Vorab kleiner, technisch nicht relevanter Hinweis … das „S“ in „BX 20 S“ wird laut Kamera-Aufdruck sowie Bedienungsanleitung großgeschrieben.
Jetzt hat es mir doch in den Fingern gejuckt und ich habe mir eine BX 20 S besorgt. Beigabe waren 2 Prakticar Zoom-Objektive aus Japan (28-70 und 70-210), ein Praktica B/D 24 Blitz und ein Alu Koffer. Alles optisch und mechanisch tip-top ohne Kratzer, sogar alle Original-Deckel, auch für Kamera, und Bedienungsanleitungen waren dabei. Das Set muss sehr wenig benutzt worden sein. Ergänzend hatte ich mir noch einen BX Winder besorgt, weniger wegen seiner Winder-Funktion sondern mehr in der Hoffnung, einen besseren Griff zu bekommen.
BX 20 S mit SN: 2433463 und „Made in Germany“ bedeutet nach meinem Kenntnisstand, dass die Kamera 1992 in der 46. Woche von der Jos. Schneider Feinwerktechnik GmbH & Co. KG in der Enderstraße 94, O – 8021 Dresden produziert wurde. Zumindest ist dieser Firmenname mit Adresse auf der Rückseite der Bedienungsanleitung enthalten.
Alle LED Anzeigen im Sucher sind rot, auch die Warn-LED für eingeschaltete Belichtungskorrektur. Lediglich die LED für die Memory-Taste leuchtet bei geladener Batterie grün.
Was mich beim Inspizieren der Kamera irritiert hatte, dass es zu ISO / ASA keine getrennt sichtbare Belichtungskorrektur gibt. Erst jetzt ist mir wieder eingefallen, dass die BX20S DX-codierte Filme erkennen kann und ISO / ASA automatisch einstellt. Werden uncodierte Filme verwendet, dann kann man ISO nur zwischen 25 – 400 auswählen. In diesem Fall scheint die Kamera als Standard die Voreinstellung „ISO 100“ anzusetzen. Wenn ich einen uncodierten 200er Film verwende und dies einstelle, leuchtet dann die linke LED im Sucher permanent? Zumindest scheint dies ohne Film so zu sein.
Beim Testen des Verschlusses mit 1/1000 hat sich dieser nach ca. 5 Auslösungen in Folge aufgehängt bzw. sich nicht wieder geschlossen, erst nach Umschalten auf B. Nun hat sich der BX Winder bezahlt gemacht, der genauso wie der Praktica B Winder mit 1.4 V Akkus betrieben werden kann. Beim ersten und zweiten Versuch, eine Auslösereihe durch permanentes Niederdrücken des Auslösers zu erzwingen, hat der Verschluss ab der fünften Auslösung gestreikt. Erst nach Umschalten auf „B“ hat sich der Verschluss geschlossen. Ab dem dritten Versuch lief aber alles wie geschmiert.
Technisch brutal habe ich die BX20S zu 200 Auslösungen hintereinander gezwungen. Keine Probleme! Gewundert hat mich, dass die 4 Akkus des Winders das problemlos mitgemacht haben. Auch die LED Anzeigen für die Belichtungsmessung, sowohl mit PB Objektiven als auch mit M42 Objektiven (mit Praktica PB->M42 Adapter) funktionierten einwandfrei. Bei Einzel-Auslösungen ist das Nachlaufen des Winder-Motors allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, aber der sollte ja eigentlich nicht bei Aufnahmen verwendet werden.
Wir Hessen, öhh Frankfurter würden jetzt sagen „Klingt echt gut“ … aber
Die eigentliche Anforderung, besser im Handling zu sein als die alten B-Prakticas, kann die BX20S zumindest bei mir leider nicht erfüllen. Mit meinen kleinen Händen kann ich bei den B-Prakticas mit der Spitze des rechten Zeigefingers den Auslöser genau treffen.
Zwar liegt die BX20S ganz gut in der Hand, aber
Der Auslöser der BX20S ist gegenüber dem Auslöser der B200, BC1 … 2 cm !!!!!! nach links versetzt worden und völlig außer Reichweite meines Zeigefingers.
Klar, wenn ich Verrenkungen mit der rechten Hand mache, komme ich irgendwie an den Auslöser, aber eigentlich will ich mich aufs Fotografieren konzentrieren und nicht aufs „AUSLÖSERFINDEN“. Menschen mit langen Fingern, großen Händen werden jetzt schmunzeln, aber für mich ist die Kamera leider ein absolutes NOGO, schade. Meine B200 und BC1 lachen sich in der Original Fototasche grade mal scheckig … und mein Praktica B Winder fragt, ob er auch mal so einen Dauer-Test mit der hämisch grinsenden B200 machen darf.
Das wirklich gepflegte Set geht einzig und alleine wegen meiner kleinen Finger wieder in den Verkauf … mit Winder.
Nochmal ... SCHADE !
Gruß Rick