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Thema: Hinaus in die Nacht: Sterne, Mars und Mond und ..."

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Spitzenkommentierer Avatar von Waldschrat
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    Ja, diese "lonelypeck" Astrofoto-Seiten kenne ich. Sind Klasse!

    Was bei immer kürzeren Brennweiten = mehr Bildwinkel in dem ganzen Kompromiss-Abwägen aus vielen Faktoren schnell vergessen wird:
    Wegen ihrer kleinen freien Öffnung (Apertur) sammeln weite Weitwinkel bei nominell gleichem Blendenwert sehr viel weniger Sternenlicht
    als ein längerbrennweitiges Objektiv bei dem selbem Blendenwert.

    Das ist mit (parallel eintreffenden) Photonen wie bei Regentropfen, die in einen Eimer fallen: Einzig die Fläche des oberen Loches des Eimers
    bestimmt, wie viel Tropfen pro Zeiteinheit in den Eimer fallen. Einzig die "Fläche des Loches" beim Objektiv (Apertur) bestimmt, wie viele
    Photonen pro Zeiteinheit dort durchfallen können. Anders als bei flächigen Sujets, deren Licht bei längeren Brennweiten durch die
    Vergrößerung entsprechend auf mehr Film- / Sensorfläche verteilt wird, sammelt das Objektiv das parallel eintreffende Sternlicht idealer
    Weise immer genau in einem Punkt, und dies völlig unabhängig von der Brennweite des Objektives.



    Kurz den Taschenrechner bemüht:


    Angenommen:

    1. Fotografiert wird ohne Nachführung.

    2. Erlaubte Belichtungszeit wird (etwas willkürlich, aber m.E. praxisnah) definiert vom Überstreichen von 6 Pixeln genau in X- oder
    Y-Richtung des Sensors einer 18MPix APS-C Canon EOS-M. Es geht also um die erlaubte Zeit für das Überstreichen von
    5184 Pixel : 6 = 1/864 des Bildwinkels in X bzw. 3456 Pixel : 6 = 1/576 in Y-Richtung
    (Die Rechnung mit beiden Werten sollten letztendlich je identische Ergebnisse liefern.)

    3. Foto mit Sternen am Himmelsäquator (worst case. Rechnet sich wegen genau gerader Sternspur und
    360° pro siderischem Tag von ca.23h56min = 86164 Sekunden schön einfach linear ohne höhere mathematische Klimmzüge.)


    Belichtungszeit für 6 Pixel Sternstrichspur:
    35mm: Bildwinkel in X an EOS-M 35,6° / 35,6° : 864 (6 Pixel) entsprechen 0,0412°, daraus folgt 0,0412° : 360° * 86164sec = 9,86sec.
    Die erlaubte Belichtungszeit für das Überstreichen von 6 Pixeln am Himmelsäquator beträgt mit 35mm Brennweite knapp 10 Sekunden.

    14mm: Bildwinkel in X an EOS-M 77,6° / 77,6° : 864 (6 Pixel) entsprechen 0,09°, daraus folgt 0,09° : 360° * 86164sec = 21,5sec.
    Die erlaubte Belichtungszeit für das Überstreichen von 6 Pixeln am Himmelsäquator beträgt mit 14mm Brennweite gut 20 Sekunden.


    Apertur
    Angenommen, wir nutzen das erwähnte Loxia 2/35mm bei Blende 2,0 und das Samyang 2,8/14mm ebenfalls offen bei Blende 2,8.
    Die wirksamen Durchmesser betragen 35:2 = 17,5mm für das 35er und 14:2,8=5mm für das 14er. Die Apertur als Kreisfläche nimmt
    quadratisch mit dem Durchmesser zu. 17,5 : 5 = 3,5 ergibt im Quadrat 12,25.
    Das 2/35er sammelt also grundsätzlich 12,25mal soviel Sternlicht wie das 2,8/14er.
    Nachgeführt kämer dieser Faktor uneingeschränkt zum Tragen.

