kondensator II im Oberdeck der X-700 herankommt, so dass ein Austausch möglich ist. Nach Abnahme der oberen Abdeckkappe sieht man ja den Elko, aber er steht quasi mit seinen beiden Beinchen im Schacht und kann so nicht „belötet“ werden

    Viel gibt es dazu nicht im Web, aber Hinweise, und natürlich die zugehörige Explosionszeichnung im Service Manual.

    Werde demnächst die nächste Expedition starten und natürlich hier berichten.

    Wenn es gelingt, ist auch der Doppel-Kondensatortausch in der X-700 für mich möglich. Das motiviert
    Gruß,

    Andreas

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    eos

  11. #6
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    Überhaupt gibt es erstaunlich wenige Reparaturberichte und -videos zur X-Reihe im Web. Dh solche, die konkret weiterbringen.

    Zur Elektronik allgemein hab ich gar nichts gefunden.

    Aber das kann hier ja etwas verbessert werden - hoffentlich
    Gruß,

    Andreas

  12. #7
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    Heute geht es mit der Expedition zu Kondensator II ins Finale!

    Wo der Elko sitzt, ist ja bereits herausgefunden (s. Thread), also vorne rechts unter der Abdeckkappe. Ebenso erfolgte eine Einschätzung, wie einfach oder weniger einfach das Auswechseln ist.

    Diesmal möchte ich mir ansehen, ob ich - im Anlassfall - mit der Lötzspitze an den Elko komme, sollten seine Tage bereits gezählt sein


    Im Dachgeschoß

    Heute habe ich zwei meiner X-700 geöffnet und nachgesehen, wie es den Kondensatoren im Dachgeschoß geht

    Bei der X-700 Nr. 1 ist alles in Ordnung.

    Hier wieder die Ansicht von der Kameravorderseite her. Der Elko ist der kleine grau-schwarze Zylinder in der Bildmitte.

    Name:  700a03.jpg
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    Bezüglich möglichem Austritt von Elektrolyt ist jedoch die Unterseite des Elkos interessant, dort, wo die beiden Anschlussbeinchen herauskommen.

    Die sieht man von vorne nicht komplett, dh es braucht ein bisschen Höhlenforschergeist

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    Meine beste Lupe ist mein Nikkor 50/1.4 Ai, das nach Blendenschaden mehr arbeitet, als zuvor an der Kamera

    Die Nachschau ergibt, dass der Elko in äußerlich einwandfreiem Zustand ist. Ob er auch seine elektrischen Sollwerte noch hat, kann ich im eingebauten Zustand nicht feststellen.

    Interessant ist da die Ist-Kapazität, also die tatsächlich gespeicherte Ladungsmenge, und die Ladespannung bzw. wie lange sie der Kondensator hält.

    Man kann das zum Teil mit dem Multimeter prüfen oder baut sich eine kleine Prüfschaltung, rechnet und misst, aber das geht schon sehr in die Theorie. Für die Praxis ist nur entscheidend, ob die Kamera einwandfrei funktioniert oder nicht.

    Da hier alles ok ist, erfolgt der nächste Check spätestens in zwei Jahren.

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    Auch die X-700 Nr. 2 wird geknackt.

    Hier nochmals die schon bekannte Ansicht nach Abnahme der Abdeckkappe.

    Elektronik, Elektronik - vergoldete Kontakte, Leiterbahnen in mehreren Schichten, sauberste Lötarbeit seitens Werk, jeder freie Platz genutzt. Eine Freude

    Was hier elektronisch genau geschieht, ist ein anderes Thema. Aber es geht ja vorrangig um Servicearbeit, da muss die Schaltung nicht verstanden werden, wobei das natürlich nicht schadet:

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    Ein interessantes Detail, das ich bisher noch bei keiner anderen X-700 gesehen habe, ist dieser Aufbau auf dem linken IC, dort, wo die beiden weißen Kabel abgehen.

    Wozu der Aufbau mit den kleinen SMD-Bausteinen dient, finde ich später hoffentlich mit dem Service Manual heraus:

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    Vorsichtig erkunde ich die Möglichkeiten, die Platine über dem Elko anzuheben.

    Die Achse für die Filmrückspulkurbel kann nach oben ausgezogen werden. Das ist soweit klar.

    Dass der Aufsatz für das Override (Belichtungskorrektur) hier nur aufgesteckt ist, ist jedoch interessant.

