Hier nun eine möglichst umfassende Vortsellung des Voigtländer Color Ultron AR 1.4/55mm (Mamiya-Rechnung: Rolleinar 1,4/55mm, Mamiya-Sekor 1.4/55mm) am Vollformatsensor (Sony A7)
Spezifikationen
7 Elemente in 5 Gruppen
Anzahl Blendenlamellen: 6
Blendenstufen: 1.4 - 16 in ganzen Blenden
Naheinstellgrenze: 45cm
Anschluss: Rollei QBM
Filtergewinde: 52mm
Gewicht: 310 Gramm
Den besten Ruf genießt das Voigtländer Color Ultron AR 1.4/55mm nicht. Es könne dem "Planar nicht das Wasser reichen" (womit es freilich in allerbester Gesellschaft vieler Altgläser ist) und sei auch nicht so gut wie das Color-Ultron 1.8/50. Als ich es vor mehreren Jahren erwarb, waren meine Erwartungen entsprechend nüchtern und nach einigen Testschüssen, die meisten bei Offenblende, hätte ich das damals auch so unterschrieben. Vor ein paar Wochen holte ich es wieder aus dem Schrank, machte ein paar Testschüsse (hier zusehen), war dabei doch recht angetan und kündigte diesen Test an.
Ich kann zunächst das bestätigen, was auch bei anderen Beiträgen hier schon festgestellt wurde: das Color-Ultron trägt seinen Namen zurecht. In Lightoom arbeite ich oft mit dem Profil "Camera Standard", aber selbst damit wird die Anzeige auf dem Monitor tatsächlich zu einem ultra-coloristischen Stresstest für die Augen. Das Profil "Vivid" habe ich nicht einmal aus Spaß ausprobiert, vermutlich aus einer unbewussten Befürchtung heraus, die Grafikkarte würde dann sofort durchbrennen…
Soweit nicht anders angegeben, sind alle Fotos mit der Sony A7 als RAW-Dateien aufgenommen, aufgrund der guten Wetterverhältnisse während der meisten Tage vorwiegend mit ISO 100. Import in Lightroom 6, Profil "Adobe Standard", allenfalls Anpassung der Tonwerte von Schatten und Lichtern, unveränderter Export als JPEGs. Crops sind 1:1-Ausschnitte.
1. Testreihen
Ich beginne wieder mit ein paar Testreihen anhand verschiedener Motive und Entfernungen, die vorhandene Stärken und Schwächen auch in normalen Fotosituationen sichtbar werden lassen. Ich habe oft nur die ersten drei Blendenstufen f1.4, f2 und f2.8 verwendet, hier sollen sich lichtstarke Objektiven ja beweisen, kleinere Blenden kommen aber auch noch.
Vorab und grundsätzlich glaube ich, dass Mamiya einen Fehler beging, unbedingt auf f1.4 als größte Blende zu setzen und hier auch der eigentliche Grund zum schlechten Abschneiden im Vergleich zum Color-Ultron zu sehen ist. Mit Offenblende ist das Color Ultron AR 1.4/55mm bei zu vielen Situationen zu sehr überfordert, für die meisten Motive brauchbar ist es erst ab Blende 2, aber es gibt ein paar Ausnahmen.
#Entfernung ca. 18m
#Motiv vor Himmel, Entfernung ca. 2m
#Motiv vor dunklem Hintergrund, Entfernung ca. 3m
#Motiv vor Himmel, Entfernung ca. 10m
Hier fällt sofort auf, dass bei einem Fokus jenseits von 10-15m die Offenblende nur als Effekt genutzt werden sollte. Extreme Überstrahlungen/Koma, kombiniert mit Unschärfen und Vignettierung schon im Randbereich, in den Ecken wird's ganz schlimm. Im längeren Auszug des Nahbereichs machen sich diese Fehler nicht so extrem bemerkbar. Diese Fehler sind zwar bei vielen 1.4er-Objektiven vorhanden, aber hier sind sie auf einem Niveau mancher lichtstarker Linsen berüchtigter Handelsmarken. Nur eine Stufe auf f2 abgeblendet, ist im mittleren Bildbereich die Abbildungsleistung schon erheblich besser, die Ränder und Ecken bleiben dafür ein Problem.


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