    Aber wir wollten mit feststehender Kamera arbeiten, und können dann mit dem 14er ja länger belichten als mit dem 35er!
    Durch die ca. doppelt so lang mögliche Belichtungszeit des 14ers gegenkompensiert sich letztendlich (12,25 : 21,5 * 9,86 = 5,6)
    ein Vorteil von Faktor 5,6 für das 35er. Das heißt, die Aufnahme mit feststehender Kamera mit dem 35er schaut fast 2mag tiefer
    in den Kosmos; zeigt beinahe um den Faktor 6 schwächere Sterne gegenüber dem 14er.


    Ohne Frage sind selbstverständlich Ultraweitwinkel-Aufnahmen des Sternenhimmels ästhetisch äußerst ansprechend!
    Ich bestreite auch nicht, dass ein weites Weitwinkel viele Sterne am Himmel zeigt, weil es einen größeren
    Himmelsausschnitt sieht, auch wenn es dabei leider nicht so tief gucken kann.



    Herzlicher Gruß vom Waldschrat!
    Geändert von Waldschrat (05.07.2017 um 02:16 Uhr)

  2. 3 Benutzer sagen "Danke", Waldschrat :


  3. #2
    Spitzenkommentierer Avatar von spirolino
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    Ähnlich Deiner Erklärung würde man auch erklären, warum es vorteilhaft sein kann, die Milchstraße mit einem moderaten Weitwinkel. statt als Ganzes in einem, in einem Mosaik-Muster aufzunehmen (Panorama).
    Eine Einzelaufnahme per super-ultra WW kommt nicht zum selben Ergebnis. Die Panoramen, die ich hier gezeigt habe, bestehen typischerweise aus 10 Einzelaufnahmen á 15s.
    Für eine einzelne Gesamtaufnahme des ausgedehnten Motivs in der selben "Tiefe", müsste man nachführen und sehr lange belichten.
    Geändert von spirolino (05.07.2017 um 08:09 Uhr)
    Viele Grüße
    ro

  4. 3 Benutzer sagen "Danke", spirolino :


  5. #3
    Spitzenkommentierer Avatar von Waldschrat
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    Nochmal zur nicht möglichen "Vorhersage" von Leuchtenden Nachtwolken in Ergänzung zu
    http://www.digicamclub.de/showthread...l=1#post260994

    Wie Zeitraffer-Videos von NLC schön zeigen, "leben" die Eiskristalle in NLC nicht wirklich lange.
    Größenordnung Minuten. Das Muster, die hellen Bänder, Knoten, sonstige Formen bleibt aber teilweise
    länger, machmal über Stunden sichtbar.
    Es ist, als würden sich ein Wellenfeld durch so ein NLC-Feld hindurchbewegen, die die Bedingungen für das
    Entstehen und Vergehen der Eiskristalle modulieren. Tatsächlich gibt es diese Wellen. Die Erdatmosphäre
    schwingt wie eine Wasseroberfläche, und analog zur Wasseroberfläche sind es in der Atmosphäre auch
    sogenannte Schwerewellen. Ohne Gravitation gäbe es diese Wellen, dieses auf und ab, nicht.

    Interessant für das Bauchgefühl, wann es denn wieder NLC geben könnte: Das irdische Schwerewellensystem
    rotiert in Draufsicht im Uhrzeigersinn um den Nordpol. Ich wollte mich da schon immer mal tiefer einlesen.
    Vorerst nur die Erkenntnis: Dieses System rotiert in ca. 4...5 Tagen einmal um den Pol.

    Es gab tolle NLC in der Nacht vom 30.6 zum 1.7., bei uns in D wegen Bewölkung nicht sichtbar, aber
    in Südostpolen und UK ein Spektakel. Die zwei Folgenächte 1./2.7. und 2./3.7. brachten einen extremen
    NLC-Ausbruch. Danach kehrte die (nach meinen Erfahrungen ebenfalls typische) vollkommene Ruhe ein.

    Vergangene Nacht am Morgen des 6.7. wurden wieder (schwache Helligkeit = 1) NLC über der Ostsee,
    und etwas bessere Helligkeit = 2) im Baltikum gesichtet.

    Die kommende Nacht ist nun 5 Tage nach dem kräftigen Ausbruch. Ich würde da mal ein Auge werfen.


