Ich sehe eigentlich nur einen grundsätzlichen Vorteil beim Einsatz eines Shift-Objektives an digitalen Kameras: Man kann den Bildausschnitt und die Winkel der Linien schon beim Fotografieren festlegen und muss nicht darauf spekulieren, dass sich das nachträglich noch am Computer hinbiegen lässt - manchmal fehlt dann nämlich unerwartet ein wichtiger Teil des Motivs durch das Beschneiden, das automatisch mit der perspektivischen Korrektur einhergeht. Vor Ort kann man das meist mit einem geringfügigen Wechsel des Standorts beheben.
Von der Qualität des Bildes sieht man den Unterschied bei sehr guten Shift-Objektiven und hohen Auflösungen insofern als man bei der nachträglichen Korrektur am Computer sozusagen ein Pixel auf die Länge von anderthalb oder mehr Pixeln ziehen muss und dadurch die Schärfe verringert. Das spielt aber m.E. nur bei großen Ausdrucken eine Rolle.
Ein 35mm-Shift-Objektiv finde ich persönlich übrigens nicht so spannend, da man in diesem Brennweitenbereich noch eine andere Alternative zur Verfügung hat: Einfach ein weitwinkligeres Objektiv nehmen, senkrecht zum Motiv ausrichten und dann nachträglich ohne perspektivische Korrektur beschneiden - das hat exakt den gleichen Effekt wie ein Shift-Objektiv, nur dass man halt etwas an Auflösung verliert. An diesem Beispiel sieht man was ich meine:
Normales WW-Objektiv, leicht nach oben geneigt, um das Gebäude komplett zu erfassen, daher stürzende Linien:
shift-1.jpg
Gleicher Standort, Super-WW-Objektiv, waagrecht ausgerichtet, keine stürzenden Linien, aber jede Menge unnützer Vordergrund:
shift-2.jpg
Foto 2 asymmetrisch (unten) beschnitten, daher Ausschnitt ähnlich wie Foto 1 aber ohne stürzende Linien:
shift-3.jpg
Insofern vermisse ich ein Shift-Objektiv nicht solange ich genügend Reserve in Richtung kurze Brennweiten in ausreichender Qualität zur Verfügung habe. Das Gefummel mit einem Shift-Objektiv ist ja auch nicht unerheblich, gerade für einen Stativ-Muffel wie mich...