Liebe Altglasfreunde,
ich möchte mal das X-Fujinon-System, das hier bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde, etwas ins Gedächtnis rufen.
Neben den "Original"-Kameras und Objektiven hat Fuji für Porst baugleiche Kameras und Objektive geliefert.
Meines Wissens unterscheiden sich diese wirklich nur durch den anderen Schriftzug auf den Modellen.
Vorstellen möchte ich heute das
Porst Color Reflex 50mm f1.9 bzw. X-Fujinon 50mm f1.9.
Technische Daten:
Brennweite: 50mm
Bildwinkel: 46,8°
Linsen: 5 Elemente in 5 Gruppen
Blende: 1,9-16, 5 Blendenlamellen
Minimale Fokusdistanz: 60cm
Länge: 36mm
Gewicht: 155g
Filtergewinde: 49mm
Gehäusematerial: Metall
Mein Exemplar ist von Porst, es gehörte meinem Vater, der es in den 80ern gemeinsam mit der Porst CR-3 (Baugleich Fujica AX-1) gekauft hat.
Die letzten 25 Jahre lag es gut klimatisiert im Wohnzimmerschrankmeiner Eltern.
So sieht das Ganze zusammen mit dem Adapter X-Fujinon - Nex aus:
Das Objektiv ist ein typischer Vertreter der 80er Jahre.
Haptisch zwar im Vergleich zu heutigen Gläsern immer noch eine andere Welt (Anfassgefühl des Metallgehäuses, samtig laufender Fokussierring usw.),
im Vergleich zu älteren manuellen Optiken aber schon ein Schritt in die Moderne. Es ist vergleichbar mit der Anmutung der Canon New FD-Reihe.
Getestet habe ich heute auf einem Rundgang an der A7II.
Alle Bilder sind jpg OOC im Modus Portrait, Schärfe +2, Kontrast +1, Sättigung +2.
Einige Motive werden euch von meinen anderen Objektivvorstellungen bekannt vorkommen,
ich versuche somit auch eine gewisse Vergleichbarkeit zu erreichen.
Ein paar Bilder (alle bei Offenblende) und dazugehörige Eindrücke:
Fokussiert habe ich bei den beiden ersten Bildern aufs Brückengeländer,
Ich finde das Bokeh eigentlich recht angenehm, wenn auch nicht so extrem weich verlaufend.
Eine Neigung zu leichten Doppelkonturen ist meiner Meinung nach auch da.
Hier der gleiche Standort, fokussiert auf die kleine Bachbrücke:
Weiter geht es mit dem Weidenbaum, beim ersten Bild aufs Astloch fokussiert, beim 2. Bild auf die vordere Weide.
2 Bokehbeispiele, beim 2. Bild auch um die Neigung zu CA's zu testen:
Man sieht, dass der Übergang Schärfe-Unschärfe ziemlich hart verläuft.
Im 2. Bild sieht man an den oberen Ästen leichte violette und grüne Ränder,
für diesen extremen Kontrast und Offenblende eigentlich sehr wenig und mit einem Klick in LR behebbar.
Beim nächsten Bild liegt der Fokus auf dem goldenen Hahn. Man sieht eigentlich auch an metallischen Kanten kaum was.
Ich habe auch noch 2 Bilder meines "Portrait-Esels" gemacht. Beim 1. Bild aufs Auge des Esels fokussiert,
beim 2. Bild liegt der Fokus auf dem "Kein Gießwasser entnehmen"-Schild. Erstaunlich scharf auch im Randbereich bei Offenblende.
Und zum Abschluss noch 2 Bilder mit starken Kontrastkanten:
Mein Fazit:
Ein typischer Vertreter der letzten Generation manueller Linsen mit allen Vor- und Nachteilen.
Sehr scharf, gute Kontraste, gut korrigierte Farbfehler bereits bei Offenblende.
Leider auch ein etwas unruhiges Bokeh, mit leichten Doppelkonturen.
Der Übergang von Schärfe zu Unschärfe könnte weicher sein, und irgendwie fehlt mir etwas der 3D-Effekt.
Trotz dieser kleinen Schwächen muss ich sagen, dass ich eigentlich positiv überrascht bin.
Ich hatte lange überlegt, ob ich mir den teuren Adapter kaufen soll, bin aber jetzt froh dass ich es getan habe.
Mir gefallen die Bilder mit dem Porst besser als z.B mit dem Canon EF 50mm 1,8 II.