    Wünsche allen Beobachtern eine wundervolle Zeit unterm Sternenzelt und Herzliche Grüße!
    der Waldschrat

  6. 2 Benutzer sagen "Danke", Waldschrat :


  7. #4
    Spitzenkommentierer Avatar von EdwinDrix
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    Zitat Zitat von Waldschrat Beitrag anzeigen
    Nochmal zur nicht möglichen "Vorhersage" von Leuchtenden Nachtwolken in Ergänzung zu
    http://www.digicamclub.de/showthread...l=1#post260994

    Wie Zeitraffer-Videos von NLC schön zeigen, "leben" die Eiskristalle in NLC nicht wirklich lange.
    Größenordnung Minuten. Das Muster, die hellen Bänder, Knoten, sonstige Formen bleibt aber teilweise
    länger, machmal über Stunden sichtbar.
    Es ist, als würden sich ein Wellenfeld durch so ein NLC-Feld hindurchbewegen, die die Bedingungen für das
    Entstehen und Vergehen der Eiskristalle modulieren. Tatsächlich gibt es diese Wellen. Die Erdatmosphäre
    schwingt wie eine Wasseroberfläche, und analog zur Wasseroberfläche sind es in der Atmosphäre auch
    sogenannte Schwerewellen. Ohne Gravitation gäbe es diese Wellen, dieses auf und ab, nicht.

    Interessant für das Bauchgefühl, wann es denn wieder NLC geben könnte: Das irdische Schwerewellensystem
    rotiert in Draufsicht im Uhrzeigersinn um den Nordpol. Ich wollte mich da schon immer mal tiefer einlesen.
    Vorerst nur die Erkenntnis: Dieses System rotiert in ca. 4...5 Tagen einmal um den Pol.

    Es gab tolle NLC in der Nacht vom 30.6 zum 1.7., bei uns in D wegen Bewölkung nicht sichtbar, aber
    in Südostpolen und UK ein Spektakel. Die zwei Folgenächte 1./2.7. und 2./3.7. brachten einen extremen
    NLC-Ausbruch. Danach kehrte die (nach meinen Erfahrungen ebenfalls typische) vollkommene Ruhe ein.

    Vergangene Nacht am Morgen des 6.7. wurden wieder (schwache Helligkeit = 1) NLC über der Ostsee,
    und etwas bessere Helligkeit = 2) im Baltikum gesichtet.

    Die kommende Nacht ist nun 5 Tage nach dem kräftigen Ausbruch. Ich würde da mal ein Auge werfen.


    Wünsche allen Beobachtern eine wundervolle Zeit unterm Sternenzelt und Herzliche Grüße!
    der Waldschrat
    na dann muss ich den Wettergott mal in der Nacht bitten die Wolken
    ein wenig beiseite zu schieben. Hier ist der Himmel fast komplett bedeckt.
    Nur ein paar winzige fetzten Blau guckten ab und an mal durch.

    Aber vielen Dank für den Tipp und für die Erklärung Deiner Vorhersage.


    Ed.

  8. #5
    Spitzenkommentierer Avatar von classicglasfan
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    Laut Wetterbericht bewegt sich in der Nacht eine Regen/Gewitterfront von Frankreich nach Nordosten. Ed, du könntest Glück haben, dass diese bei dir dann schon durch ist, der Waldschrad muss hoffen, das sie später kommt oder südlich an Berlin vorbei zieht: http://www.wetter.com/wetterkarten/s...rlay=satellite
    Gruß, André
    __________________________________________________ __________________________________

    (Im Moment nur sporadisch online)


  9. Folgender Benutzer sagt "Danke", classicglasfan :


  10. #6
    Spitzenkommentierer Avatar von EdwinDrix
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    Danke für den Hinweis.
    Richtung Süden klärt es sich grade bei uns etwas auf. Ich kann sogar schon den Mond sehen.
    Kamera und Stativ liegen auf jeden Fall bereit - Akkus sind auch genug da.

    Ed.

  11. #7
    Spitzenkommentierer Avatar von Waldschrat
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    War wohl nix mit NLC letzte Nacht. Aber das gehört halt zum Spiel dazu.

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