    Aber es hilft bei der Platine nicht, die soll ja nach oben, damit der Elko im Bedarfsfall ausgelötet werden kann. Dafür ist noch zu wenig Platz:

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    Hier ist eine Schraube, die offenkundig die Platine auf dem Chassis hält.

    Ich sollte besser vorher im Service Manual nachsehen, ob das auch so ist, bin aber zu müde dafür.

    Was keine gute Voraussetzung ist, an einer Kamera zu schrauben Aber ich möchte den Bericht unbedingt abschließen

    Also drehe ich die Schraube auf Verdacht heraus:

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    Richtig geraten Die Platine lässt sich nun bewegen.

    Eine zweite Schraube löse ich auch noch. Unter der Schraube sitzt eine kleine Beilagscheibe aus Kunststoff, sie kommt zur Seite.

    Im Bild links neben der Schraubendreherspitze ist eine weitere Schraube. Unter der Lupe zeigt sich, dass sie mit Lack versiegelt ist.

    Offenkundig handelt es sich um eine einmal eingestellte Position, die nicht verändert werden soll. Also wohl keine Befestigungsschraube.

    Diese Schraube lasse ich daher in Ruhe:

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    Und hier, am Ziel angelangt!

    Die Platine lässt sich jetzt soweit nach oben heraushebeln, dass der Kondensator ausgewechselt werden kann!

    Natürlich immer mit Gefühl, aber Platinen und Lötstellen sind erstaunlich robust. Nur sollte man sich nicht darauf verlassen.

    Zu sehen ist ein Tantalkondensator, der in der X-Reihe offenkundig durchgängig in Kornblumenblau leuchtet.

    Dieser Typ läuft nicht aus, die X-700 ist daher auf der sicheren Seite. Hier ist ein Wechsel nur dann notwendig, sollte der Kondensator einmal nicht mehr funktionieren:

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    Wie filigran es in der Kamera zugeht, zeigt dieses dünne grüne Kabel, das für schwächste Ströme dimensioniert ist.

    Ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt, was die Konstrukteure hier insgesamt geschaffen haben:

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    Die Platine wird wieder festgeschraubt. Die kleine Beilagscheibe habe ich nicht vergessen:

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    Beim Aufsetzen der Abdeckkappe entdecke ich ein Kabel ohne Anschluss, s. Pfeil.

    Es sieht so aus, als ob es einmal auf der Platine darunter angelötet war und sich danach gelöst hatte oder gelöst wurde. Nur finde ich keine Lötstelle dazu.

    Jedenfalls ist das herauslugende Litzenende grau, was auf Oxydation und sehr langen Luftkontakt schließen lässt.

    Das Kabel kommt aus dem Blitzschuh.

    Auch dazu werde ich das Service Manual konsultieren.

    Der grüne, frei schwebende Strich, rechts vom Pfeil, hat nichts mit der Kamera zu tun. Der existiert nur virtuell und ist mir beim Pfeilsetzen auf dem iPhone passiert.

    Ich bitte um Nachsicht


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    Fazit

    Das war die Expedition zu Kondensator II in der X-700 :-)

    Die Erfahrungen mit auslaufenden Kondensatoren in einer Minolta XG-M die direkte Vorgängerin der X-700,

    (s. dazu im Forum https://www.digicamclub.de/showthread.php?t=25804)

    zeigen, dass man dieses Thema im Auge behalten sollte.

    Auch wenn eine Kamera aus der X- oder XG-Reihe äußerlich wie neu dasteht, kann es bezüglich der verbauten Elkos anders aussehen.

    Auslaufender Elektrolyt beschädigt die Platine, was zum Funktionsausfall führen kann. Ein Prozess, der allerdings viel Zeit benötigt, ich denke, es sind Jahrzehnte.

    Aber wer jetzt eine X-Minolta hat, hat auch die Jahrzehnte der Kamera in der Hand - also besser nachsehen

    Beschaffung und Austausch der Elkos sollten kein Problem bzw. auch für Nicht-Servicetechniker machbar sein, wie dieser Bericht zeigt.


    Wer jetzt Lust auf eine Minolta der X-Reihe bekommen haben sollte, hier wird er mehr als fündig:

    http://rokkorfiles.com/






    Alle Hinweise selbstverständlich ohne Gewähr. Was in meinem Fall klappte, muss bei anderen nicht funktionieren. Bzw. gibt es sicher auch geeignetere Vorgangsweisen.
    Geändert von Ando (02.03.2022 um 07:15 Uhr)
    Gruß,

    Andreas

  13. 5 Benutzer sagen "Danke", Ando :


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