Oh, das ist aber schön, dass Du dieses Objektiv vorstellst - ich habe es ebenfalls in Benutzung und schiebe die Vorstellung hier im DCC schon seit Wochen vor mir her. Jetzt kann ich mich bequem hier dranhängen...
Zum Glück musste ich es nur auf der Rückseite etwas kürzen und konnte es dann direkt verwenden, da ich Henrys genialen Samtfokussiertubus in der 62,5mm-Variante habe. Auf diese Weise ist kein weiterer Umbau nötig und ich kann damit an der 5D MkII oder mit EOS/E-Mount Adapter an der Sony A72 von ca. 50cm bis unendlich fokussieren.
Das Objektiv leuchtet übrigens auch 6x6 cm problemlos bis in die Ecken aus, allerdings kann man zumindest an meiner Bronica EC-TL nicht auf unendlich kommen, dafür ist das Auflagemaß zu gering. Dieser relativ große Bildkreis unterscheidet das Visionar 1.6/109 von vielen anderen Projektionsobjektiven, die hier im DCC bisher vorgestellt wurden und er führt dazu, dass man das Objektiv am KB-Format mit geringen Einschränkungen als "seriöses" Objektiv ohne die kuriosen Randeffekte vieler anderer Projektionsobjektive einsetzen kann. Allerdings hat man logischerweise auch nicht das spektakuläre swirlende Bokeh z.B. eines Meostigmat 1.4/70.
Im Nahbereich sieht man wie nicht anders zu erwarten eine extrem geringe Schärfentiefe und ein sehr weiches, samtiges Bokeh, solange keine Glanzlichter im Spiel sind:
Sobald allerdings harte Kontrastkanten ins Spiel kommen, z.B. Highlights relativ nahe an der Schärfeebene, zeigen sich sehr ausgeprägte Farbsäume in grün hinter bzw. magenta vor der Schärfeebene (Längs-CA), z.B. bei diesem Bild (an einer NEX-5N / APS-C) zu sehen:
Hier sieht man auch, dass die Schärfeebene (Tisch) relativ wenig gekrümmt ist im Gegensatz z.B. zu einigen russischen Projektionslinsen mit ähnlichen Eckdaten. Auch die Schärfe nimmt bis in die Randbereiche des KB-Formats nur relativ wenig ab.
ca. 50%-Ausschnitt aus der Ecke eines Fotos:
Dadurch kann man sogar Landschaften mit dem Visionar 1.6/109 halbwegs akzeptabel fotografieren, auch wenn das natürlich kein sinnvoller Einsatzzweck für ein nicht abblendbares und so lichtstarkes Objektiv ist:
Bei dem folgenden Bild kann man erkennen, wie das Bokeh im mittleren Entfernungsbereich aussieht - und dass man auch bei einigen Metern Aufnahmeabstand noch ein ordentliches Freistellpotential hat:
Hier etwas zum Verhalten bei schwierigeren Lichtverhältnissen und bei harten Kontrasten:
100%-Ausschnitt dazu:
Und zum Schluss noch die Empfehlung, den Aufwand zu betreiben und zumindest eine improvisierte Streulichtblende zu verwenden wenn man schräg gegen die Sonne fotografieren möchte - nicht immer passen die heftigen Flares so ins Bild wie in diesem Beispiel:
Von den extrem lichtstarken Projektionsobjektiven, die ich bisher in diesem Brennweitenbereich vor der Kamera hatte, ist das Visionar 1.6/109 mit Abstand das gutmütigste und technisch brauchbarste. Es hat halt nicht den ausgeprägten Charakter wie einige Meostigmate oder ein 35-KP aber dafür auch bei weitem nicht so einen gravierenden Abfall von Schärfe und Helligkeit zu den Rändern. Man kann es in manchen Situationen richtiggehend als normales Objektiv verwenden...![]()