Details aus dem rechten Bereich des NLC-Feldes
21.6.2017 - 1:56Uhr MESZ - Sonne -13,1°
2017_06_21M_0156MESZ_EOSM_85mm_Gruental_NLC_0039_DT02___1198x749pix.jpg
Canon EOS-M - ISO800 - 4sec - Samyang 1,4/85mm offen - Darktable
21.6.2017 - 2:08Uhr MESZ - Sonne -12,7°
2017_06_21M_0208MESZ_EOSM_85mm_Gruental_NLC_0060_DT02___1198x749pix.jpg
Canon EOS-M - ISO640 - 4sec - Samyang 1,4/85mm offen - Darktable
Erd-Atmosphäre kann so bezaubernd schön sein!
Die lachsfarben angedämmerten Zirruswolken empfinde ich zusätzlich zu den NLC als ganz besonderes Geschenk jener Nacht
und mag mir die Fotos gar nicht ohne dieses Gewölk vorstellen.Beide, Zirren wie Leuchtende Nachtwolken, sind Wolken aus
feinen Eiskristallen. Hier endet aber auch schon die Verwandtschaft. Während Zirruswolken irgendwo bei ca. 7-10km über der
Erde zu Hause sind, wo die Lufthülle unseres Planeten noch "normale" Wolkenbildung erlaubt, und dicht genug ist, sogar
tonnenschwere Flugzeuge auf Reiseflughöhe zu tragen, kratzen die NLC praktisch am Weltraum. (Eine der Definitionen von Weltraum
ist >50 Meilen.) In 83km Höhe liegen ca. 99,9% der Erdatmosphäre bereits tiefer, und die Dichte beträgt ca. ein Millionstel im
Vergleich zum Meeresspiegel-Niveau. Das ist ein ziemlich gutes Vakuum.
Grüße in die Runde!
Warum Vollzitat, versteh ich zwar nicht,
freu mich aber über Dein Lob. Danke, Edwin!
weil ne neue Seite angefangen hat und ich auf Deinen Beitrag hinweisen wollte.
Na, bin ich ein netter Typ?![]()
Übrigens Edwin, Du hattest nach Vorhersage von NLC gefragt. Gibt es nicht. Noch nicht.
Die Mesosphäre und damit unsere speziellen Wölkchen stehen jedoch seit Jahren im Fokus der Wissenschaft. Toll für interessierte
Amateure als "Trittbrettfahrer"! Vermutet wird ein Zusammenhang zwischen globaler Klimaerwärmung und verstärkter Abkühlung in der Mesopause.
Eine These ist, das NLC in den letzten Jahrzehnten zugenommen haben, und dies ein Indikator für den menschgemachten Niedergang des Erdklimas sei.
Aufgrund des aktuell hohen wissenschaftlichen Interesses besitzen NLC sogar ihren "eigenen" Satelliten: Aeronomy of Ice (AIM) http://aim.hamptonu.edu/
Seine täglichen NLC-Scans der Polarregion wurden ihres Aussehens wegen scherzhaft "daily daisies" (dt. "tägliche Gänseblümchen") getauft und waren in
den vergangenen Jahren mit einer (künstlichen, gewollten?) Verzögerung von ca. 3 Tagen im Internet frei für Jedermann verfügbar.
So gab es zumindest hinterher einen kompletten Überblick über die NLC-Verteilung über dem Nordpol, und damit unter Umständen einen
retrospektiven Blick von oben aus dem Weltraum auf genau jene NLC-Ausläufer, die man selbst vor drei Tagen mit eigenen Augen sehen konnte.![]()
Ich find das witzig! Schöne neue Zeit. Zur Zeit liefert der Satellit keine Daten, aber hoffentlich gibt es die "daily daisies" bald wieder hier:
http://lasp.colorado.edu/aim/cips/da...rent_daisy.png
Das Leibniz Institut für Atmosphärenphysik in Kühlungsborn (IAP) betreibt mehrere automatische Kameras zur Erfassung von NLC
https://www.iap-kborn.de/forschung/a...werk/overview/
die allnächtlich auch von den NLC- und Polarlicht-Enthusiasten der Amateurszene im Auge behalten werden. Das IAP errichtete ebenfalls mehrere
Mesosphären-Stratosphären-Troposphären-Radare (MST-Radare). Interessanter Weise gibt es genau aus der Mesopause zeitweise starke Funkreflexionen.
