Mittelformatkameras sind nunmal keine "Action cams"... waren sie noch nie und ein vernünftiges Arbeiten mit ihnen setzte immer ein ordentliches Stativ, einen sehr guten Belichtungsmesser und viel Zeit voraus.
Daran ändert auch die heutige Herangehensweise von Amateuren nix, die nun glauben, weil die alten Mittelformat "Analogis" nun billig zu haben sind... und bei Dir ist es der typische Verlauf... beginnend bei der billigen noch zu reparierenden P6, einem klapprigen Stativ und der hinterher auftauchenden Erkenntnis, dass man mit denen ja LOW-Light mäßig kaum zurechtkommt aufgrund des fehlenden Verständnisses der dahinter stehenden Physik bei Zentralverschlüssen im Objektiv oder Kamera-Schlitzverschlüssen , die nunmal deutlich größer ausgelegt sind..
Dieser stückchenweise "Erkenntnisgewinn" ist amüsant zu lesen und nachzuverfolgen, nur sollte da schon jedem klar geworden sein, das 6x6 Kameras in ihrer "Blüte"-Zeit überwiegend in Studios an Blitzanlagen eingesetzt und im Freien zumeist ebenfalls überwiegend per Stativ genutzt wurden.
Hier kamen dann Vorzugsweise die Kameras mit Zentralverschlussobjektiven eben wegen der Erschütterungsproblematik zum Einsatz, da ein Tuch- oder Metalllamellenverschluss ja irrsinnige Beschleunigungskräfte erforderte und die auf den Body und damit die unterste noch sinnvoll mögliche Verschlusszeit einwirkten.
Auch die riesigen Spiegel, die dann hochklappten begrenzten ein solches System und zwangen in jedem Fall zur Spiegelvorauslösung und Arretierung in der Halteposition vor Ablauf des Vorhanges bei langen Belichtungszeiten.
Von einer solchen Kamera nun zu erwarten, dass sie - wie im Falle einer alten Pentax 6x7, die wir auch im Studio hatten - sich wie eine SLR in allen Bereichen, speziell im Low-Light Bereich - genauso einsetzen läßt, nur weil sie im Outfit ähnlich gestaltet ist wie eine SLR... geht weit an der Sache vorbei.
Selbst mit einer Hasselblad - ich hatte seinerzeit eine alte 500C mit Zeiss Zentralverschluss-Objektive in 50, 80, 150 und 210mm Brennweite, war das Stativ - ausser an guten und hellen Sonnentagen - war ein stabiles Stativ im Outdoorbereich immer Pflicht.
Daran wird auch eine Mamiya 645 (1000s) als Ersatz für Deine teilreparierte P6 nichts ändern.
Zudem kannst Du die meisten Mamiya AE Aufsätze die noch angeboten werden, eh vergessen, denn sie funktionieren meist schon lange nicht mehr zuverlässig und was auf Ebay '"an Kram dafür" so die Runde macht, sind eigentlich immer die gleichen defekten Aufsätze.. was ich bei meinen Info Einholungen selbst erfahren musste.
Ich hab hier nämlich selbst noch eine dieser Mamiya 645 in sehr gutem Zustand herumstehen - mit AE Prisma und Lichtschacht - die mir ein befreundeter Fotografenmeister vor einiger Zeit geschenkt hat und ich dieses GEschenk durch Zukäufe von Objektiven und dem Lichtschachtsucher noch etwas erweiterte. Aber beim AE Prisma war kein funktionsfähiges aufzutreiben.
Das AE Prismendach hat schon vor Jahren den Geist aufgegeben und ich habe bisher auch nur einen von vielen Besitzern gesprochen, deren Prisma funktionierte.
(die damit theoretisch mögliche 1/1000 konnt kein Prisma mehr im Zusammenspiel mit der Kamera erbringen)...
Insofern denke ich, das auch im Digitalzeitalter noch interessante Mittelformat sollte schon bei Hasselblad mit Zeiss-Objektiven beginnen oder man sollte es besser nachlassen und sich bewußt sein, das diese Kameras ihre Vorteile damals nur im Print von großformatigen Abzügen wegen des besseren Verhältnisses Nutzungsinformation zur Größe des Korns der Filmemulsionen bei der vorlagenbedingten geringerer linearen Vergrößerungserfordernis hatten.
Für diese von Dir geschilderten nur kleinen Abzüge in 20cm ist das relativ uninteressant.. und in der heutigen Zeit aus meiner Sicht heraus ein völlig verkehrter Ansatz in Sachen Mittelformat aus analogen Tagen.
Nur wirklich hochwertige Kameratechnik in dem Segment - Hasselblad und alle die mit Zentralverschluss-Objektiven arbeiteten - macht Sinn und führt auch heute noch zu guten Ergebnissen in den Vergleichen mit dem, was heute jede Einsteiger-Cam im Digitalbereich schon mehr leisten kann, wenn es nur um Abzüge bis 20cm geht.
Dagegen stehen die nun selbst erlebten Einschränkungen dieser Mittelformat-Technik alter Tage, insbesondere bei der immer extrem unsicheren und nur aus preislichen Kompromissen auch heut noch gehandelten "Altwracks" dieser Mittelformat-Bomber.