Es müssen also Ionen oder Metallteilchen vorhanden sein, die diese Funkwellen reflektieren. Der genaue Mechanismus ist Gegenstand wissenschaftlichen
Diskurses, und ich bin da ehrlich gesagt (noch) nicht tief genug in den aktuellen Stand der Erkenntnis eingelesen. Für NLC-Fans interessant: Es gibt
einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten diese Mesopausen-Hochfrequenz-Reflexionen einerseits, und dem visuellen Auftreten von NLC andererseits.
Das Radar "sieht" "(Polare) Mesosphärische Sommer Echos ((P)MSE) und nicht direkt die NLC. Es ist wichtig, diesen Unterschied zu verstehen.
Daten des Kühlungsborner MST-Radars "Oswin" auf 53,5MHz sind, abgesehen von gelegentlichen Störungen, in Echtzeit hier abrufbar:
https://www.iap-kborn.de/forschung/a...n-mesosphaere/
Für Wolkenbildung, auch NLC, braucht es grundsätzlich drei Dinge: Kondensationskerne, Wasserdampf und eine hinreichend tiefe Temperatur.
Kondensationskerne liefern in dieser Höhe unter anderem Meteore, mit anderen Worten: Sternschnuppen, Steine aus dem All.![]()
Ein Zusammenhang zwischen Meteorströmen (z.B. den Arietiden im Juni) und NLC-Bildung wurde lange angenommen. Kalt genug ist es in der Mesopause
über der jeweiligen Polarregion nur im jeweiligen Sommer. Für die Bildung von NLC ist je nach Quelle eine Temperatur von ca. -120°C bis -140°C nötig.
Temperatur und Wasserdampfgehalt in dieser Höhe werden durch das Instrument "Microwave Limb Sounder" (MLS) auf dem Satelliten Aura bestimmt.
Für die Atmosphäre über UK wird ein Ausschnitt dieser Messdaten für 85km und 90km Höhe (leider leider mit zwei- bis dreitägiger Verzögerung)
hier zur Verfügung gestellt: http://www.geos.ed.ac.uk/~hcp/meso_ts/ Gäbe es diese Daten von Temperatur und
Feuchte in 85km Höhe in Echtzeit, und noch besser "over Germany" statt "over UK", wäre es wahrscheinlich ein direkter NLC-Vorhersageindikator.
EDIT: Es macht Sinn, bei Interesse an NLC die Entwicklungen im NLC-Forum des Arbeitskreises Meteore (AKM) im Auge zu behalten.
http://forum.meteoros.de/viewforum.php?f=34
Hier treffen sich deutschsprachige NLC-Jünger, und es wird während der NLC-Saison gern abends orakelt, was die kommende Nacht wohl bringen könnte.
Grüße!
Geändert von Waldschrat (24.06.2017 um 15:01 Uhr) Grund: Text noch einmal geschliffen und gekürzt
Vielen lieben Dank für die ausführliche Erklärung.
Dein Wissen auf diesem Gebiet ist echt beeindruckend und ich freue mich
das Du es mit uns teilst.
Da es bei uns hier grade recht gut mit der Wolkendecke aussieht, werde ich heute Nacht
auch wieder auf der Lauer sein.
Hier "aufem" Dorf ist Gestern übrigens kein einziges Tröpfchen Regen gefallen, obwohl es laut Wetterwarnung
angesagt war. Wenn ich so die Nachrichten sehe, hatten wir hier echt Glück!!!